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51% - nohumananimal

Der Mensch hat eine Eigenart. Der Mensch kategorisiert, spezifiziert, definiert. Der Mensch grenzt sich ab und stellt sich über andere - Lebewesen. Menschen denken anthropozentristisch (Mensch als Mittelpunkt der Welt). Die Idee des Menschen drückt sich (in der europäischen Geschichte) 
in der Unterscheidung zum Tier aus (Mensch-Tier Dualismus). „Mensch“ entscheidet, welchen „Nutzen“ ein Tier hat. Spezizismus ist Größenwahn, ist aber vor allem, und hier wird es für nichtmenschliche Lebewesen gefährlich, Begründung einer Rechtfertigung. Der Rechtfertigung, nichtmenschliche Tiere zu töten, zu halten und zu beherrschen. Schweine und Katzen werden versklavt, unterscheiden sich in ihrer Art der Versklavung jedoch dadurch, dass Katzen in den meisten Kulturen der Erde nicht auf den menschlichen Teller kommen, während Schweine gefressen werden. Dabei ist der Körperbau aller Tiere eigentlich ein Beweis dafür, dass alle Lebewesen in irgendiner Art und Weise zusammengehören und sich lediglich mit unterschidelichen Ausprägungen entwickelt haben.

Nehmen wir das Beispiel des Vogelflügels. Dieser hat die exakt gleichen Knochen und den selben Aufbau wie der Arm eines Menschen. Doch Menschen verdrängen diese Fakten. Menschen, und damit pauschalisiere ich bewusst, sind Meister:innen im Schönreden, im rechtfertigen und erklären. Als Grundlage dazu dient der Spezizismus.

Noch immer essen menschliche Lebewesen Fleisch, halten Vögel in kleinen Käfigen, nutzen Tiere für Versuche.

Was aber, wenn die Evolution damals anders verlaufen wäre. Was, wenn eine Mensch-Tier Unterscheidung nicht möglich wäre, weil keine eindeutigen optischen und behavioristischen Zuordnungen mehr möglich wären. Was, wenn beim Anblick eines Kopfes nicht klar wäre, ob es sich um einen Hund oder einen Menschen handelt.

Die künstlerische Forschung 51% - nohumananimal wirmdet sich diesen Fragen. Den Ausgangspunkt bildet dabei ein Algorithmus. Ein Text-to-Image Algorithmus erschafft Lebewesen, welche aus Mischwesen bestehen. Basierend auf Texteingaben. Dabei bedient er sich aus einem riesigen Pool an Bilddaten, welche im Internet vorliegen und neu zusammengesetzt werden. Der Algorithmus fungiert als Spiegel der menschlichen Denke, da das Bildmaterial menschgemacht ist und nun neu zusammengesetzt wird. Der Algorithmus schafft es jedoch, neue Muster zu schaffen, neue Gebilde und Abbildungen zu generieren und somit alternative Blickwinkel zu schaffen.

Die Evolution hat kein Ende. Alles entwickelt sich ständig weiter, passt sich an, verändert sich. Und damit auch der Umgang mit den sich ändernden Lebewesen. 51% ist ein Versuch, diese Veränderung in ihrer Abstraktheit bildlich zu nutzen, um Grenzen verschwimmen zu lassen. Um nichtmenschliche Lebewesen eins zu machen mit menschlichen Lebewesen. Um Fragen zu stellen und Anregungen zu bieten.

Mensch-Tier

Tier-Mensch

Wie viel Mensch muss ein Tier sein, um nicht auf dem Teller zu landen?

Ein Anfang.

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Konzept

Denke an eine neue Geschichte. Denke an Evolution, an die Entwicklung der Spezien, an eine Neuordnung der Gattungen. Du findest Höhlenmalereien, von Lebewesen. Diese Lebewesen lassen sich von dir nicht zuordnen, sind Mischwesen einer alternativen Entwicklung. Mensch und Tier lassen sich nicht mehr unterscheiden, Zuordnungen nicht mehr möglich. Die Mensch-Tier Beziehung unserer Zeit hat versagt, da „mensch“ sich anthropozentristisch verhält. (Mensch als Mittelpunkt der Welt)Die Idee des Menschen drückt sich ( in der europäischen Geschichte) 
in der Unterscheidung zum Tier aus. Dieser Mensch-Tier Dualismus führt dazu, dass Tiere einen Nutzen zugeschrieben bekommen. 

Ich habe mir die Frage gestellt, wie genau dieser Dualismus, dieser tierleidbringende Spezizismus, verhindert werden kann.

  • Was passiert, wenn Grenzen verschwimmen, wenn keine bekannte 
  • Artenzuordnung mehr vollzogen werden kann
  • Wie können bekannte Dualismen aufgebrochen werden, wie kann Neues entstehen
  • Ab welchem äußeren Erscheinungsbild lassen sich keine Kategorien  mehr fassen (z.b. Nutztier, Haustier…)

Ich stehe also am Anfang. Am Anfang des Lebens. Wie können Lebewesen erzeugt werden, welche kein Produkt natürlicher Kreuzung sind, welche sich nicht durch bestehende Definitionen zuordnen und kategorisieren lassen und somit weder „nutzen“ noch „bestimmung“ haben.

Die Erzeugung durch „mensch“ erscheint als nicht sinnvoll, da in bestehenden mustern gedacht/er- geschaffen wird, somit nix neues entstehen kann. Behilflich ist mir daher ein Algorithmus. Dieser fungiert als neuordnende Maschine.

Das Projekt solll als interaktive Ausstellung funktionieren und umgesetzt werden.

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Umsetzung

Die Bilder wurden durch sogenannte Textprompts erzeugt. Durch Texteingabe wird dem Algorithmus vorgegeben, welche Bilder neu gebildet werden sollen. Dies kann beipielsweise folgender Prompt sein: 

„Ein Mischwesen aus Mensch und Tier sitzt auf einem Baum“

Ich erzeugte ebenfalls Bilder in einer bestimmten Reihenfolge, die sich nur minimal voneinander unterscheiden. Werden beispielsweise 300 Bilder aneinandergereiht, entsteht der Effekt eines Bewegtbildes. Um weitere dynamische Effekte zu erhalten, habe ich die Bilder und Videos mit einem Beamer auf mich selbst, Tonkacheln und eine LEinwand projeziert und dadurch mehr Tiefe und Dimensionalität erhalten. Ich wollte dadurch den Effekt erzielen, die Ebene der Zeidimensionalität aufzubrechen und somit noch mehr mit den Kreaturen zu verschmelzen. 

Die Tonkachel, auf die viele der Bilder projeziert wurden, ist das analoge Gegenstück zu den sonst sehr digitalen und futuristischen Artefakten. Das zusammenspiel der beiden Elemente schafft so einen archivischen Effekt, welcher wie in einem Museum die historischen Entwicklung der Lebewesen dokumentiert.

Projektvideo