In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Ein modulares Formensystem für die Glasproduktion.
Meine Recherche fokussierte sich auf moderne tschechische Glasproduktion bei der optische Effekte des Glases besonders im Vordergrund stehen.
Bei meinem jährlichen Besuch in Prag hatte ich ebenfalls die Gelegenheit mir viel Glas in echt anzuschauen. Ich besuchte den Showroom von Moser, Lasvit, Preciosa, und eine kleine Glashütte mit Museum mitten in der Altstadt. Dabei konnte ich mich mit einigen sehr offenen und auskunftsfreudigen Personen dort unterhalten.
In vielen Gestaltungsbereichen sind Systeme, die auf verschiedene Weisen flexibel sind, seit Jahrhunderten verbreitet. Im klassischen Buchdruck lassen sich die einzelnen Bleilettern beispielsweise immer wieder verwenden und neu anordnen, um neue Wörter, Sätze, und damit Bedeutungen zu bilden. Trotz einer fast ebensolangen Glastradition sind die verwendeten Formen selten veränder- oder anpassbar. Nach einer Zeit der Formenentwicklung ist die Produktion in einer gewissen Auflage vorgesehen.
Modularität lässt sich weniger in den konkreten Werkzeugen, eher in einigen Gestaltungsansätzen finden. Entweder in einer Serie an Produkten, wie zum Beispiel bei Wilhelm Wagenfelds zusammensetzbaren Glasboxen „Kubus“ oder als Gestaltung innerhalb eines Objekts, wie bei František Vízner. Dieser nutzte, besonders in seinen früheren Arbeiten, die Wiederholung als elementaren Gestaltungsansatz in Verbindung mit den optischen Qualitäten von Glas.
Einen erweiterten Anspruch an Flexibilität und Anpassbarkeit von Objekten fand sich besonders in modernistischer Gestaltung aus osteuropäischen Ländern wieder. Aber auch in eher künstlerischen Anwendungen, wie die oft sehr kleinteiligen Installationen der Firma Lasvit. Stilistisch orientieren sich die entstandenen Entwürfe ebenso an dem tschechisch geprägten Kubismus und Dekonstruktivismus. So leitet sich auch der Titel von den tschechischen Wörtern sklo (Glas) und skladáni (zusammensetzen) ab.
Eine besondere Stärke des Designs liegt in der Entwicklung von Systemen und strukturellen Ansätzen. Der Entwurf eines modularen Systems soll eine Zugänglichkeit der Formentwicklung für die Glasproduktion ermöglichen. Diese ist traditionell mit interdisziplinären handwerklichen Fähigkeiten verbunden. Unter Ausnutzung digitaler Entwürfe und Fertigungsverfahren (CNC-Fräsen) wird eine Präzision und Reproduzierbarkeit geschaffen, welche die Produktion der Module erlaubt. Nach diesem intialen Schritt unter Einbindung verschiedener Gewerke wird die Gestaltung der konkreten Form haptisch zugänglich und einfach verständlich. Von zuschauenden Kindern bis zu den professionellen Glasarbeitenden am Ofen können Formen spontan gebaut und verändert werden.
Dies erlaubt zum Einen die Gestaltung kohärenter Serien mit Varianz, als Referenz auf das klassische Glashandwerk, in dem ein Entwurf durch den Prozess leichte Unterschiede aufweist. Zum Anderen lassen sich Objekte für verschieden Zwecke mit formal-ästhetischen Zusammenhang produzieren, welche ebenso Unikate sein könnten. Die konkrete Kombination der Module kann dabei generativ zu neuen Funktionen führen.
Der erste Prototyp des Systems ist eine Reihe an zusammenhängenden Formen. Dafür wurde digital eine Kugel von einem Kubus abgezogen. Die Kugel bezieht sich dabei auf die natürliche Form, die Glas durch das Blasen annimmt; der Kubus bildet die Gegenform. Diese neu entstandene Form wurde mehrfach unterteilt, um insgesamt fünf verschiedene Module zu bilden.
Um das Grundprinzip des Formenbaus und der Abbildung im Glas zu testen, wurden symmetrisch, zusammenhängende Entwürfe umgesetzt, um erst noch in einer klareren Formsprache zu bleiben. Die entstandenen Objekte können als Tischleuchten genutzt werden. Ihre erkennbaren Kugelformen erinnern dabei an die Linsen in Leuchttürmen. Diese optischen Effekte durch die Brechung des Lichtes und der Projektion in den Raum hinein betonen die Allgegenwärtigkeit und Flexibilität von Glas.
Um das Formenprinzip grundsätzlich zu testen, hat Fabian Stetzler ausgehend von einer Skizze aus Fusion ziemlich präzise eine Negativform aus PU-Schaum gedrechselt, die dann in die einzelnen Module zerteilt wurde. Aus diesen habe ich eine neue Form konstruiert, welche wir mit Gips abgeformt haben.
Als erstes habe ich das Formenprinzip, welches ich mit Blender skizziert/erprobt habe in Fusion nachgebaut, angeordnet, und die Fräs-Jobs vorbereitet. Parallel dazu wurde durch viel Hilfe von Fabian Stetzler (da ich auch keinen Werkstattzugang habe) das Buchenholz durch abrichten, leimen und sägen in ein Brett aus 10x10 Elementen zusammengebaut, welches dann bereit für die Fräse war, an der mich Max Dohr unterstützte. Leider lief dort vieles mit dem Werkstück nicht besonders gut, da es sich immer wieder von der Opferplatte abhob. Dadurch trennten wir teilweise bereits gefräste Elemente ab. Bei einigen war ein Finishing auch nicht mehr sinnvoll durch den starken Versatz. Dies passte aber durchaus zu einer Idee, die ich vorher schon mal hatte, auch verschiedenen Oberflächenbeschaffenheiten auszuprobieren. Letztendlich erforderten die Module doch noch mehr Nachbearbeitung als ich gedacht hätte, aber funktionierten dann wunderbar.
Um mögliche Schwierigkeiten in der Produktion schon frühzeitig zu erkennen und eine gute Grundlage zur Kommunikation mit der Glasbläserin zu haben, haben wir ein Produktionsschema erstellt, welches die einzelnen Schritte listet. Bei mir ergaben sich keine besonderen Schritte, da es sich um eine recht gewöhnliche Arbeit mit einer Form handelt.
Eindrücke vom ersten Produktionstermin:
Bevor die Holzform zum Glasblasen verwendet werden kann, muss sie gewässert werden um der Hitze standhalten zu können. Es stellte sich sehr schnell heraus, dass sich meine kleinen Holzformen stark verziehen, teilweise bis zu 2mm und auch je nach Materialstärke unterschiedlich. Dadurch wurde mein gesamtes Stecksystem obsolet. Die spontane Lösung war die nassen Einzelformen in Heißkleber zu drücken, wodurch sie ausreichend fest hielten um die Form zu bewegen, sich aber für einen Wechsel noch recht gut lösen ließen. Das Umbauen der Formen dauerte dadurch allerdings auch etwas länger.
Präsentation bei der Werkschau (danke an Sara für den Aufbau):
Um die Gläser nutzbar zu machen, habe ich sie bei Berlin Glassworks nachbearbeiten lassen. Dort wurde der Überstand vom Glasblasen abgetrennt und die Kanten geschliffen.
Das eine Glas war an der Schnittstelle sehr dünn und hat Risse gebildet, wodurch es etwas weiter geschliffen werden musste. Generell gab es in den Gläsern noch ein oder zwei Risse, die mit UV-aushärtendem Resin versiegelt wurden.
Ich hatte anfangs etwas Bedenken ob ich diesen Kurs machen sollte, da es mein erster Produktdesign-Kurs war und dann gleich auch noch Hauptstudium. Doch das Thema Glas war viel zu verlockend und ich hatte sehr schnell das Gefühl meine Interessen auch im Produktdesign umsetzen zu können. Die Herausforderung, die sich natürlich ergab, war, dass ich zu keinen relevanten Werkstätten Zugang hatte bzw. das Können dafür nicht besaß. Dadurch ergab sich das, was ich auch generell für die wichtigsten Aspekte dieses Kurses halte: Die Zusammenarbeit mit anderen Menschen, sich auf deren Wissen und Fähigkeiten zu beziehen, sich seiner eigenen bewusst zu werden, und letztendlich in der Gestaltung die Flexibilität zu haben auf diese Interaktion einzugehen.
Eine Schwierigkeit, die sich besonders mit dem Material Glas ergab, war, dass wir nicht wirklich Sachen ausprobieren konnten und viel Zeit damit verbracht haben zu spekulieren. Dies war aber per se nichts Schlechtes und besonders spannend wurde es, als die Vermutungen auf die Realität der Glashütte getroffen sind. Allgemein habe ich durch die Arbeit an diesem Projekt eine unglaubliche Menge Neues gelernt, besonders durch alle, die mich dabei unterstützt haben!
Mit meinen fertigen Glasobjekten bin ich auch überaus zufrieden. Es hat natürlich nicht alles so funktioniert, wie es geplant war, aber wann ist das schon so. Darauf einzugehen und sich diesem Prozess hinzugeben ist eine Arbeitsweise mit der ich durchaus etwas anfangen kann.