In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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ZERSTÖREN, UM NEUES ZU ERSCHAFFEN
ein freies projekt inspiriert von/kommentiert den studentischen prozess des digitalen sommersemesters 2021 im nachblick auf die covid19-pandemie 2020/21
basierend auf der recherche zu HOMONORM (FHP, SS2021, INCOM #18229) liegt eine gegenüberstellung des werkes von gordon matta-clark und heather cassils vor. es kommt zur interpretatorischen aneignung des werkes matta-clarks durch verschiedene autorinnen (halberstam/angelopoulou), die einer art von intellektueller appropiation gleich kommt. sein werk wird in richtung eines diskurses gelesen, der zwei jahrzehnte später überhaupt erst entstand und noch weiteres jahrzehnt später diese lesart etabliert.
mitte der 90er jahre etabliert sich innerhalb der dritten feministischen welle ein akademischer diskurs, der alle einschließen will, aber andere ausschließt. jedoch anstatt zu sensibilisieren und eine bewegung zu einen, die mehr toleranz, wertschätzung, respekt und selbstbestimmung im ausdruck von geschlechtsidentität fordert, vertieft es die trennenden gräben, indem es neue kategorien von mir vs. den anderen schafft. trans vs. cis-het(erosexual), non-binary vs. transgressing, disabled vs. able-bodied and so on. es führt ein opfer-narrativ fort anstatt zu empowern, perpetuiert eine betroffenheits-rhetorik, die vormals im diskurs der schwulenbewegung der 70er jahre in dieser form nicht existierte und übernimmt den anglo-amerikanischen diskurs-stil, ohne auf deutsche/europäische besonderheiten einzugehen. können wir, hier in deutschland die betroffenheit und sorge um strukturellen rassismus, polizeigewalt in den us-amerikanischen staaten 1:1 auf unsere gesellschaft übertragen? oder sind die kulturellen bedingungen, prägungen, gesellschaftlichen herausforderungen nicht anderer natur, die sehr offensichtlich in der besonderheit der deutschen geschichte des 20. jahrhunderts begründet sind.
die bildungsnahen teile der liberal orientierten deutschen gesellschaft sind sensibler und toleranter als manch einer sehen will. erfahrungen von ausgrenzung, diskriminierung sind ambivalent - und deutungsoffen.
erfahrungen von physischer gewalt sind es jedoch ganz klar nicht.
die bildungsfernen schichten - egal welcher ethnischer herkunft, religion oder politischer gesinnung oder weltbild gilt es zurückzuführen in den wertekanon der pluralen demokratie, weltoffenheit, toleranz, fürsorge und gesellschaftlich gelebter liberalität.
all queers are beautiful, all deviant is queer. bring back that PRIDE into queerness! werq it!!!
Used without qualification, 'bardo' is the state of existence intermediate between two lives on earth. According to Tibetan tradition, after death and before one's next birth, when one's consciousness is not connected with a physical body, one experiences a variety of phenomena. These usually follow a particular sequence of degeneration from, just after death, the clearest experiences of reality of which one is spiritually capable, and then proceeding to terrifying hallucinations that arise from the impulses of one's previous unskillful actions. For the prepared and appropriately trained individuals, the bardo offers a state of great opportunity for liberation, since transcendental insight may arise with the direct experience of reality; for others, it can become a place of danger as the karmically created hallucinations can impel one into a less than desirable rebirth.
Metaphorically, bardo can describe times when our usual way of life becomes suspended, as, for example, during a period of illness or during a meditation retreat [or a pandemia]. Such times can prove fruitful for spiritual progress because external constraints diminish. However, they can also present challenges because our less skillful impulses may come to the foreground, just as in the sidpa bardo.
quelle: https://en.m.wikipedia.org/wiki/Bardo (zugriff am 03.06.2021).
ARNOLD, steven; WEISS, ruth (USA 1968): messagesmessages, unter:
[https://m.youtube.com/watch?v=H6gdXOV2WgM](https://m.youtube.com/watch?v=H6gdXOV2WgM(zugriff) (zugriff am 03.06.2021).
das abendländische theater fusst auf traditionen der griechischen bzw. römischen antike. teil der antiken römischen aufführungspraxis war das treten hinter und sprechen durch eine tönerne maske - der dramaturgischen persona. der begriff der person leutet sich hiervon ab und meint den ausdruck eines menschen in die öffentliche sphäre; die soziale rolle, die er einnimmt und repräsentiert. das anima soziale zeigt sich in seiner öffentlichen person. vgl. hierzu auch den begriff der archetypen in der analytischen psychologie von CG jung:
Die (inneren oder äußeren) Bilder von Anima und Animus beim individuellen Menschen können plakativ als ,Personifikationen einer weiblichen Natur im Unbewussten des Mannes und einer männlichen Natur im Unbewussten der Frau' bezeichnet werden.
quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Animus_und_Anima (zugriff am 05.06.2021)
es ließe sich aus heutiger perspektive als den grundsätzlich im menschen angelegten genderfuck lesen oder schlichter als das polare prinzip eines dualismus, in dem stets das eine das andere hervorbringt, sowie jeweils ein aspekt des einen prinzips sich im anderen ebenfalls wiederfindet (das prinzip der monade).
so stellt sich die unorthodoxe frage, warum denn die figur des mephistopheles in goethes faust eigentlich ausschließlich männlich zu lesen ist? könnte es sich nicht auch um den ausdruck der innewohnende polarität im menschen handeln?
das dualistische denken taucht ebenso in der gegenüberstellung von licht und dunkelheit in goethes versen auf:
ich bin ein teil des teils, der anfangs alles war,
ein der teil der finsternis, die sich das licht gebar,
das stolze licht, dass nun der mutter nacht,
den alten rang, den raum ihr streitig macht.
das licht klebt an den körpern, denn materie wird nur im licht optisch wahrgenommen - in der dunkelheit ist es verdichtete materie.
quelle: goethe, johann wolfgang: faust. erster und zweiter teil. 13. auflage, DTV münchen, 1997.
die erfahrung der covid19-pandemie 2020/21 gleicht für die westlichen gesellschaften, deren ökonomien geschlossen auf einer fortschrittsbetonten narrative von wachstum und konsum basieren, dem liminalen zustands eines bardos: ein schwellenzustand zwischen dem althergebrachten und dem neuen, das wir noch nicht kennen und doch bereits erahnen. es ist wie ein diffuser wachtraum, in dem wir eingeschränkt existieren, unserer gewohnten verfassungsverbrieften grundrechte beschränkt bis beraubt.
ein somnambuler zustand.
die tanzimprovisation spürt in diesen zustand und die einhergehende erfahrung von ohnmacht hinein. der körper bricht unter der last zusammen, irrt herum, sucht nach antworten, die versagt bleiben. die ungewissheit wird zur qual - und doch: gewährt chance zu läuterung, der katharsis.
die kreaturen der serie monster (1998-2011) der südkoreanischen installations- und performancekünstlerin LEE BUL lassen sich als die verschlungenheit der menschlichen psyche in ausnahmesituationen deuten, ihrer begierden und hoffnungen. Her artistic practice represents humanity’s desire for a utopian existence. It’s a desire that is doomed to failure, but it is still driven by humankind’s wanton need for the realization of impossible dreams.
quelle: https://theculturetrip.com/asia/south-korea/articles/the-art-of-lee-bul-of-cyborgs-monsters-and-utopian-landscapes/ (zugriff 05.06.2021).
eine reaktion auf ausnahmesituationen: die konstruktion von masken, die wir aufsetzen, um zu funktionieren, den erwartungen anderer zu entsprechen oder unser selbst vor traumatischen erfahrungen zu schützen. wir schieben einen act in front of us und der welt, um nicht unser wahres selbst verletzbar zu zeigen.
der epische mythos vom starksein gilt für männer, der der duldsamkeit für frauen. das sind ausgesprochen konservative und klassische geschlechtserwartungen (genderexpectations). und so erstarren wir im laufe der zeit zu masken.
im goethe'schen stoff schließt faust einen pakt mit dem teufel: seine seele für die erfahrung von ephemeren sinnesglück.
Fausts Bedingung für seine Wette mit Mephisto ist seine Befreiung aus der Hölle, aus der Bedeutungs- und Sinnlosigkeit der bürgerlichen Welt, in der er sich befindet. Diese Bedingung muss Mephisto erfüllen, wenn er Fausts Seele, den Preis der Wette, haben will. Mephisto erhält die Seele Fausts dann, wenn er Faust aus seinem eigenen Machtbereich herausführt. Gelänge das aber, würde in jener anderen Welt der Anspruch Mephistos verfallen.
und so sind auch die menschlichen bedürfnisse geprägt von einer grundsätzlichen sehnsucht nach dem abdriften in zustände des rausches, der ekstase sowie der heterotopen abwendung von der alltagswirklichkeit mit all seinem kontrollverlust und entgrenzungserfahrung.
doch die verlockungen dieser zustände sind trügerisch und nur von kurzer dauer.
Aber Faust weiß, dass er das ,Verweile doch' erst dann ausspricht, wenn ihn Mephisto aus der Hölle heraus in jene andere Welt geführt hat. Dann befindet sich Faust nicht mehr in dessen Machtbereich. Der Augenblick ist dann kein Augenblick dieser Welt mehr, sondern bereits Augenblick des Jenseits, d. h. ein Ein-für-alle-Mal. Dieses Jenseits ist nicht transzendent. Es ist eine Welt, die nicht vom Zeitvertreib und sinnlosem Konsum beherrscht wird, sondern in der das Verweilen sich lohnt.
quelle: haag, karl heinz: die struktur des teufelspaktes in goethes faust, unter: https://faustkultur.de/4326-0-Karl-Heinz-Haag-Teufelspakt-bei-Goethes-Faust.html (zugriff am 10.06.21).
es folgt eine weitere (schmerzhafte) metamorphose: das ablegen der maske gleicht dem häuten der schlange. denn das leben sucht sich seine bahn, die maske wird zu eng oder nicht mehr benötigt. die umstände haben sich verändert - oder man ist innerlich gewachsen und gereift.
und so wird zerstört. um neues zu erschaffen. es entstehen neue innere räume des wachstums und der kreation - aus einer perspektive der möglichkeiten, der bewussten entscheidung und innerer autonomie.
durch die maske tönt es, durch den schall wird es wahrnehmbar: in der bewegung liegt die kraft. habt ihr das nicht gerafft? stillstand ist der tod - und der geschieht massenhaft.
(lyrics: es wird regen geben, die fantastischen vier)