Incom ist die Kommunikations-Plattform der Fachhochschule Potsdam

In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre

Incom ist die Kommunikations-Plattform der Fachhochschule Potsdam mehr erfahren

Mehr ist Mehr(ingdamm)

Das erste Projekt meines ebenfalls ersten Semesters an der FH Potsdam im Kurs „Type and See“, widmete sich der Analyse verschiedenster typografischer Zeichen und deren Besonderheiten. Diese sollten einer, von uns gewählten Straße in Berlin oder Potsdam entspringen, fotografisch festgehalten werden und letztlich auf Grundlage der jeweiligen charakteristischen Eigenheit in einem Fanzine dargestellt werden. Unterstrichen werden sollte das Layout durch einen freien, selbst-verfassten Text und gestalterischen Entscheidungen welche den Leser im Besten Falle auf eine Reise durch jene Straße einladen.

1. Welche Straße wähle ich? Welche Sprache spricht sie?

Als ich vor der Entscheidung stand, welche Straße sich in Berlin oder Potsdam am Besten für mein Fanzine eignen würde, war ich als geborene Kleinstädterin etwas von der Fülle an interessanten Optionen überwältigt. Nach ein paar Gesprächen mit Freunden aus Berlin, darüber welche Straßen interessante Typografie bieten, wich der Überforderung schließlich die Neugier - Nun hieß es: Kamera laden und ab zum Mehringdamm.

Kontaktabzug-1.jpgKontaktabzug-1.jpg
Kontaktabzug-2.jpgKontaktabzug-2.jpg
Kontaktabzug-3.jpgKontaktabzug-3.jpg

Mit jedem weiteren Schritt wurde mir bewusst, dass es sich als sehr schwer gestalten würde die Typografie des Mehringdamms in eine stilistische Schublade zu stecken. Vielmehr war der Mehringdamm in meinen Augen ein riesiger Möbelmarkt. Zahlreiche Sticker überklebten Graffiti, welches sich ohnehin schon bis zur Unleserlichkeit überlappte. Klimawandelbanner baumelten neben der strahlend-neuen Werbekampagne von Air-Berlin. Dönerbudenmenü neben Theaterplakat. Antifasymbol auf Afd-Werbetafel. 

Die Schriftsprache in dieser Straße hat nichts gemeinsam, bis auf eine Sache:  Sie ist viel.  Die Sprache dieser Straße ist sogar mehr als viel. Und somit stand mein Projekt von nun an unter dem Motto: 

Mehr ist Mehr.

Kontaktabzug-002.jpgKontaktabzug-002.jpg
Kontaktabzug-001.jpgKontaktabzug-001.jpg

2. Konzeptfindung & Umsetzung

Jetzt wusste ich also, dass ich den/die Betrachter*in meines Fanzines eine ähnliche überwältigende Fülle an Reizen und Informationen spüren lassen wollte. Ich möchte sie/ihn den Mehringdamm aus einer neuen Perspektive erleben lassen und die Atmosphäre sowie Gedanken übermitteln, die ich erfuhr als ich zum ersten Mal den Mehringdamm betrat.

20221113_191124_HDR.jpg20221113_191124_HDR.jpg
JIH_9760.jpgJIH_9760.jpg
JIH_9772.jpgJIH_9772.jpg

Geleitet durch all die visuellen Eindrücke entstand somit der Text. 

Um einen Überblick über all das Fotomaterial zu erhalten und entscheiden zu können, welche Fotos meine Botschaft am besten kommunizieren können, druckte ich sie in einem kleinen Format aus. Dann schnitt ich sie aus und begann meine erste grobe Vorstellung des Layouts entstehen zu lassen. Hierfür teilte ich den Text in sinnvolle Abschnitte, experimentierte mit der Komposition dessen auf der jeweiligen Seite, dachte über den Charakter sowie Inhalt der Seiten nach und wie sich dieser verändern würde um eine Geschichte zu erzählen. 

Als das grobe Konzept stand war schließlich auch klarer wie ich den zunehmenden Schwall an Eindrücken im Mehringdamm und daraus resultierende visuelle Überforderung darstellen will.

Die daraus entstandenen, ersten Doppelseiten stellten mich zwar nicht zufrieden, zeigten mir somit aber auch, was ich ändern müsste um das Projekt in eine stimmige Richtung zu lenken. Was ich bisher hatte, war eher ein undefinierter Haufen an vagen Vorstellungen. Doch das war gut so.

JIH_9754.jpgJIH_9754.jpg
20221121_160942.jpg20221121_160942.jpg

Was fehlte waren 3 wichtige Eigenschaften, ohne welche mein geplantes Design nicht aufgehen würde:

- Klarheit

- Wiedererkennungswert 

- unmissverständlicher Charakter 

Um dies zu erreichen, musste ich die Typografie, der Hauptfokus des Projekts, visuell vom Rest abheben - Sie sollte ohne Umwege ins Auge stechen. Deswegen verabschiedete ich mich von allen Graustufen. Nun gab es nur noch Schwarz/Weiß.

Schwarz und Weiß schaffte Kontrast, in Falle meines Projektes jedoch nicht unbedingt Wiedererkennungswert. Würde ich mich aber dazu entscheiden, mein Fanzine ganz klassisch mit dem Laserdrucker auf leuchtend gelben Papier zu produzieren, würde alles Wichtige sofort ins Auge fallen ohne mir Gedanken darüber machen zu müssen, inwiefern es mir möglich ist, ein so leuchtendes Gelb mit Druckerfarben entstehen lassen zu können. Auch kann ich somit dem ursprünglich, simplen Charakter ein Fanzines treu bleiben.

Auch entschied ich mich für die weitaus klarere Schriftart „Gogh -extra bold“ ohne Serifen, damit in der Flut an Typografie nicht zu sehr untergeht.  Der Plan war zwar, dass es dem Leser mit jeder umgeschlagenen Seite schwerer fallen sollte, den eigentlichen Text zwischen all den andern Buchstaben lesen zu können. Jedoch sollte es von Anfang bis Ende nicht vollkommen unmöglich sein.

Mit diesen neuen Erkenntnissen folgten lange Nächte, einige Testdrucke, zahlreiche Korrekturen, ein paar Tränen, aber nach gewünschten Resultaten auch Erfüllung pur!

JIH_9745.jpgJIH_9745.jpg
JIH_9748.jpgJIH_9748.jpg
JIH_9739.jpgJIH_9739.jpg
20221202_141733.jpg20221202_141733.jpg
20221202_141516.jpg20221202_141516.jpg

3. Das Fanzine

JIH_9668.jpgJIH_9668.jpg
JIH_9684.jpgJIH_9684.jpg
JIH_9681.jpgJIH_9681.jpg

move.gifmove.gif

Nun lag vor mir ein Fanzine auf das ich stolz bin. 

Stolz nicht nur auf all die Aspekte die erfolgreich verliefen, sondern auch auf all die Fehler welche später Korrekturen und dann schließlich neue Erkenntnisse über mich und Design wurden.

Während der Gestaltung meines ersten typografischen Projekts ist mir klar geworden, dass es nicht unbedingt viel theoretisches Lernen benötigt um sicherer im Umgang mit Typografie zu werden. Ich bin überrascht wie viel man man durch das Annehmen von Kritik, die Analyse von Arbeiten Anderer und anschließender Selbstreflexion über ein Gefühl für Typografie, gestalterisches Arbeiten und Methoden lernen kann. Wichtig ist dabei nur Offenheit für neue Inspirationen, Wege und Ideen zu bewahren, sich selbst herauszufordern und nicht zu sehr das Umwerfen der eigenen Pläne zu scheuen. Gleichzeitig sollte man jedoch nicht versuchen jemand Anderes zu sein, sondern sich darauf konzentrieren, inwiefern man mit seiner einzigartigen Perspektive auf ein Thema das jeweilige Projekt bereichern kann.

Außerdem bin ich meinem Ziel näher gekommen in meiner Arbeitsweise mutiger zu sein, aus meiner Komfortzone herauszutreten und in einer neuen Umgebung Inspiration zu suchen sowie freier in meiner Ideenfindung zu werden.

Viel Gelerntes aus den Erfahrungen, die ich durch dieses Projekt gemacht habe, wird mich auch in zukünftigen Projekten bereichern. Typografie, wo auch immer diese sein mag, sehe ich jetzt mit anderen Augen.

JIH_9700.jpgJIH_9700.jpg
JIH_9708.jpgJIH_9708.jpg
JIH_9709.jpgJIH_9709.jpg
JIH_9711.jpgJIH_9711.jpg
JIH_9716.jpgJIH_9716.jpg
JIH_9718.jpgJIH_9718.jpg
JIH_9721.jpgJIH_9721.jpg
JIH_9726.jpgJIH_9726.jpg
JIH_9730.jpgJIH_9730.jpg

Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Studienarbeit im ersten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Christina Poth foto: Felix Walser

Zugehöriger Workspace

Type and See

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2022 / 2023