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Not Your Inspiration Porn

In dem Kurs „Impact!“ im Sommersemester 2023 bei Constanze Hein haben wir uns mit der Frage auseinandergesetzt, welchen Impact Gestaltung hat und was jede/r dazu beitragen kann.

1. Themenfindung

Meine Themenwahl fiel sehr schnell, da ich mich schon seit längerer Zeit damit beschäftige. Ich habe mir die Forschungsfrage gestellt: Warum werden Menschen mit Behinderung in unterschiedlichen Medien oft besonders heldenhaft oder bemitleidenswert dargestellt?

Im Laufe meiner relativ umfangreichen Recherchereise ist mir der Begriff „Inspiration Porn“ immer wieder begegnet und so habe ich mich entschieden, meinen Fokus auf der Darstellung von behinderten Menschen in Spielfilmen unter diesen Aspekt zu legen.

Inspiration Porn
Das Ziel von „Inspiration Porn“ ist es, Menschen ohne Behinderung zu motivieren, anzusprechen oder zu inspirieren – auf Kosten der Erfahrungen und Erlebnisse von Menschen mit Behinderungen.

Die mittlerweile verstorbene australische Aktivistin Stella Young prägte den Begriff 2012. In einem TED-Talk beschrieb sie, dass behinderte Menschen oft als „Objekte der Inspiration“ herhalten müssten.

2. Konzept

Da ich sehr viel Zeit und Mühe in die Recherche des Themas gesteckt hatte, suchte ich nach einer passenden gestalterischen Lösung für dieses Projekt. Meine Wahl fiel dann auf ein A3 Plakat, welches auch als kleineres Format gefaltet weitergegeben werden kann.

Das Plakat richtet sich vor allem an Menschen, die keine Behinderung haben, aber Filme und/oder Serien konsumieren, in denen Behinderung eine Rolle spielt. Ich habe mich für eine rein typografische Auseinandersetzung entschieden. Zum einen, um möglichst viel wichtigen Inhalt zu vermitteln, und zum anderen, um zu vermeiden, entsprechende Bilder, Stereotypen und ableistische Darstellungen zu reproduzieren. Mir war es persönlich auch wichtig, mich vorher sehr viel zu informieren und mich zu belesen, um den richtigen und angemessenen Ton für dieses Projekt treffen zu können.

Mein Projekt möchte aufklären und informieren. Ich möchte ein Bewusstsein über die Darstellung von Behinderung vermitteln und warum das so passiert.

Da ich auch selbst Betroffene bin und früher immer nach einem „Vorbild“ in Film/TV gesucht, aber nicht annähernd gefunden habe, war dieses Projekt auch eine ganz persönliche Auseinandersetzung mit mir selbst.

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„Inspiration Porn zeichnet ein unrealistisches Bild von Behinderung, was schädlich für Betroffene sein kann, wenn es verinnerlicht wird.“ - Stella Young

Darstellung von Behinderung im Film/Serien

Inzwischen gibt es durchaus Fortschritte in der richtigen/angemessenen Repräsentation von Behinderung in Filmen. Trotzdem passiert es leider noch immer, dass Behinderte Charaktere als „Monster“ zugewiesen bekommen, oder zumindest etwas Böses, Abnormes oder Übernatürliches an sich haben.

Die Behinderung oder Entstellung wird als etwas Unmenschliches dargestellt, als Bedrohung, die man fürchten muss.

Die Darstellung von Menschen mit Behinderung in Filmen

https://miro.com/app/board/uXjVMPYW074=/

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Im Laufe des Projektes hat sich mein Blick auf die Film-und Serienlandschaft verändert und ich habe auch mein eigenes Konsumverhalten hinterfragt. Wie wird Behinderung in Film und Serien dargestellt? Warum wird es so dargestellt und damit immer ein ganz bestimmtes Bild von Behinderung vermittelt? Und so habe ich mich in ein Rabbit Hole begeben aus Serien und Filmen, in denen Behinderung eine zentrale Rolle spielt oder auch eher beiläufig behandelt wird. Ich habe Beispiele entdeckt, die negativ, einseitig und falsch über das Leben mit Behinderung erzählen. Aber ich habe auch Beispiele gefunden, bei denen ich selbst Spaß hatte, sie zu schauen, weil sie gut durchdacht, realistisch und einfühlsam mit dem Thema Behinderung umgehen und wirklich versuchen, Menschen mit Behinderung Raum zu geben.

3. Umsetzung

Ich habe das A3 Plakat als Vorder- und Rückseite gestaltet. Es funktioniert sowohl als Plakat zum An-die-Wand-hängen, als auch als gefaltetes Format zum Mitnehmen und Lesen wie eine Zeitung.

Das Plakat ist in zwei Farben, Magenta und Schwarz, gestaltet. Es gibt die Ebene der Typografie, die als Informationsträger auf der Vorderseite und Rückseite dient. Da habe ich typografische Unterschiede durch die Farbwahl und Punktgröße der Absätze vorgenommen. Ich habe darauf geachtet, dass alles gut lesbar ist.

Die Vorderseite funktioniert als Plakat durch den großen und präsenten Schriftzug „Not Your Inspiration Porn“. Zusätzlich findet man hier auch handschriftlich hinzugefügte Wörter, die mir bei der Recherche oder in Filmen aufgefallen sind. Diese Wörter sind auf der Vorderseite noch einmal als besonders wichtig durch die Handschrift von mir selbst hervorgehoben.

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4. Reflexion

Zum Design
Alles in allem bin ich mit der endgültigen Ausarbeitung dieses Projektes zufrieden. Ich habe durch dieses Projekt sehr viel über mich, aber auch über Gestaltung und Typografie gelernt. Es fiel mir zwischendurch sehr schwer, nicht wieder in meinen Komfortbereich mit Bildern/Illustrationen zurückzurudern, sondern mich einmal ganz bewusst mit Text und Typografie auseinanderzusetzen, im Nachhinein kann ich sagen, dass ich noch viel mehr Text hätte unterbringen können und das nächste Mal über eine Publikation nachdenken werde. Damit ich all den Informationen, die ich gesammelt habe, auch den richtigen Raum und Platz geben kann.

Zum Kurs
Der Kurs hat mir sehr viel Input zu verschiedenen Aspekten des Designs, aber auch zu meiner Arbeit gegeben. Ich fand es besonders gut, dass wir uns fast immer Zeit nehmen konnten, um Feedback zu bekommen und uns gegenseitig Feedback zu geben. Ich fand es sehr hilfreich, dass ich genug Zeit hatte, um in Ruhe zu recherchieren und mir zu überlegen, welches Medium ich bedienen kann/will. Es ging viel um unseren individuellen Prozess mit dem Thema. Allgemein bin ich froh, diesen Kurs belegt zu haben und kann sagen, dass ich wirklich etwas über mich, mein Designverständnis und den Impact, den ich vermitteln kann, gelernt habe. Das wird mich auch in Zukunft weiter bringen!

Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Studienarbeit im zweiten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Constanze Hein

Zugehöriger Workspace

Impact! – Überzeugen durch Gestaltung

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2023