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Coco Chanel

Im Kurs Design-Persönlichkeiten setzte ich mich intensiver mit Coco Chanel auseinander.

Wissenswertes

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Gabrielle Bonheur Chasnel war einst der Name der späteren Berühmtheit. Durch einen Schreibfehler auf der Geburtsurkunde und die Annahme ihres Künstlernamens als Sängerin kam es dann zu 'Coco Chanel'.

Coco Chanel war weltbekannte Modedesignerin und Unternehmerin aus Frankreich.

Ihr Vater, Henri-Albert Chasnel, ging als Hausierer handelnd von Haustür zu Haustür. Ihre Mutter, Eugénie Jeanne Devolle, arbeitete als Wäscherin. Neben Coco hatten Henri-Albert und Eugénie Jeanne noch fünf weitere Kinder [Julia (1882), Antoinette (1887), Alphonse (1885), Lucien (1889) und Augustin (1891)]. Coco stammte demnach aus armem Hause und hatte nicht die besten Grundbedingungen, um später in Reichtum und Erfolg zu baden.

Nach dem Tod der Mutter im Jahre 1895, wurde sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von ihrem Vater ins Waisenhaus gebracht. Dieser wanderte daraufhin nach Amerika aus und ließ sich nie wieder blicken. Im Waisenhaus lernte Coco zu Nähen und erfuhr grundlegende Bildung.
1091 zog sie aus dem Waisenhaus aus und genoss noch ein weiteres Jahr der dort angebotenen Bildungsangebote.

Im Jahr 1093 arbeitete Coco als Angestellte in einem Babyartikelgeschäft. Nebenbei nahm sie private Aufträge als Schneiderin an, um sich etwas hinzuzuverdienen. Ein weiterer Nebenverdienst Cocos, war das Auftreten als Gastsängerin in diversen Clubs, unter anderem dem Grand Café.

1906 lernte sie Etienne Balsan kennen und knüpfte erste wohlhabende Kontakte. Durch seine Unterstützung konnte sie bereits vier Jahre später ihr erstes Hutatelier in Paris eröffnen. Drei Jahre später, 1913 kam es bereits zur Eröffnung ihrer Modeboutique im Seebad Deauville. Zu dieser Zeit begann Cocos Erfolg, welcher vor allem auf ihre damals revolutionäre Damenmode zurückzuführen war. So entwarf sie kurze Röcke, bequeme und funktionelle Kleidung, lose Oberteile und ließ sich obendrein mit einem damals sehr ungewöhnlichen Kurzhaarschnitt blicken.

Mit der Gründung ihres Parfümverkaufs kam es zum endgültigen Durchbruch. Der fünfte Entwurf in Kooperation mit Ernest Beaux basierte auf einem Ungleichgewicht der Inhaltsstoffe und gefiel nicht nur Coco persönlich, sondern auch der ganzen Welt. Es gilt bis heute als Verkaufsschlager. In seinem simplen Flakon und mit seinem einzigartig anderen Duft, hob es sich von den Parfüms der Zeit deutlich ab.

1931 wurde Coco nach Hollywood eingeladen, um die Stars in passende Kleider zu hüllen. Auch wenn ihre Mode nicht extravagant genug gewesen war, fand sie auch dort weitere Fans.
Ein Jahr später glänzte sie mit einer Schmuckkollektion, welche sich besonders durch hochwertige Diamanten auszeichnete.

1937 bezog Coco eine Suite im Ritz, in welchem sie später auch Kontakt zu dem deutschen Diplomaten Hans Günther von Dincklage knüpfte, welcher ihr bei der Befreiung ihres Neffen aus einem Kriegsgefangenenlager half.

Zwei Jahre später zog sich Coco aus dem Geschäft zurück und über 4000 Angestellte verloren über Nacht ihren Arbeitsplatz. 1940 versuchte sie nach Paris zurückzukehren, jedoch fiel sie durch die Kontakte während und nach der Kriegszeit in Ungnade, sodass sie 1944 von Dincklage in die Schweiz folgte. Dort lebte sie mit ihm bis 1954. Es wird angenommen, dass dieser sie finanziell unterstützte und sie auf diese Weise zum Schweigen brachte.

1954 kam es zur Wiedereröffnung ihres Modegeschäfts, welches nach anfänglicher Skepsis sehr gut lief.

Mit 87 Jahren verstarb Coco in ihrer Suite im Ritz. Ihre letzten Worte seien gewesen: „So stirbt man also“.

Werke (Beispiele)

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Im Interview

Wie sind Sie zum Design gekommen? In welchem Alter haben Sie angefangen Design zu machen?

Zum Design gekommen bin ich mehr oder weniger durch mein Schicksal. Nachdem mein Vater mich und meine Geschwister nach dem Tod meiner Mutter ins Waisenhaus gab, erlernte ich dort die Grundlage für meine spätere Passion. Und zwar das Nähen. So richtig ausleben konnte ich meine Leidenschaft durch die finanzielle Unterstützung Arthur Capels. Ihm sei Dank konnte ich eigens kreierte Hüte in meinem ersten eigenen Modegeschäft verkaufen.

Gab es einen oder mehrere Schlüsselmomente, der Ihre Entscheidung, Designerin zu werden beeinflusst hat?

Ich hatte nicht die besten Voraussetzungen, um erfolgreich zu werden und ein selbst bestimmtes Leben zu führen. Doch wie es die Liebe so wollte, konnte ich mit meinem Ehrgeiz und meiner Überzeugungskunst schon bald meine eigenen Wege gehen. Hätte ich dieses Glück nicht gehabt, so wäre ich wohl nie so weit gekommen.

Wo hat der erste Kontakt mit Design stattgefunden?

Das ist schwer zu sagen. Ich denke die Muster und Einrichtung des Waisenhauses waren mein erster bewusster Kontakt zum Design. Als ich dann erwachsen wurde und mich in Korsetts und engen Kleidern wiederfand, hatte ich zumindest meinen ersten negativen Kontakt zum Design. Dieser führte schließlich auch dazu, dass ich etwas an der damaligen Mode ändern wollte.
Ich erfuhr durch die Baukunst und Einrichtung des Waisenhauses außerdem einen Sinn für Ästhetik, welcher sich auch viele Jahre später in meiner Arbeit wiederfinden ließ.

Warum machen Sie Design?

Es erfüllt mich und ich kann anderen Menschen, vor allem Frauen, helfen, mehr Selbstbewusstsein zu erhalten und zu sein, wie sie es sich wünschen.

Würden Sie sich selbst als Designerin bezeichnen? Wenn ja, als was für eine Designerin sehen Sie sich?

Ja, durch und durch. Ich bin Modeschöpferin. Ich sehe mich als eine Designerin, die Veränderungen in die Welt trägt und sich auf das Wesentliche konzentriert. Natürlich finde ich luxuriöse Mode schön, doch sollte dies nie das Hauptaugenmerk meiner Kleidung sein. Schlicht und elegant, das reizte mich am meisten.

Welche Person hat Sie in Ihrem Beruf besonders beeinflusst/geprägt? Und welche tut das heute noch?

Oh, mich haben viele Personen beeinflusst. Ich liebte den Austausch mit Misia Sert ganz besonders. Auch Pablo Picasso und Jean Cocteau waren wichtige Personen meines Lebens. Sie haben mich inspiriert und mir Energie für mein Schaffen geschenkt.

Misia Sert: Muse, Freundin, Förderin vieler Künstler/innen (Vater Bildhauer, Mutter Cellistin, wuchs privilegiert auf)

Pablo Picasso: Maler, Grafiker, Bildhauer (Vater Maler & Lehrer)

Jean Cocteau: Schriftsteller, Filmregisseur, Maler (Vater erfolgreicher Anwalt, Mutter reiste viel mit ihm)

Wird Ihre Arbeit von Auftraggebende beeinflusst? Was denken Sie darüber?

Ich habe zweimal für Hollywood gearbeitet. Es war ein rentabler Job und auch eine aufregende Zeit. Auch wenn ich meine eigenen Kreationen schaffen sollte, beeinflussten mich immer wieder die Anmerkungen der Stars und vor allem ihr Ego brachte mich dann dazu eine solche Kooperation kein weiteres Mal einzugehen. Es hat mich gestört, dass die Zurschaustellung der eigenen Person so viel bedeutender war, als das Tragen passender Kleidung. 

Wie inspirieren Sie sich?

Viele Modekreationen, welche ich für Damen entwarf hatten ihren Ursprung in der Herrenmode. Ich denke aber auch, dass meine Inspirationen vor allem aus der Natur und aus bereits vorhandenen Mustern kamen. Allerdings habe ich mich nie aktiv hingesetzt und mich gefragt, was mich inspiriert, sondern meiner Kreativität freien Lauf gelassen und gestaltet, was ich für schön empfand.

Machen Sie gerne Auftragsarbeiten oder freie Projekte? Warum?

Ich bevorzuge stets freie Projekte. Bis auf die Hollywoodgeschichte, habe ich keine Aufträge in diesem Sinne angenommen. Ich habe einst für eine Show Kleider entworfen, doch auch da war ich frei in meinem gestalterischen Schaffen. Mag gewiss auch daran gelegen haben, dass ich das Projekt geheim mitfinanziert habe.
Also um es auf den Punkt zu bringen: freie Projekte sind die Projekte, für die es sich zu arbeiten lohnt. Wie die Bezeichnung schon vermuten lässt, ist man wesentlich freier und muss sich nicht an irgendwelche Vorgaben anpassen. Mir war es eh ein besonderes Anliegen mich selbst zu entfalten.

Was war Ihr erstes Produkt/Projekt/Werk?

Zu meinen ersten Produkten zählten Hüte. Ich kreierte verschiedenste Hüte und konnte diese später auch in meinem kleinen Pariser Hutgeschäft verkaufen.
Daraufhin folgten Kleider, Pyjamas, Hosen und vieles mehr.

Was denken Sie, weshalb Sie Erfolg hatten?

Ich denke, mein Erfolg setzt sich aus einigen wenigen Faktoren zusammen: Liebe, Durchhaltevermögen, Kreativität und finanzielle Starthilfe.
Ohne all diese Dinge wäre vermutlich nicht einmal mein Hutgeschäft zustande gekommen. 

Welche Fehler haben Sie gemacht?

Fehler… Am Ende waren all meine Entscheidungen Lernerfahrungen. Wenn ich etwas als ungünstige Entscheidung betiteln sollte, dann mein Versuch mich in politische Gefilde einzumischen. Während des zweiten Weltkrieges nutzte ich meine Kontakte, um meinen Neffen aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager zu befreien, woraufhin ich gebeten wurde Churchill eine Nachricht zu überbringen. Auch wenn diese Mission zum Scheitern verurteilt war, hat die ganze Welt davon Wind bekommen und mich fortan mit anderen Augen betrachtet. Ich ließ mich davon nicht beeinflussen, doch um ehrlich zu sein hatte ich Sorge um mein Image und die damit verbundenen Verkäufe.

Haben Sie an Ihren Erfolg geglaubt? Gab es einen Moment an dem Sie wussten, dass Sie es geschafft haben?

Ich habe an mich geglaubt! Ich wusste ja, dass ich talentiert war und wollte mich stets weiterentwickeln. Zwar waren meine guten Verkäufe in den ersten Jahren bereits Indiz genug für meinen Erfolg, doch dass ich es wirklich geschafft hatte, wurde mir erst bewusst, als ich in die Café Society, quasi die High Society der Kreativen, aufstieg. Besonders meine Freundschaft mit Misia Sert öffnete mir sämtliche Türen.

Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach Selbstinszenierung im Design?

Hm… Das ist eine interessante Frage. Ich schätze mit einem guten Design hat man eine solche Inszenierung seiner selbst nicht mehr nötig. Mein Stil wurde gerne als nüchtern und natürlich bezeichnet, was ich tatsächlich auch sehr schätzte. So hatte ich erreicht, was ich wollte. Und zwar Mode, die jede Frau schmückte und bei welcher in erster Linie die Trägerin bewundert wurde. Selbstverständlich wusste ein jeder, wer hinter der Mode steckte, doch dass musste ich nicht groß und breit auf die Kleider sticken.

Arbeiten Sie gerne experimentell oder eher konzeptionell?

Ich arbeite gerne im Fluss. Während ich anfangs eine Vorstellung von meinem Projekt habe, wird das tatsächliche Resultat erst durch meine Schere sichtbar. Alles, was ich als unnötig empfinde, wird kurzerhand entfernt. Wer braucht schon irgendwelchen Schnickschnack?
Nun, wenn ich die Frage beantworten müsste, fiele das wohl unter die Kategorie experimentell, richtig?

Braucht die Welt Design und warum Ihres?

Ja selbstverständlich braucht sie das! Was wäre die Welt ohne Design? Ich wüsste es nicht.
Doch warum meines? Das kann ich Ihnen sagen! Mein Design ist wichtig, um Frauen zu zeigen, dass sie sich in keine Korsetts oder Rollen zu quetschen haben. Mein Design ist aber auch wichtig, um das Schöne hervorzuheben und mit scheinbar wenigen Mitteln sehr viel zu erreichen. Ich bin überzeugt davon, dass meine Kreationen nicht nur bereichernd, sondern auch dringend notwendig waren.

In welchem sozialen Umfeld lebten Sie?

Aus der Armut heraus, zog es mich in das Arbeitsleben als Näherin. Da ich mein Ziel, eigene Mode zu kreieren, jedoch aktiv verfolgte, war ich zeitweise auch als Sängerin in Nachtclubs zu finden, um etwas hinzu zu verdienen. Die Gesellschaft, die dort vorherrschend war können Sie sich sicher vorstellen. Mit meinem Erfolg zog es mich in soziale Schichten, die eher meinen Vorstellungen entsprachen. Ich war umgeben von Kunstschaffenden, kreativen Köpfen und höchst interessanten Persönlichkeiten. Es war alles etwas chicer und aufregender, als mein vorheriges Leben.

Wie war Ihre Kindheit, und hat sie sich auf Ihr Design ausgewirkt?

Meine Kindheit war nicht die, die man sich vielleicht vorstellt. Meine Familie war arm und nach dem Tod meiner Mutter kam ich gemeinsam mit meinen fünf Geschwistern in ein katholisches Waisenhaus. Mein Vater, der uns dorthin brachte, ließ sich danach nie wieder blicken. Das waren schmerzliche Erfahrungen, doch sie machten mich auch zu der Frau, die ich später war. Ich schätze mein Antrieb, etwas zu Erschaffen und möglichst eigenständig zu leben, war genau solchen Erlebnissen geschuldet.

Gab es eine:n Designer:in, den Sie nicht ausstehen können/konnten?

Elsa Schiapparelli. Sie war plötzlich einfach so da, begeisterte alle mit ihren übertrieben ausgefallenen Kleidern und mischte sich in meinen Freundeskreis. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich eifersüchtig und empört zugleich war. Ihre Mode gefiel mir nicht, sie gab sich zu extravagant und war regelrecht überpräsent. Im Nachhinein betrachtet spornte mich dies ein wenig an, doch war der damit verbundene Frust natürlich groß.

Wie gehen Sie mit Kritik um?

Ich nehme sie zur Kenntnis und konzentriere mich dann wieder auf meine Arbeit. Mich zu sehr über negative Kritik aufzuregen oder in positiver Kritik zu baden, würde mich nur ablenken.

Gibt es etwas, dass Sie noch unbedingt erreichen wollten?

Im Nachhinein betrachtet hätte ich mir gewünscht meine letzten Lebensjahre nicht allein zu verbringen. Eine Vertrauensperson an meiner Seite, sei es eine gute Freundin oder die Liebe meines Lebens… Das hätte mich erfüllt und mich vielleicht auch andere Aspekte des Lebens gelehrt, als ausschließlich für die Arbeit aufzustehen.

Plakat

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Quellen

Ein Projekt von

Fachgruppe

Theorie

Art des Projekts

Keine Angabe

Betreuung

foto: Prof.Dr. Marion Godau

Zugehöriger Workspace

1.2 Design-Persönlichkeiten

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2022