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Ein innerer Dialog

Wann sprechen wir mit uns selbst? Oder besser: Wann tun wir es nicht? Wie verändern wir durch inneren Dialog unsere Handlungen und welchen Einfluss hat dieser auf die Reaktionen unseres Umfeldes?

Im Kurs „Making the in-between visible“ unter der Professur von Susanne Stahl im Sommersemester 2022 habe ich mich mit diesen und weiteren Fragen im Selbstexperiment auseinandergesetzt.

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Nur ein paar Gedanken?

Ob wir alleine sind oder uns gerade im Gespräch mit einer anderen
Person befinden, stets begleiten uns unsere Gedanken.
Viele davon richten sich an uns Selbst. Sie sind nicht für andere gedacht. Meist teilen wir sie nicht, sprechen sie nicht laut aus.
Gerade diese Dialoge machen etwas mit uns. Sie verändern das eigene Selbstverständnis, beeinflussen unsere Emotionen und Handlungen. 

Egal ob wir uns innerlich kleine Gedächtnisstützen bauen,
uns vorstellen wie andere auf unser Vorhaben reagieren könnten,
oder uns Selbst in Gedanken loben, kritisieren oder Anweisungen geben,
mit-sich-selbst-Reden gehört zu unserem Alltag und hat Einfluss auf uns, unsere Umwelt, unser inneres Erleben und Empfinden.

Unsere Selbstansprachen sind also weit mehr, als nur ein paar Gedanken. Sie sind Grundlage für Empathie, Wertschätzung und innere Kongruenz. Das gibt uns die Möglichkeit, durch das Bewusstmachen und Reflektieren des inneren Erlebens Einfluss auf unsere neuen Erfahrungen zu nehmen.

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Dialogbereitschaft

Die meisten von uns haben es spätestens in der Grundschule gelernt:
Ein Dialog zeichnet sich vor allem durch die Bereitschaft aus, zuzuhören und sich dem Gesprächspartner gegenüber respektvoll zu verhalten. Die Absicht soll darin bestehen, die andere Person zu verstehen. Man Selbst hofft ebenfalls auf Verständnis. 

Wenn wir ehrlich sind, ist es nicht immer einfach, Äußerungen mit denen man nicht übereinstimmt Raum zu geben oder gar für ganz gegenteilige Meinungen offen zu sein. So kann es uns auch im Selbstgespräch gehen. 

Sich selbst, mit allen Emotionen, Empfindungen, Werten, Vorstellungen und Eigenschaften in Gedanken zu akzeptieren kann schwer fallen.
Wenn wir also genau hier ansetzen, kann ein tieferes Selbstverständnis entstehen.

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Gläsern sein

Für die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema ging ich ins Selbstexperiment. Jeden Tag begleitete mich ein Buch, in dem ich meine persönlichen Gedanken festhielt. Ich wurde selbst zur Testperson und sammelte immer mehr Material. 

Mein Ziel war es, die inneren Dialoge authentisch und unverfälscht aufs Papier zu bringen und deren Inhalte dann möglichst verständlich und klar transparent zu machen: schlicht, pur und ehrlich.

Schnell bemerkte ich, dass ich begann zu verschleiern und zu zensieren. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, Dinge zu überarbeiten oder nicht zu erwähnen. Während des Schreibens strich ich durch und ersetzte meine Wortwahl.
Genau das, was ich ursprünglich nicht wollte.

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Form finden

Das ganze wurde eine Gradwanderung zwischen Authentizität und
Verständlichkeit, Transparenz und Wohlbefinden.

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Für die finale Publikation traf ich folgende Entscheidungen:

inhaltlich

Ich lege ein Raster an, welches ich, abhängig vom Textinhalt, breche.

Den Gedanken, sensible Inhalte original zu belassen, behalte ich bei. 

Ich konzentriere mich auf den reinen Text und lasse ab von komplexeren Gestaltungsideen.

Zu diesem Zweck verzichte ich auf meine Handschrift und entscheide mich für einen digitalen Font. 

Ich wähle eine fast klassische Serifenschrift, die sich dezent im Schriftbild unterscheidet. Dabei arbeite ich im Schnitt Regular und punktuell Italic.

Die Chronologie der Texte behalte ich bei. Auch Elemente wie Leerseiten oder Wiederholungen haben ihren Platz.

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Das Bedürfnis, Geschriebenes nachträglich zu verändern, wandle ich in ein Gestaltungselement um, sodass es ebenfalls seinen Platz findet:

Ein Gedankenfaden zieht sich durch das Buch. Er bewegt sich um, durch und über den Text. Dabei verliert er sich, verknotet und verknäult, entwirrt sich, verschwindet und taucht wieder auf. - je im Zusammenhang mit den festgehaltenen Gedanken auf den Seiten.

Ich zeichne diese „Leitlinie“ analog in jede Ausgabe meines Buches.

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Die Inhalte lasse ich miteinander agieren.

Zur Visualisierung von Zusammenhängen arbeite ich zum Beispiel mit dem Durchschimmern des vorangegangenen Textes auf der Folgeseite.

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formal

  • 100 x 140 mm
  • Hochformat
  • 60 Seiten
  • Eigens angefertigte Fächerklebebindung  (Fünf Exemplare)
  • Türkisfarbiger Umschlag f.color Feinleinen in 120g/m²
  • Inhaltspapier Munken Pure mit 100g/m² Grammatur
  • Schwarz-Weiß-Print
  • manuell ergänzter Strich mit COPIC ML Schwarz 0.1 mm
  • Schriftart „Rosart“ der Camelot Typefaces von Katharina Köhler, 2011

Rückschlüsse

„Wie kann Design dazu beitragen, das Bewusstsein zu verändern oder zu erweitern? Wie lassen sich [..] neue Wege zur Visualisierung von Dialogen hervorbringen? Wir geben dem Experiment Raum für ungewohnte Blickwinkel.“  - Auszug aus der Kursbeschreibung

die Publikation

Entstanden ist eine Übersetzung von Auszügen meines inneren Dialoges in Buchform. 

Ich selbst bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und vor allem auch davon überrascht, was ich innerhalb dieses Halbjahres geleistet und dazugelernt habe.

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der Kurs

Das wöchentliche Feedback hat meine Arbeit stark beeinflusst:

Bereits nach dem Austausch in der ersten Kurswoche wechselte ich, von einer meiner ursprünglichen Ideen (gestalteten Instagrambeiträgen mit dem Ziel, Selbstwertschätzung und Reflektion von Autokommunikationen anzuregen) zum persönlichem Experiment und der Auseinandersetzung mit meinen eigenen Gedanken. Schnell wurde das Vorhaben zu einem Herzensprojekt.

Die kontinuierlich hohe Masse an Feedback wirkte zunächst etwas einschüchternd auf mich. Manche Aussagen, zum Beispiel auf Illustrationen und Fotografien komplett zu verzichten, fühlten sich zunächst ein wenig wie Verbote an. Nachdem ich mich auf sie eingelassen hatte, stellten sich diese als inspirierende Empfehlungen heraus.

Von der Motivation vermeintliche Banalitäten weiterzuverfolgen, weil diese auch interessant sein und Spannung erzeugen können, 
zur Ermutigung ungefilterte Inhalte zu teilen und sich im Kopf von den Gestaltungskonzepten und Erwartungen an das Design frei zumachen,
bis hin zum Austausch über gesammelte Inhalte und Gestaltungsideen,
die Rückmeldungen und Kritiken des Kurses waren unglaublich präsent und konstruktiv.

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- Rundgang in der Fachhochschule Potsdam, am 15.07.2022

Auch durch Inspirationen in Form von Literatur und visuellen Input oder der Empfehlung von Ressourcen oder Veranstaltungen glänzte dieser Kurs wie keiner den ich bisher hatte. Ein großes Danke dafür an Susanne Stahl.

Im Rahmen des Kurses trat ich zum ersten Mal in Kontakt mit einer TypeFoundry und bekam TrialFonts zur Verfügung gestellt. Davon erwarb ich dann auch meine erste gekaufte Schrift.

Selbst das Arbeiten im selben Raum führte regelmäßig zu anregenden Gesprächen aus denen neue Ideen entstanden sind. Dafür bedanke ich mich bei allen Kommiliton*innen und freue mich schon, einige von euch in anderen Kursen wiederzutreffen.

Alles in allem war es wohl einer meiner bisher arbeitsintensivsten Kurse und ich bin froh darüber!

Danke für alles!

Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Studienarbeit im zweiten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Susanne Stahl

Zugehöriger Workspace

Making the in-between visible

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2022