In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Dieses Arbeitstagebuches beinhaltet eine Kursdokumentation über das gesamte Verfahren des Plastischen Gestaltens. Dieses geht vom Suchen eines Gegenstandes, über zum Modellieren mit Ton bis hin zur fertigen Gipsform. Diese Dokumentation dient mir als Informationsgrundlage für eventuelle spätere Projekte.
Zuerst erhielten wir eine Einweisung in die Modellierwerkstatt in der FHP. Hierbei konnten wir erste Eindrücke sammeln und uns von anderen Werken inspirieren lassen. Anschließen klärte uns Jörg Misch über die verschiedenen Nachbildungsverfahren von Gegenständen oder Objekten auf. Hierbei wurden uns Grundlagen des plastischen Gestaltens vermittelt. Es ging darum, mit welcher Modelliertechnik man mit Ton richtig verschiedene Objekte nachbildet, um die verschiedenen Gießmaterialien wie zum Beispiel Beton, Gips und Silikon sowie und das Gießen an sich. Anschließend wurden uns geeignete Requisiten bzw. Werkzeuge zum Modellieren und Formen gezeigt. Für den Kurs sollten wir unsere eigenen Werkzeuge von zuhause mitbringen. Zu den wichtigsten Werkzeugen gehören:
Diese Werkzeuge dienen als Hilfsmittel zum Modellieren und Formen mit Ton und eignen sich ebenfalls Gestalten von Oberflächenstrukturen. Die Modelliermasse lässt sich mit den Werkzeugen antragen und abtragen.
Ich persönlich habe im laufe des Prozesses gemerkt, dass ich garnicht viele Werkzeuge benötige um an mein gewünschtes Ziel zu gelangen. Vieles lässt sich ebenfalls sehr sehr gut mit den Händen bearbeiten. Mir persönlich gefällt dies lieber, da ich mit meinen Fingern besser den Ton kontrolliert antragen und formen kann.
Um mit dem Prozess zu beginnen, war es nun unsere Aufgabe für den Kurs ein geeignetes Objekt zu finden, welches wir nachbilden können. Dieses wollte, wenn möglich in dessen Form fest sein, damit wir dieses Objekt über das gesamte Semester verwenden können. Es sollte keine Frucht oder Gemüse sein die in der Modellierwerkstatt verschimmelt und demnach die Form verändert.
Ich wählte eine Muschel, welche ich vor einigen Jahren in aus dem Meer in Ägypten gefischt habe. Diese ist fest und von der Form her interessant nachzubilden. Diese stellte sich in manchen Aspekten als Herausforderung heraus, da die Form meiner gewählten Muschel relativ komplex war.
Um zu versuchen den Gegenstand 1:1 zu kopieren, befestigten wir dieses Objekt auf einen keinen Stück Draht. Dies steckten wir in ein quadratisches Stück Ton um das Objekt Standfest zu machen. Bevor wir mit dem Modellieren anfingen, sollten wir uns unser Objekt genau betrachten um die Form im Ganzen richtig wahrzunehmen. Hierbei ist ein analytisches und genaues Beobachten besonders wichtig. Nicht nur zu Beginn, sondern im kompletten Verlauf des Modellierens und Formen ist dies sehr wichtig. Damit lernten wir unsere Augen zu Schulen und das Objekt von allen Seiten und von verschiedenen Winkeln zu betrachten.
Jörg Misch erklärte uns, dass eine sehr gängige Methode etwas nachzubilden das Modellieren mit Ton sei. Wir verwendeten hierbei das additive Verfahren. Beim additiven Verfahren wird Ton Stück für Stück angebracht bzw. Hinzugefügt. Um das Objekt genau zu Kopieren wird üblich beim Modellieren der Ton in kleinen walnussgroßen Stücken angetragen. Man fängt sehr klein an und arbeitet sich immer weiter vor. Stück für Stück trägt man immer mehr an und achtet dabei genau auf die Form des zu nachzubildenden Objektes. Dadurch nimmt man besonders genau das Original wahr. Der Ton wird beim Anbringen nicht glattgestrichen. Erst am Ende, wenn die Größe und die Form im Wesentlichen stimmen wird die Oberfläche bearbeitet. Hierbei sind die erforderliche Plastizität und Genauigkeit unerlässlich für ein optimales Endergebnis.
Zum Modellieren haben wir einen Modellierständer aus Holz verwendet. Dieser war auf einer Erweiterung befestigt. Diese konnte man in der Höhe verstellen und die Andere Platte auf welcher der Modellierständer stand dreht sich um die eigene Achse. Dadurch kann man sehr präzise arbeiten und das zu modellierende Objekt von allen Seiten bearbeiten.
Bei unserem Verfahren wird am Ende das modellierte Objekt aus Ton verfallen. Sobald wir den Gips auftragen, diesen aushärten lassen und wieder versuchen abzunehmen geht das Tonobjekt kaputt. Dadurch können wir die Feste Gipsschicht leicht entnehmen. Der Ton ist flexibel und sollte immer noch weich sein. Daher muss man darauf achten, den Ton ständig zu befeuchten. Außerdem trocknet der Gips ebenfalls den Ton aus. Dadurch wird das Entfernen der Gipsschichten erschwert.
19. April
26. April
3. Mai
10. Mai
Bei unserem Verfahren wird zuerst die eine Hälfte des Modeliierten Objektes eingegipst und dann die zweite Hälfte. Um den Gips einfach lösen zu können, muss man daher eine geeignete Mitte finden. Wenn man diese gefunden hat, bringt man eine kleine „Mauer“ aus Ton an. Diese trennt die beiden Hälften sauber voneinander.
Bevor das modellierte Objekt eingegipst wird, wird der Ton nochmals befeuchtet und anschließend mit einer flüssigen Seife eingepinselt. Dadurch haftet der Gips nicht am Ton und lässt sich demnach leicht entfernen. Beim Arbeiten in der Modellierwerkstatt habe ich allerdings diesen Punkt überhört. Ich befeuchtete den Ton und pinselte die erste Schicht Gips an. Erst als am Ende dann der Gips abgenommen werden sollte, erfuhr ich, dass wir den Ton einseifen sollten. Ich war super aufgeregt und hatte Angst das meine ganze Arbeit jetzt dadurch kaputt geht, weil sich der Gips nicht vom Tonobjekt lösen lässt. Allerdings war mein Ton immer noch ziemlich feucht und das hat ein Glück ausgereicht, damit wir erfolgreich den Gips lösen konnten.
Nun bereitet man den Gips vor. In unserem Kurs teilten sich jeweils zwei Personen einen großen 30kg Sack Modellgips Alabastergips. Bezahlt wurde dieser an dem Automaten im Hauptgebäude. Der Gips ist besonders fein gemahlen.
Der Gips wird üblicherweise in einem Eimer angerührt. Um Klumpen im fertigen Gips zu vermeiden, wird der Gips mit einer kleinen Schippe rieselnd in den Eimer gegeben. Nicht gleich alles auf einmal! Der Eimer hatte einen Durchmesser von ungefähr 25-30 cm. Diesen füllten wir zu 4-5cm mit Gips und anschließend mit kaltem klarem Wasser auf bis die komplette feine Pulver-Gipsschicht bedeckt war. Nun ließen wir den Eimer für 1-2 Minuten stehen, damit sich der Gips mit dem kalten Wasser vermengt. Anschließend rührten wir die Mischung mit einem Stab vorsichtig und gleichmäßig um. Dadurch entsteht eine gleichmäßig konsistente fertige Gipsmasse welche sich nun zum Auftragen eignen.
Wie schon erwähnt, wird der Ton zuerst mit einer dünnen Gipsschicht eingepinselt. Hierbei sollten wir vorsichtig mit einem Pinsel den flüssigen Gips an den Ton tupfen und nicht streichen, da durch das Steichen der Pinsel die Oberflächenbeschaffenheit des Objektes verändern kann. Es können ungewollte Pinselstriche entstehen oder man verstreicht Oberflächendetails, welche man beispielsweise mit einem Messer geritzt hat. Nachdem man die feine erste Schicht trocknet lässt, kann man mit den Spachteln beginnen. Ich allerdings pinselte meine Muschel öfter ein und ließ diese Schichten trockenen. Damit vermied ich, dass ich mit den Kanten des Spachtels ausversehen in den Ton reinritze.
Nachdem ich mein Objekt in mehrere feine Gipsschichten eingepinselt habe, fing ich an mit dem Spachtel den Gips aus dem Eimer auf das Objekt anzutragen. Ich wählte einen kleinen und mittelgroßen Spachtel, da die Form meiner Muschel relativ komplex ist und ich mögliche sich bildende Luftblasen vermeiden wollte. Dies ist sehr wichtig, denn Luftblasen im Gips können später ein Problem darstellen und im schlimmsten Falle die fertige trockene Gipsform an diesen Stellen einbrechen lassen. Dadurch wird das Gipsgießen wesentlich erschwert. Um an alle Ecken und Lücken meines Objektes ranzukommen und diese Luftblasen zu vermeiden, brachte ich den Gips ebenfalls mit meinen Händen. Dadurch konnte ich vorsichtig und genau mein komplexes Objekt gründlich eingipsen.
Wenn man mit der einen Hälfte fertig ist und diese bis zum Rand der kleinen Trennmauer eingegipst ist, lässt man das Ganze eine Woche lang trocknen. Dadurch härtet der Gips komplett aus und man kann die Trennmauer problemlos entfernen. Nun kann man mit der zweiten Hälfte nach demselben Prinzip weiter machen. Auch dies wieder eine Woche aushärten lassen.
Nachdem man alles schön trocken und aushärten ließ, ist es nun an der Zeit die beiden Gipshälften wieder vom Ton zu trennen. Zuerst muss man die Trennspur, also die Linie suchen, wo vorher die kleine Trennmauer aus Ton gestanden hat. Wenn man diese gefunden hat, muss man vorsichtig mit einem Spitzen Werkzeug und einem Holzklotz die Linie entlang versuchen, die gesamte Form wieder in zwei Hälften zu trennen. Dabei geht das Tonobjekt darunter kaputt.
Hat man dies geschafft muss man anschließend die Ton Reste in den beiden Gipsformen entfernen und auskratzen, damit eine saubere Gießform entsteht.
Anschließend legt man beide Hälften in ein kaltes Wasserbad für 5-10 Minuten und wäscht diese anschließend aus. Dadurch werden alle restlichen noch so kleinen Tonüberreste sorgfältig entfernt.
Wenn beide Formhälften sauber sind, streicht man diese von innen erneut mit der Seife ein. Dieser Schritt ist sehr wichtig, damit sich die fertige gegossene Muschel leicht von der Gipsform trennen lässt. Nachdem man beide Hälften sorgfältig eingeseift hat, muss man mittels eines Spanngurtes diese beiden wieder zu einer Form zusammenfügen. Anschließend wird dieser erneut an die Form mittels Gipses befestigt. Da ich wie bereits erwähnt vergessen hatte, die Trennwand der einen Gipshälfte einzuseifen, bevor man die zweite Hälfte des Tonobjektes eingipst, war es recht schwer die Trennlinie im komplett eingegipsten Körper später wiederzufinden. Daher mussten wir mit dem spitzen Gegenstand und dem Hammer mehrmals in den Gipskörper einstechen. Dadurch entstand beim wieder zusammenfügen der beiden Hälften ein großer Spalt. Diesen musste ich mit Papier und Gips wieder schließen. Die Stelle, wo der Holzstab sich befand dient nun als Gießloch. Um ebenfalls hier mögliche Luftblasen zu vermeiden, musste ich an zwei weiteren Stellen, rechts und links vom Gießloch, Löscher in die Form schleifen.
Nun kann man endlich damit beginnen, den Gips vorsichtig in die fertige Negativform zu gießen. Noch einmal die Form etwas schütteln damit sich der Gips überall festsetzt und diese vorsichtig abstellen und nicht mehr berühren. Jetzt heißt es eine Woche lang warten und gespannt auf das Endresultat sein!
Nach all dem ganzen Prozess, mit seinen Höhen und Tiefen, so viele Stunden die ich daran gearbeitet hatte und all meinen Bemühungen sowie die damit verbundene Angst, alles zu verlieren und am Ende ohne vorzeigbares Objekt dazustehen, war ich sehr aufgeregt den letzten Schritt nun anzutreten. Es war nun Zeit meine gegossene Gipsmuschel aus der Form herauszubekommen. Hierzu nimmt man sich wieder den Holzklotz und den spitzengegenstand um die Gipsform von der Gipsmuschel abzuklopfen. Dies ging bei mir relativ schnell und ich konnte die Gipsform in sehr großen Stücken abtrennen. Dies verdanke ich vor allem der Seife. An manchen Stellen war es allerding ein wenig schwieriger meine Gipsmuschel unter der Gipsform zu finden und freizuhämmern. Das Schwanzstück brach leider dabei komplett ab, da dieses in seiner Form recht klein, komplex und Detailreich war. Allerding habe ich es später geschafft das einzelne Stück von seiner Gipsmauer zu befreien und ich konnte das Schwanzstück an den großen Körper wieder ankleben. Den Kleber mischte ich ebenfalls mit Gips an. Nun habe ich die Muschel an manchen Stellen ein wenige geschliffen und an weiteren Stellen wieder etwas Gips angetragen, damit die Form wieder besser erkennbar ist. Und et voilà: meine Muschel ist fertig!
Der komplette Prozess vom Anfang bis zum Ende hatte so ziemlich seine Höhen und Tiefen. Es traten öfter kleine oder auch größere Probleme und Hindernisse au, welche ich aber rückblickend mit Bravour oder manchmal auch zugegebener Weise mit Glück gemeistert habe. Dafür, dass dies mein erster Versuch war, bin ich sehr zufreden mit dem Ergebnis. Allerdings hätte ich nach diesem Prozess und mit meinem jetzigen Wissen sehr gerne ein zweites kleineres Objekt gemacht.
Nichts desto trotz hat dieser Kurs und der Prozess ein rieseln Spaß gemacht und ich habe sehr viel mitnehmen können. Ich kenne mich nun in der Modellierwerkstatt gut aus und kann aus eigener Hand mit meinem dazugewonnenen Wissen weitere Objekte in Zukunft herstellen.