In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Animation als Grundlage eines ganzheitlichen Designprozesses
Wie verhält sich der Designprozess, wenn visuelle Identitäten ganzheitlich auf der Basis von Animationen gestaltet werden? Wie wird in den komplexeren Abläufen Raum für Experiment und innovative Gestaltung geschaffen? In der eigenen Arbeit als freiberuflicher Grafik- und Motion-Designer sehe ich mich in bewegten Projekten durch unterschiedliche Arbeitsabläufe, egal ob Kund*innen- oder Agenturprojekte, häufig meiner Intuition ausgeliefert, während grafische Projekte meist einer klaren Struktur folgen. Ziel dieser Arbeit ist die Herausarbeitung der aktuellen Rolle und des Prozesses von Bewegung in visuellen Identitäten. Auf Grundlage der theoretischen Erarbeitung soll ein eigener experimenteller Designprozess für die ganzheitliche Gestaltung bewegter visueller Identitäten entwickelt werden.
Zur Stärkung der theoretischen Grundlage werden Expert*innen-Interviews mit den Gestalter*innen bewegter visueller Identitäten in Hinblick auf ihren Arbeitsprozess durchgeführt. Um einen möglichst umfassenden Blick über den heutigen Stand zu geben, werden die Ergebnisse zusammen mit weiteren Quellen direkt im jeweiligen Themenbereich untersucht, ausgewertet und bearbeitet. Auf Basis der theoretischen Ergebnisse sowie einer Analyse der Sammlung von Beispielen bewegter visueller Identitäten wird im praktischen Teil versucht, einen eigenen experimentellen Designprozess abzuleiten.
How does the design process behave when visual identities are designed holistically on the basis of animation? How is space created for experimentation and innovative design in the more complex workflows? In my own work as a freelance graphic and motion designer, I often find myself at the mercy of my intuition in moving projects due to different workflows, whether client or agency projects, while graphic projects usually follow a clear structure. The aim of this work is to elaborate the current role and process of movement in visual identities. Based on the theoretical elaboration, an own experimental design process for the holistic design of moving visual identities will be developed.
To strengthen the theoretical foundation, expert interviews will be conducted with designers of moving visual identities with regard to their work process. In order to provide a comprehensive view of the current state of the art, the results will be examined, evaluated and processed together with other sources directly in the respective subject area. Based on the theoretical results as well as an analysis of the collection of examples of moving visual identities, the practical part will try to derive an own experimental design process.
In der Literatur zu bewegten visuellen Identitäten zeigt sich, dass es sich bei Dynamic Identities von Irene van Nes aus dem Jahr 2012 um die vermutlich aktuellste themenbezogene Publikation handelt. Aktueller liefert Martin Lorenz mit Flexible Visual Systems von 2021 zwar Ansätze für Bewegung in Identitäten, doch scheint keine breit publizierte Literatur der letzten 10 Jahre sich rein auf das Thema der bewegten Identitäten zu beziehen. Da die theoretische Abdeckung des Themas gestreut war, wurde zu Beginn der Bachelorarbeit ein Miroboard angelegt, in dem alle Quellen zusammengetragen und ausgewertet wurden.
Im Rahmen der Bachelorarbeit wurden Interviews mit Liza Enebeis (Studio Dumbar), Lucas Hesse (Studio Lucas Hesse) und Luke Powell (Pentagram) geführt, die herausragende Beispiele aus der Praxis bewegter visueller Identitäten liefern. Da Mitch Paone, der als Mitbegründer von DIA Studio den Begriff der kinetischen visuellen Identitäten prägt, für ein Interview nicht zur Verfügung stand, wurde sein Vortrag zu kinetischen visuellen Identitäten am 31.03.2022 auf der Onlinekonferenz INTL - International Assembly besucht. Für jede/n Interviewpartner*in wurde ein individuell leicht angepasster Fragenkatalog anhand eines übergeordneten Themenkomplexes erarbeitet, der die Schwerpunkte Retrospektive, Prozess, Anforderungen, Werkzeuge, Mehrwert, Storytelling, Kund*innen, Sound und Zukunft umfasst. Die transkribierten Interviews finden sich in der Bachelorarbeit.
Am Anfang der Bearbeitungsphase wurde eine Sammlung von Beispielen bewegter visueller Identitäten angelegt, um sich einen praktischen Überblick zu verschaffen.
Aus 25 der gesammelten Praxisbeispielen bewegter visueller Identitäten werden versucht, Komponenten für die Gestaltung abzuleiten und einen morphologischen Kasten zu bilden. Dabei handelt es sich um eine von Karl Gerstner ins Design überführte Methode zur Systematisierung komplexer Gestaltungsprobleme. Hierbei werden alle möglichen Kriterien einer Gestaltung gesammelt, und in eine Liste überführt.
Die abgebildeten Kategorien wurden im Verlauf der Analyse entwickelt, mehrfach überarbeitet und angepasst. Die Kriterien der Analyse wurden unter Betrachtung der Programmfunktionen von Motion-Tools um weitere Eigenschaften ergänzt. Die finale Liste hat weder den Anspruch, die gesamte Gestaltung von visuellen Identitäten bis ins Detail zu systematisieren, noch eine Gestaltungsrichtung zu diktieren. Dafür wäre die Gestaltung bewegter visueller Identitäten zu komplex. Sie bietet Interpretationsspielraum und ist dennoch detailliert genug, um im experimentellen Prozess Halt zu geben und durch eine zufällige Auswahl der Eigenschaften neue Denkanstöße zu liefern. Alle Komponenten der Liste können in beliebiger Reihenfolge kombiniert und die Liste mehrfach durchlaufen werden. Folgende Kategorien wurden aus der Analyse für den morphologischen Kasten abgeleitet: Input, Content, Placement, Camera, Transformation, Direction, Application on Format.
Für die Gestaltung des Covermotivs wurden im Prozess sowohl per Zufall als auch bewusst Elemente aus dem morphologischen Kasten ausgewählt und danach gestaltet. Das finale Motiv wird durch einen Noise Layer beeinflusst, der die Rotation der einzelnen Buchstaben ausgehend des unteren Ankerpunktes steuert.
Die Herleitung des Covermotivs über den morphologischen Kasten, kann als AR-Filter über den folgenden Link betrachtet werden. Das Buch sollte sich dabei vom Untergrund absetzen.
https://www.instagram.com/ar/556561286185555/?ch=YzMzOTc0ZTk5MmI3MDg5MDBjNjZhOTRkMDYyOTM5MTY%3D