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Verschwundene Dörfer

Seit Ende des 2. Weltkriegs wurden über 300 Dörfer in Deutschland für den Abbau von Braunkohle abgerissen. Über 120.000 Menschen wurden umgesiedelt. Mithilfe einer Datenvisualisierung im Scrollytellingformat wird die Geschichte des Tagebaus in Deutschland erzählt und die verschwundenen Orte wieder sichtbar gemacht.

Thema

Das Thema Tagebau in Deutschland beschäftigt mich besonders seit den Protesten, der Besetzung und der Räumung des Hambacher Forst 2019. Durch die Verfolgung der Protestaktionen von „Ende Gelände“ in Lützerath lernte ich den Aspekt der Enteignung und Umsiedelung von Dörfern in diesem Zusammenhang kennen. Dörfer, die dem Ausbau des Kohleabbaus im Weg stehen dürfen in Deutschland zwangsenteignet und zerstört werden. Die Bewohner*innen werden in diesem Fall in andere Orte umgesiedelt.

Mit meinem Projekt möchte ich eine Geschichte des Tagebaus in Deutschland erzählen und die zerstörten Dörfer mithilfe einer Datenvisualisierung sichtbar machen.

Daten

Die öffentliche Datenlage zu Ortschaften, die durch Tagebau zerstört wurden ist nicht besonders gut. Die gesamte Visualisierung stützt sich daher auf zwei Listen von Wikipedia, die teilweise und vollständig zerstörte Ortschaften auflisten. Zur weiteren Verarbeitung schrieb ich ein Script zum Scrapen, Vereinheitlichen und Formatieren der Daten. Ortschaften, die zurzeit von Umsiedlung bedroht sind fügte ich auf Basis von Angaben von „Alle Dörfer bleiben“ händisch hinzu. 

Da sich nicht ohne Weiteres der genaue Standort jedes Dorfes ermitteln ließ, nutzte ich die Koordinaten des zugehörigen Tagebaus, dem das jeweilige Dorf weichen musste. Für die Verzeichnung von heute noch aktiven Tagebaufeldern auf der Karte wurden Daten von Open Street Map verwendet.

Design

Das Design ist minimalistisch gehalten und bedient sich starker Kontraste in Farbwahl und Typografie, die die Dramatik des Themas unterstreichen sollen. Der fette, schmale Schriftschnitt der Roboto in den Überschriften unterstützt den aktivistischen Charakter der Seite. Die Karte ist reduziert auf Grautöne und Labels von Städten, um die ehemaligen Dörfer besser verorten zu können. Außerdem sind Gewässer farbig hervorgehoben, da viele ehemalige Tagebaugruben im Zuge von Renaturierungsmaßnahmen geflutet wurden und heute riesige Seen bilden. Ein Orangeton dient als Auszeichnungsfarbe um die Beziehung zwischen Scrollytelling-Texten und der Visualisierung herzustellen. Die Ausarbeitung des Designs entstand in Wechselwirkung zwischen Skizzen, Prototyping in Figma, Versuchen mit D3 in Observable, Gestaltung in Mapbox Studio und der Programmierung der Website.

design-skizzen.jpgdesign-skizzen.jpg
design-mood.jpgdesign-mood.jpg
test-observable.pngtest-observable.png
design-figma.jpgdesign-figma.jpg

Development

Für das Development verwendete ich das JavaScript Framework React zusammen mit dem Site Generator Gatsby. Die Kartenvisualisierung basiert auf Mapbox GL. Für die etwas herausfordernde Umsetzung des packed-circle-charts auf der Karte verwendete ich zunächst ausschließlich die JavaScript Library D3 zur Generierung von SVGs, was leider zu einem sehr ruckeligen Ergebnis führte. Hier gab mir mein Kommilitone Gustav einen entscheidenden Tipp (Danke!) zur Umsetzung mit Mapbox Markern und D3 zur Berechnung der circle-packs. Die Website ist Responsiv für alle Screengrößen optimiert.

title.pngtitle.png
Cospuden.pngCospuden.png
Revier-1.pngRevier-1.png
Espenhein.pngEspenhein.png
Hambach.pngHambach.png
explore.pngexplore.png

Fazit & Reflektion

Der kurze theoretische Input zu Beginn des Kurses half mir einen guten Start in die Thematik von Kartenvisualisierungen zu finden, was davor für mich fast komplett neu war. Der Fokus des Kurses auf die praktische Arbeit, ermöglichte mir viel Zeit auf Details in der Gestaltung der Karte zu legen und mit Schwierigkeiten im Development umzugehen. Dabei war das Feedback des Kursleiters sehr hilfreich um Prioritäten in der Konzeption und Umsetzung des Projekts zu setzen. 

Ich hatte das Glück sehr schnell ein Thema zu finden, dass mich begeistert. Auch deshalb ist das Endergebnis meiner Ansicht nach eines meiner besten Studienarbeiten geworden. Es gibt jedoch auch noch einige Defizite in der Ausarbeitung des explorativen Parts der Visualisierung und im Storytelling, dass einen stärkeren Fokus auf die Geschichte der Orte legen könnte. Falls ich nach meiner Bachelorarbeit noch Zeit finde, würde ich gerne im Austausch mit den Gruppen „Ende Gelände“ und „Alle Dörfer Bleiben“ die Story besser ausarbeiten und die Website größer vermarkten.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Interfacedesign

Art des Projekts

Studienarbeit im zweiten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Dr. Sebastian Meier

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2022

Keywords