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Urban Type Walk: Schillerkiez

Urban Type Walk: Schillerkiez

Typografie im Schillerkiez: Was passiert, wenn sich die Stadt verändert?

Themenfindung: Veränderung im Kiez

Auf der Suche nach einem Thema habe ich viel hin und her überlegt: Was interessiert mich, was fällt mir auf? All die Schilder, Straßenschilder, U-Bahnstationen, Schaufenster- und Logogestaltung liefern so viel Input, dass es mir zunächst schwer fiel, mich auf ein Thema zu konzentrieren. Auf einem längeren Spaziergang durch den Schillerkiez, in dem ich wohne, sammelte ich zunächst viele verschiedene Eindrücke. Zuhause sortierte ich die Fotos und stellte fest, dass es große Unterschiede in der Gestaltung der Logos und Auswahl der Typografie gab, sowohl abhängig von der Ausrichtung des Ortes, als auch von der Zeit der Eröffnung der einzelnen Läden. 

Der Schillerkiez gehört aktuell zu den am stärksten von Veränderung und Umbrüchen geprägten Viertel in Berlin. Gentrifizierung und Zuzug, der große Durchlauf durch die attraktive Lage am Tempelhofer Feld und die Eröffnung vieler neuer Läden und Cafés verändern das Viertel ständig. Ich wollte wissen, ob sich diese Veränderung auch typografisch beobachten lässt und habe mir dabei folgende Fragen in Bezug auf den Schillerkiez gestellt:

Was passiert, wenn sich die Stadt so schnell verändert?

Lässt sich so etwas anhand der Schrift, der Typografie, selbst beobachten?

Wie wirkt sich das auf die Schriftgestaltung aus?

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Die Stationen

Aus der großen Auswahl an Fotografien der Typografie im Kiez habe ich einen Walk zusammengestellt, der zwischen 30 Minuten und einer Stunde dauern kann, je nachdem, wie viel Zeit sich jede Person nimmt. Der Walk führt von Süden über Westen bin zum nördlichen Rand und endet schließlich am mittig gelegenen Herrfurthplatz. Der Herrfurthplatz mit der großen Backsteinkirche gehört zum prominentesten Ort im Kiez und lädt zum verweilen ein. Hier findet sich auch eine Buch-Tausch-Station, in dem der Walk ausgelegt werden kann. 

Drei der insgesamt sechs Stationen beschäftigen sich mit Schildern aus den Zeiten, in denen der Kiez noch als günstigeres Viertel bekannt war und nicht sehr im Trend lag (Ehemalige Ingenieurschule, Bechereck Kneipe und die Änderungsschneiderei).

Die anderen drei Stationen sind alle neuere Läden und Orte, die es erst seit 2015 im Kiez gibt und damit in eine Zeit fallen, in der die ersten Gentrifizierungsprozesse im Schillerkiez sichtbar werden (L'Eustache Restaurant, Cotta Vintage, SP Contemporary Galerie). 

Hier seht ihr einige der vielen Schilder, die ich zu Beginn fotografiert habe:

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Erste Schritte: Planung und Erstellen der Map

Besonders die Frage nach der Map selbst beschäftigte mich. Ich hatte ein bisschen Respekt vor der Nutzung von Illustrator und InDesign und wollte erst die einzelnen Elemente wie Grundriss und Map Marker erstellen. Dabei orientierte ich mich an verschiedenen Grundrissen des Viertels, unter anderem von  der Website Queering the Map, 48 Stunden Neukölln und Google Maps. 

Ausgehend von diesen Grundrissen erstellte ich die eigentliche Map bei Illustrator in verschiedenen Versionen sowie die Map Marker der Stationen. Genau wie InDesign habe ich etwas gebraucht, um in Illustrator Pfade zu erstellen und letztendlich die Map, aber konnte mich dabei an den Videos und Erklärungen im Workspace orientieren.

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Format

Der erste Entwurf sollte eine verschachtelte Karte zum Aufklappen werden. Dafür probierte ich verschiedene Faltungen aus.

Im Seminar haben wir uns zu Beginn verschiedene Möglichkeiten der Faltung angeschaut, was sehr hilfreich war. Am Anfang dachte ich an eine Art Mini-Heft, ein Zine. Diese Idee habe ich allerdings verworfen und nach verschiedenen Falttechniken gesucht.

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Die Entscheidung, wie die Karte gefaltet werden sollte, ist mir nicht leicht gefallen, sodass ich die ersten Ideen und den ersten richtigen Entwurf im Laufe des Seminars geändert habe. Von einer sehr verschachtelten Karte, bei der mir die Faltung etwas unklar vorkam, habe ich mich schließlich für das quadratische Format 30x30cm entschlossen. Die Karte lässt sich gleichmäßig dreimal falten und gut mitnehmen. Sie hat quasi Hosentaschengröße und ist einfach wieder zusammen zu falten. Auch die Stationen sind in diesem Format abbildbar und gut lesbar.

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Schriftwahl

Für die Überschriften, Stationen und wichtigen Fragen auf der Map habe ich die Serifen Schrift Avara in Fett Kursiv ausgewählt. Auf der Website Velvetyne.fr kann man diese Schrift herunterladen. Die Schrift hat für mich etwas Erzählerisches, was zum Thema Veränderung und Geschichte des Schillerkiez' passt. Sie ist erinnert im Italic-Schnitt an klassische kursive Schriften,  wirkt gleichzeitig aber gebrochen, eckig und modern. 

Dazu passend habe ich eine serifenlose Schrift ausgesucht. Tatsächlich war ich hier etwas unsicher und musste erst etwas rumprobieren. Auf der Website Fontsinuse.com bin ich auf die Schrift Work Sans gestoßen und habe diese dann ausgewählt. Fließtexte im Glossar und für die Stationen sind in dieser Schrift gehalten.

Im Kurs haben wir uns gegenseitig verschiedene Foundrys vorgestellt. Das hat mir die Hemmung genommen, online nach passenden Schriften zu suchen und diese auszuprobieren. 

In den Textsatz Übungen im Kurs konnten wir Übungen zum Textsatz und Schriftbild machen. Manche Dinge wären mir nicht aufgefallen. Obwohl die Avara Schrift gut ausgeglichen ist, musste ich sie fürs Fine Tuning auf der Vorderseite selbst ausgleichen.

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Farbe und Papierwahl

Die Farbwahl veränderte sich im Laufe des Seminars immer wieder durch Feedback. Besonders die Frage: Welche Farben hat der Kiez?, half mir sehr weiter und führte schließlich zu der finalen Version. Zunächst hatte ich mir diese Frage nicht gestellt, sodass sich die Farbwahl etwas willkürlich anfühlte. Von Rosa/Blau wechselte ich zu Rosa/Grün, bis ich schließlich noch einmal im Kiez spazieren ging, um zu sehen, welche Farben dort besonders präsent waren (siehe Fotos).

Besonders blieben mir hierbei Beige/helle Gelbtöne, Backstein/Braunrot und Grüntöne im Kopf. Auf der Suche nach passendem Papier für den Druck fand ich buntes Tonpapier mit 140mg, das genau diese Farben hatte. Darüber entschied ich mich auch endgültig dazu, farbiges Papier zu nutzen anstatt die Farbe in InDesign als Hintergrund einzurichten. Dabei habe ich bemerkt, wie wichtig es für mich war, Prototypen zusammenzustellen und nicht nur am Laptop zu arbeiten.

In der finalen Version sind die Überschriften und wichtigen Fragen in Grün gedruckt, Straßennamen und das Glossar in Dunklem Braunrot und der Fließtext in Schwarz. Die Map selbst ist durch das Tonpapier in hellem Mintgrün, dunklerem Gelb und einem hellen Creme gehalten.

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Finaler Entwurf

Der finale Entwurf ist eine quadratische Faltkarte zum Mitnehmen und praktischem Zusammenfalten geworden. Tatsächlich habe ich am Ende gedacht, dass ein paar playful Elements schön gewesen wären. Um etwas Lockerheit in die Rastergestaltung hineinzubringen habe ich statt Bildern die wichtigen Fragen, die mich auch am Anfang beschäftigt haben, größer gesetzt und grün gefärbt, sodass sie den Text etwas aufbrechen. 

Hier seht ihr die Karte auf dem Walk im Schillerkiez vor Station 1 und einmal in der Eckkneipe Bechereck, wo man sich die Texte in Ruhe durchlesen kann.

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Schillerkiez Urban Type Walk.pdf PDF Schillerkiez Urban Type Walk.pdf

Details

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Abschließende Gedanken

Das Seminar und die Vorgehensweise im Seminar eröffnete mir auf jeden Fall einen anderen  Zugang zu einem Thema. Ich mochte die Verbindung aus praktischen Aufgaben und konzeptionellen Fragen sehr. Mein Studium der Europäischen Medienwissenschaft an der Uni ist ganz anders aufgebaut und ich fand es sehr bereichernd, einen anderen Umgang mit der Frage nach Gentrifizierung kennenzulernen.

Rückblickend habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, immer wieder kleineren Arbeitsschritte zu visualisieren um zu prüfen, ob sich Ideen auch wie geplant umsetzen lassen. Teilweise ist es mir schwer gefallen, Entscheidungen zu treffen. Das Feedback aus dem Kurs hat mir dabei extrem weitergeholfen. Trotz meinem etwas unsicheren Umgang mit InDesign bin ich am Ende sehr froh über das Seminar und nehme einiges daraus mit. Normalerweise bestehen viele meiner Projekte aus inhaltlichen Konzepten und deren wissenschaftlicher Bearbeitung und es war sehr spannend, eine andere Arbeitsweise kennenzulernen. Da ich das Format in 30x30cm angelegt hatte, überschritt es gerade so das A3 Format. Dieses wäre viel besser für den beidseitigen Druck geeignet gewesen und hätte Papier gespart.  Da ich darüber nicht nachgedacht hatte, musste ich viel mit dem Plotter experimentieren um schließlich einen genauen beidseitigen Druck zu bekommen. Das bunte Tonpapier, das ich dafür besorgt habe, habe ich davor passend zugeschnitten. 

Weiter war es hilfreich für mich, mehr über Textsatz und Mikro-Typografie zu lernen. Die verschiedenen Beispiele waren für mich eine gute Orientierung und Hilfe bei meinen Unsicherheiten im Umgang mit Schrift und Textsatz. Auch die Websites der unterschiedlichen Foundrys und Hinweise zur Schriftmischung waren sehr hilfreich für die Schriftwahl.

Aktuell denke ich darüber nach, die Karte nutzbar zu machen und an der Bücher-Tausch-Stelle auf dem Herrfurthplatz auszulegen und eventuell das Format noch einmal anzugleichen um den Druckaufwand etwas geringer zu halten.

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Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Projekt-Tagebuch

Betreuer_in

foto: Prof. Christina Poth

Zugehöriger Workspace

Type and See 2 – Urban Type Walk

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2023