In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Moortransformation - Die Rolle des Designs in gesellschaftlicher Transformation
„Moore sind aktuell in aller Munde“. Das ist durchaus doppeldeutig zu verstehen, denn nahezu alles Obst und Gemüse, aber auch Zierpflanzen und Sträucher sind einst auf Torf, also auf Moorbiomasse, gewachsen. Was derzeit aber am intensivsten diskutiert wird, ist die Rolle der Moore im Klimawandel (Joosten 2022). Intakte Moore sind nicht nur wertvoller Lebensraum für viele, teils seltene Arten, sondern binden auch dauerhaft große Mengen CO2. Auf nur 3% der Landfläche der Erde werden über 30% aller Kohlenstoffvorräte in Mooren gebunden, was doppelt so viel ist wie in der gesamten Waldbiomaße auf 30 % der Landfläche (Oekom e.V. et al. 2022). Durch Entwässerung kehrt sich dieser Prozess ins Gegenteil um: die in Form von Torf gebunden Treibhausgase (THG) geraten in die Atmosphäre und tragen maßgeblich zum Klimawandel bei – der Moorstandort wandelt sich von der CO2-Senke zur Quelle (Närmann et al. 2021). 98% der deutschen Moore sind entwässert. Diese Flächen verursachen derzeit 7% der gesamten Treibhausgasemissionen des Landes.
Im Pariser Kilmaabkommen von 2015 ist das Ziel, den Temperaturanstieg der Erde möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, formuliert. Das Erreichen der Klimaziele ist ohne die Revitalisierung der Moore nicht möglich (Oekom e.V. et al. 2022).
Moor Pavillon
Vom Juni bis September 2023 planen das Pommersche Landesmuseum und die Succow Stiftung als Partner im Greifswald Moor Centrum die gemeinsame Sonderausstellung „Moor - Geschichte, Gegenwart und Zukunft einer Landschaft in Pommern“. Hiefür wurde das Konzept für einen Moorpavillon entwickelt und die dafür nötigen Födermittel beantragt. „Als Eyecatcher soll dieser das Interesse der Öffentlichkeit an Ausstellung und Thema zusätzlich wecken.“
Frau Nina Körner hat mir das Angebot gemacht, den Moorpallion gestalten zu können.
Inspiration
Reet gehört weltweit zu den traditionell ursprünglichsten Baustoffen. Schon Funde aus der Jungsteinzeit (4000 - 1800 v.Chr.) werden mit der Verwendung von Schilf in Verbindung gebracht. Das verhälnismäßig einfach zu ver- und bearbeitende Material stand praktisch erntebereit an Gewässeränder zur Verfügung und war ein schnell nachwachsender Rohstoff.
Das Spannende daran ist die Art und Weise wie mit Reet gebaut werden kann. Mit diesem natürlichen Material lassen sich äußerst unkonventionelle, organische und freie Formen umsetzen. Zudem ensteht eine interessante, sich verändernderne, den Umwelteinflüssen anpassende Oberfläche. Ein Reetdach ist nach bis zu 60 Jahren komlpett kompostierbar und somit ökologisch. Das Bauen mit Materialien, welche in naher Umgebung auch zur Verfügung standen, hat also lange Traditon und gewinnt heute wieder mehr an Bedeutung.
Konzept
Der Pavillon steht für die Zukunft des Moores.
Einerseits sollen Moore in ihe ursprüngliche, nasse Form gebracht werden. Andereseit auf fortschrittliche und ökologische Art genutzt werden.
Die Verbidung von Fortschritt und Ursprünglichkeit wird durch das Material Reet auf eine tolle Weise hergestellt. Schilf als Urmaterial im Hausbau als ökologische Alternative in einer organischen futuristisch anmutenden Konstruktion.
Durch das Verwenden von Schilf und Erlenholz als Baumateralien aus dem Moor wird zudem die Produktion und zukünftige Nachfrage von Moorbiomasse zum Gestand des Objekts.
Der Pavillon soll Menschen dazu einladen, innezuhalten, Platz zu nehmen und darüber nachzudenken, was in Zukuft mit dem Moor aber auch mit unserer Gesellschaft passiren kann und muss.
“MOOR MUSS NASS!“ ist der stark vereinfachte Wahlspruch der Moorbewegung und diese Premisse fließt in das Design über.
Nach seiner Funktion als Einladung in die Austellung soll der Moor-Pavillon als Vogelobservatorium und Unterschlupf in einem nahegelegenen Moor stehen. Auch das wurde in der an die Natur angelehnten Form und auf langfristige Nutzung und Funktion ausgelegte Bauweise miteinbezogen.
Dieser Entwurf ist zum Zeipunkt dieser Arbeit der letze Stand und wird im kommenden Jahr 2023 dann ausgearbeitet und Umgesetz
Reflektion
Als ich mich für dieses Bachelorthema entschieden habe, war mir nicht klar, wo ich landen könnte. Mir war auch nicht klar, was für eine unglaublich komplexe und vielschichtige Thematik ich mir ausgesucht hatte. Nach und nach reifte die Erkenntnis, dass es sich um ein noch viel umfangreicheres, aber auch spannenderes Unterfangen handelt, als zunächst gedacht.
Die Herausforderung bestand in erster Linie darin, meine Rolle als Designer zu definieren. Hieß, das passende Projekt und vor allem die entsprechenden Ansprechpartner*innen zu finden. Ich wollte nicht im stillen Kämmerlein hypothetische Überlegungen anstellen, sondern einen wie auch immer gearteten Teil zu dieser Entwicklung beitragen. Zu meinem Glück haben sehr viele Menschen mit großer Offenheit auf mich reagiert. Das Interesse an einem Austausch und teilweise auch an einer Zusammenarbeit war spürbar da und dafür bin ich sehr dankbar. Auf diese Weise kam auch der Kontakt zu Nina Körner vom Greifswald Moorzentrum zustande. Sie hat mich mit der Gestaltung des Moor-Pavillons betraut. In diesem Ansatz sehe ich eine gelungene Verknüpfung der einzelnen Kompetenzen.
Design als Instrument zur Konsolidierung und Konkretisierung einer Vision oder Utopie. Als Knotenpunkt an dem sich Themen festmachen lassen. Als Manifestation von Ideen. Als bindendes Glied zwischen Wissenschaft und Kultur. Für mich kann Design diese Funktion erfüllen und ich habe mich in meiner Arbeit daran versucht. Ob es mir geglückt ist, muss jede*r für sich entscheiden. Jedenfalls war und ist dies Gegenstand meiner Arbeit und Aufassung von Design.