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Das NetzWerk - Ein Ausstellungskonzept zum Thema Wald

Das NetzWerk - Ein Ausstellungskonzept zum Thema Wald

Wie gehen wir mit dem Klimawandel um? An dieser Frage kommt heute keine:r mehr vorbei. Um einen Umgang mit den Herausforderungen zu finden, die das Neue Klimaregime mit sich bringt, müssen wir laut Bruno Latour einen Perspektivwechsel hin zum Terrestrischen vornehmen. Doch wie kann das gelingen? Seine Antwort darauf: beschreiben. Wir müssen herausfinden, woraus sich das Leben auf der Erde zusammensetzt, indem wir damit beginnen aufzulisten, was welches Lebewesen zum Überleben braucht und was es dementsprechend auch bereit ist zu verteidigen. Es braucht eine Bestandsaufnahme, um zu erkennen, wie verschiedene Lebewesen voneinander abhängen. Deshalb haben wir angefangen, ein NetzWerk zu knüpfen, das veranschaulicht, welche Lebewesen im Wald voneinander abhängen und wo Konflikt- oder Kooperationspunkte liegen könnten. Dieses Netz erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Besucher:innen können vorhandene Schnüre und Papier sowie bereitgestellte Informationsquellen nutzen, um Verbindungen hinzuzufügen und somit zur Bestandsaufnahme beitragen.

EINLEITUNG

Der Wald. Wir alle haben ein Bild von ihm, eine Meinung über ihn oder ein Gefühl für ihn. In dieser interdisziplinären Lehrveranstaltung haben wir erfahren, wie vielfältig diese Bilder, Meinungen und Gefühle für jeden einzelnen sein können. Trotzdem haben wir – drei Kulturarbeiter- und zwei Designstudierende – uns zusammengefunden, um ein gemeinsames Bild bzw. unsere Version einer »neuen Erzählung vom Wald« für eine Ausstellung zu entwickeln.

AUSGANGSPUNKT

Ausgehend von der Frage, wie der Wald neu erzählt werden kann, haben wir uns im Seminar intensiv mit Ausschnitten aus Bruno Latours terrestrischem Manifest auseinandergesetzt. Was uns hierbei vor allem im Gedächtnis geblieben ist, ist die Aussage, „dass wir in ein Neues Klimaregime eingetreten sind“ (Latour 2017, S.10).

Das bedeutet, dass das Klima der Faktor ist, an dem sich heute jegliches politische Handeln orientieren muss. Um mit dieser Herausforderung umzugehen, müssen wir unseren Blick Latour zufolge auf das Terrestrische richten, wobei das Terrestrische zum einen räumlich verstanden werden kann, als die Zone auf unserem Planeten, in der Leben überhaupt möglich ist, zum anderen aber auch als Perspektive, die die eigene konkrete Lebenswelt mit den Bedingungen auf dem ganzen Globus verknüpft. Die terrestrische Perspektive bringt mit sich, dass der Mensch nicht mehr anderen Lebewesen übergeordnet ist, sondern dass wir uns als „Erdverbundene inmitten von Erdverbundenen [sehen müssen]“ (Latour 2017, S.101).

Latour schlägt einen Weg vor, wie dieser Perspektivwechsel hin zum Terrestrischen gelingen kann: „Was tun? Zunächst beschreiben“ (Latour 2017, S.109). Wir müssen auflisten, welche Lebewesen es gibt und wie sie jeweils voneinander abhängen. Es braucht eine Bestandsaufnahme des Terrestrischen.

KONZEPT

Das Projekt NetzWerk besteht aus einem Netz, das darstellt, welche Lebewesen im Wald wie voneinander abhängen. Dieses Netz erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aus diesem Grund ist das Projekt partizipativ angelegt. Die Besucher:innen können sich nicht nur durch das Netz bewegen, sondern auch zur Bestandsaufnahme beitragen, indem sie weitere Verbindungen hinzufügen.

Aufbau

Wenn die Besucher:innen den Ausstellungsraum besuchen, betreten sie einen Raum im Raum, in welchem sie Texttafeln und zwei Stationen zum Partizipieren vorfinden. Um diesen Raum herum befindet sich das Netz. Der Raum im Raum hat den Vorteil, dass er leicht begehbar ist und somit auch das Gefühl des im-Netz-seins erfahrbar macht, wenn Besucher:innen das Netz nicht betreten können.

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Auf der ersten Texttafel wird den Besucher:innen zunächst die terrestrische Perspektive nähergebracht.

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Die zweite Texttafel fordert die Besucher:innen dazu auf, das NetzWerk an den partizipativen Stationen weiter zu knüpfen.

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Partizipative Stationen

Bei der ersten Station handelt es sich um eine exakte digitale Kopie des analogen NetzWerks auf einem Laptop.

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Diese Darstellung erfolgt über die Seite Graphcommons, die den Besucher:innen einen übersichtlichen Blick auf das NetzWerk bietet. Sofern sie partizipieren möchten, finden sie eine Infografik zur einfachen Erklärung der Schrittabfolge vor.

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Die Besucher:innen können selbstständig über die Suchleiste herausfinden, ob die zwei Lebewesen für ihre Verbindung bereits im Netz vorhanden sind. Ist dies nicht der Fall, können sie diese ganze einfach hinzufügen und auswählen, was für eine Art von Beziehung zwischen den Lebewesen herrscht. Zudem ist es auch möglich, über das Data-Icon die Tabellen mit allen Verbindungen einzusehen. Dies macht es noch einfacher einen genauen Überblick darüber zu bekommen, welche Lebewesen Teil des Netzwerks sind. Sind die Besucher:innen mit dem Einsehen und Erweitern des digitalen Netzes fertig, können sie bei der zweiten Station fortfahren.

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Die zweite Station ist der sogenannte Mitmachtisch. Auch an dieser Station finden die Besucher:innen eine Infografik mit den zu beachtenden Schritten vor.

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Mithilfe der zur Verfügung gestellten Zettel und Stifte können die Lebewesen, die das Netz erweitern sollen, aufgeschrieben und/oder gezeichnet werden. Anhand verschiedenfarbiger Wollfäden, die zwischen den Kärtchen gespannt werden, lassen sich die verschiedenen Beziehungsarten Nahrung, Parasitismus, Symbiose und Kommensalismus unterscheiden. Eine Infotafel informiert Besucher:innen darüber, was die Beziehungsarten ausmacht, damit sie den entsprechenden Faden wählen können. Zusätzlich liegt ein neutraler Faden für die Personen aus, die sich bei der Bestimmung nicht sicher sind.

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Haben die Besucher:innen den Zettel bzw. die Zettel beschriftet und die Art der Beziehung zwischen den Lebewesen bestimmt, können sie in das Netz gehen und ihre Verbindung setzen.Die Besucher:innen können dort jedoch nicht einfach durchlaufen, sondern müssen sich durch die Schnüre winden. Das mag im ersten Moment überfordernd wirken, doch genau das ist die Intention: Die Komplexität soll nicht nur sinnlich erfahren, sondern leiblich erlebt werden.

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Gestaltung

Für den Raum-im-Raum-Gedanken bedienen wir uns des hochschulinternen Ausstellungssystems. Dabei handelt es sich um ein Stecksystem, das aus verschieden langen Metallstäben besteht, die über Verbindungsteile zusammengebaut werden können. Für einen fast quadratischen, ca. 20 m2 großen Raum ist ein Quader im vorderen Drittel des Raumes die sinnvollste Variante. Durch die Tür des Außenraumes betritt man den Raum im Raum. Eine größere Auslassung der Stäbe zwischenden beiden partizipativen Stationen deutet den offiziellen Eingang in das Netz an. Die Zwischenräume zwischen den Stäben sind jedoch auch an anderen Stellen groß genug, um sie als Ein- und Ausgänge des Netzes zu nutzen.

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Die Gestaltung dieses Netzes besteht im Grunde aus drei Teilen. Hauptbestandteil sind die Wollfäden. Diese werden zusammen mit den 14,6 x 9,7 cm großen Kraftpapierkarten über Reißzwecken an den Wänden oder Stecktafeln mit einem doppelten Knoten befestigt.

Farblich haben wir uns für eine aufgeteilte Komplementärfarbenkombination entschieden. Da es fünf Farben sein mussten, die die unterschiedlichen Beziehungen darstellen, haben wir uns für sattes Dunkelgrün, ein frisches Hellrosa, ein gedämpftes Grau, ein kühles Blau und ein natürliches Weiß entschieden, da sie am ästhetischsten von Wald und Natur erzählen. Die Farben kommen nicht nur in den Wollfäden vor, sondern auch in den restlichen Bestandteilen der Installation: Sie werden in den Infotafeln und Infografiken sowie im digitalen Netz aufgegriffen, um eine gewisse Homogenität herzustellen.

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Die Tafeln teilen sich in Titeltafel, Thementafel und Nutzungshinweistafeln. Die Thementafeln sind so gestaltet, dass sie neben der Farblichkeit auch über schräg gesetzte Blöcke an das Netz erinnern. In diesen Blöcken befinden sich die einzelnen Textabschnitte. Die Texte sind hier in der serifenlosen Schriftfamilie Akkurat gesetzt. Der fette Schriftschnitt von Akkurat soll dabei die Unterüberschriften vom regulären Schriftschnitt abheben. Zusätzlich findet sich für die Nummerierung und vor allem in der Titeltafel die spielerische Schrift Permanent Marker, die der Sachlichkeit von Akkurat entgegenwirken, aber auch unser Wortspiel im Titel deutlich machen soll.

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FAZIT

Das NetzWerk wurde bis jetzt als Prototyp aufgebaut und zu großen Teilen von der Projektgruppe selbst mit Lebewesen und Verbindungen gefüllt. Im Rahmen des Seminars konnte die Umsetzbarkeit des partizipativen Teils erprobt werden. Sowohl das digitale als auch das analoge Netz haben sich als ansprechend und für die Mitgestaltung einladend erwiesen. Wir sind gespannt, wie sich das Projekt auf der Werkschau 2021 weiterentwickeln wird, wenn eine breitere Öffentlichkeit zur unabschließbaren Arbeit an dem Wald-NetzWerk eingeladen wird.