In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Eine Auseinandersetzung zur Neubewertung KI-generierter Bilder im Kontext der Appropriationskunst.
Schon Walther Benjamin stand 1936 dem technischen Fortschritt und seinen Auswirkungen auf die Kunst äußerst skeptisch gegenüber. Er argumentierte damals gegen die Fotografie als wahrhaftiges Kunstobjekt (siehe: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit). Ein Diskurs, der momentan mit ähnlicher Dynamik im Kontext der fortgeschrittenen Entwicklung von AI (Artificial Intelligence) geführt wird. Noch nie war es so einfach, ohne viel Können kreative Inhalte auf einem Niveau zu produzieren, das bis dato nur mit massivem Zeitaufwand und jahrelanger Übung zu erreichen war. Künstler_innen und Gestalter_innen fühlen sich in ihrer Arbeit bedroht, denn die Chat und Text zu Bild AI genießen eine große Aufmerksamkeit.
Die prominenteste Frage, die in diesem Kontext gestellt wird, ist die nach der Originalität und des Urheberrechts der erzeugten Inhalte. Eine Frage, zu der rechtlich und ethisch bisher kein Urteil gefällt wurde und die es schon so lange gibt, wie der Mensch unter Zuhilfenahme von Werkzeugen kommerzielle Kunst produziert. In meiner Arbeit werde ich versuchen, den benannten Diskurs anhand von Beispielen in den Kontext der historischen und kontemporären Appropriationskunst und Bootlegkultur zu stellen. Auf Grundlage der Recherche wird unter Zuhilfenahme von AI ein graphisches Kunstobjekt konzipiert und umgesetzt. Das Objekt soll die Ergebnisse der durchgeführten Recherche kommentieren und durch die aufgeworfenen Fragen die subjektive Meinungsbildung der Betrachter_in befördern. Für die Umsetzung werde ich mich intensiv mit Prompt Engineering auseinandersetzen, der „Sprache“, um mit AI zielgerichtet zu gestalten.
Diese Arbeit ist als Plädoyer für die Gestalter_in/Künstler_in als Beobachter_in und Kommentator_in gesellschaftlicher Entwicklung zu verstehen.
A discussion on the re-evaluation of AI-generated images in the context of appropriation art.
In 1936, Walther Benjamin was already extremely skeptical about technical progress and its effects on art. At that time he argued against photography as a genuine art object (see: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit). A discourse that is currently being conducted with similar dynamics in the context of the advanced development of AI (Artificial Intelligence). Never before has it been so easy to produce creative content at a level without much skill, which until now could only be achieved with a massive investment of time and years of practice. Artists* and designers* feel their work is threatened as chat and text to image AI enjoys a great deal of attention.
The most prominent question raised in this context is the originality and copyright of the content generated. This is a question on which no judgment has been made legally or ethically, and which has been around for as long as humans have been producing commercial art with the aid of tools.
In my work I will try to put the named discourse into the context of historic and contemporary appropriation art and bootleg culture by means of examples. Based on the research, a graphic art object will be conceived and realized with the help of AI. The object is supposed to comment on the results of the research and to promote the subjective formation of the viewer's opinion through the questions raised. For the realization I will intensively deal with Prompt Engineering, the „language“ to design with AI in a goal-oriented way.
This work is to be understood as a plea for the designer/artist as observer and commentator of social development.
Nach der tiefen inhaltlichen Auseinandersetzung mit Appropriationskunst, Urheberrecht und KI geht es mir im praktischen Teil darum, die erarbeiteten Inhalte in einem Objekt zusammenzuführen. Es geht darum, den aktuellen gesellschaftlich-ethischen Diskurs um KI zu kommentieren, indem ich ein Objekt kreiere, das mit grafischen Mitteln die behandelten Fragen der Arbeit künstlerisch kommuniziert.
Hierfür nutze ich die Mittel der Appropriationskunst und übertrage sie auf die Arbeit mit Text-zu-Bild KI. Ich eigne mir hierzu eine Ausgabe des 032c_-Magazins an und rekontextualisiere es als pop-kulturelles Zeugnis der Gegenwart. Der Inhalt der Ausgabe spielt keine Rolle, da es in erster Linie darum geht, was die _032c ideell als „Institution“ transportiert. Als Modemagazin und Marke, die sich in der Antikultur beheimatet sieht, gibt es eine thematische Nähe zur Appropriationskultur der Fashionwelt. Gleichzeitig hat die 032c in ihrer editorialen Gestaltung viele Trends gesetzt, indem sie Dinge bewusst anders und gegen die vermeintlichen Regeln macht. Ihre Gestaltung hat maßgeblich zur Entwicklung der momentan kontemporären Anti-Ästhetik beigetragen. Als Fotografie-lastiges Magazin eignet sie sich perfekt als Vorlage.
Es sind zwei Magazine entstanden, welche zusammen mit dem Original alle denselben Inhalt abbilden. Neben dem Original gibt es ein Magazin ohne Bildinhalte, an deren Stelle die verwendeten Prompts abgebildet sind, und ein Magazin, welches inhaltlich die Ergebnisse vollständig nachbildet.
Die verschiedenen Magazine sollen den manuellen Aufwand der Aneignung reflektieren und gleichzeitig den Arbeitsprozess dokumentieren. Der Betrachter soll auf nachvollziehbarer Grundlage die Entscheidung treffen, ob es sich hier subjektiv um denselben Inhalt handelt und falls nicht, wo hier eine Grenze gezogen wird.
Für die Nachbildung der Inhalte wurde sich den Bildern durch reine Text-basierte Prompts angenähert. Der Aspekt, das die KI die original Inhalte nicht weiterverarbeitet hat, sondern lediglich nach meiner Beschreibung gehandelt hat, betont das massive Potential der KI. Die Ergebnisse sind deutlich auf meinen Lernprozess die KI zu bedienen zurückzuführen. Es wurde also nicht wie üblich die KI trainiert, sondern die Person vor dem Computer. Was dieses Verhältnis zwischen Mensch (Künstler_in) – Maschine zur eingangs gestellten Forschungsfrage beiträgt, ist der Arbeit im Anhang unter dem Punkt „Diskussion“ ausführlich zu entnehmen.
no32c, Original 032c, Prompt-Buch,
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Beispiele der kopierten Bilder aus der 032c.
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Präsentationskonzept für die Installation der produzierten Bücher
Die Installation wurde mit einem Monitor ergänzt, welcher die Inhalte der drei Magazine in einer Video-Loop darstellte, sowie mit eine Capsule-Collection an no32c-T-shirts. Diese trugen neben dem Logo, den Slogan „Dissociation by Association“, welcher das Konzept der Appropriationskunst referenziert.
Die Gestaltung der theoretischen Arbeit gehört zum Gesamtkonzept des praktischen Teils dazu und ermöglicht, sich eine fundierte Meinung über die entstandene Installation zu bilden. Da die entstandenen Magazine immer im Kontext der theoretischen Arbeit und umgekehrt zu betrachten sind, wurde diese im selben Format der entstandenen Magazine gestaltet. Um dennoch eine Abgrenzung zu den angeeigneten Inhalten der 032c deutlich zu machen, wurde der Inhalt unabhängig editorial gestaltet (ohne jedoch die Ansprüche einer wissenschaftlichen Arbeit zu vernachlässigen). In den graphischen Elementen werden imperfekte digitale Fragmente und Druckerzeugnisse referenziert (rechte Winkel & Überdruck). Zudem habe ich konsequent mit (vermeintlich erzwungenem) Blocksatz gearbeitet um ein möglichst statisch, generiertes Gefühl zu erzeugen. Die Farben wurden in Anlehnung an die 032c gewählt.
Die Schriften zur Ausgestaltung dieser Arbeit wurden bewusst recherchiert um den thematischen Rahmen zur Arbeit zu schließen. Verwendet wurden hierfür jeweils in verschiedenen Schnitten:
TeX Gyre Heros (Cn)
TeX Gyre Cursor
TeX Gyre Termes
Die Tex Gyre-Schriften leiten sich von der URW Nimbus Sans L, URW Nimbus Roman No9 L und URW Nimbus Mono L ab, welche sich wiederum an Helvetica, Times Roman und der IBM Courier orientieren. Sie wurden explizit für die Anwendung innerhalb des 1977–86 von Donald Knuth geschaffenen Textsatzsystems TeX entwickelt, welches zum Setzen und Drucken wissenschaftlicher Textdokumente dient. Das TeX_-System ist tief mit der Entwicklung anwenderbasierter Computer und den Grundlagen digitalen Satzes für Buchveröffentlichungen verbunden. Die Vorlage für die _TeX Gyre Cursor, IBM Courier, ist eine von Adrian Frutiger für elektronische Schreibmaschinen weiterentwickelte Variante der Courier. Die genutzten Schriften schlagen so einen Bogen zur Hauptschriften der 032c (Helvetica Neue und Times New Roman), zur Arbeit mit Text-basierter Computereingabe (IBM Courir), zum Aspekt der Aneignung und Weiterverarbeitung (Helvetica → URW Nimbus Sans L → TeX Gyre Heros), sowie zum formellen Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit (TeX).