In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Projektdokumentation des digitalen Zines „WHAT THE HAIR?!“, entstanden im Sommersemester 2021.
In unserem digitalen Zine „WHAT THE HAIR?!“ durchkämmen wir in Form einer Konversation unter Freund*innen aus einem intersektional feministischen Blickwinkel die Themenwelt rund um Haare. Durch ein interaktives Scrollytelling geben wir Denkanstöße zu einem alltäglich erscheinenden Thema, hinter dem viel mehr steckt als es zuerst erscheint.
DISCLAIMER:
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⚠️CONTENT WARNING⚠️:
In diesem Text werden Rassismuserfahrungen, Sexismus, Ableismus, Transfeindlichkeit, Body Image und Genderdysphorie erwähnt und diskutiert.
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Im Mainstream finden immer noch zu wenige Konversationen über marginalisierte Körper statt. Viel zu oft werden über marginalisierte Perspektiven geschrieben, ohne betroffene Personen mit einzubeziehen („Nothing about us without us“, South African Disability Rights Slogan, 1980s), und viel zu selten findet ein intersektionaler Austausch zwischen verschiedenen Communities statt. Für unser Zine haben wir ein Gespräch mit drei Personen mit verschiedenen politisierten Identitäten veranstaltet. Durch leitende Fragen kamen Cosmo, Julia und Kisha in den Austausch, das Gespräch wurde aufgezeichnet und transkribiert. Uns ist der Gesprächsstoff nicht ausgegangen, sodass es eine on-going Konversation mit offenem Ende geworden ist. Wir hoffen, dass die Leser*innen sich davon inspiriert fühlen, das Thema Haare selbst kritisch zu hinterfragen und ähnliche Gespräche anzustoßen.
Bei den anfänglichen Brainstormings bestand die Schwierigkeit nicht in einem Mangel an Ideen, sondern eher am Überfluss! Es war zum Haareraufen. Von Anfang an fanden wir allerdings allesamt die Catchphrase „Making the Invisible visible“ interessant- über Körperthemen sprechen, die unsichtbar gemacht werden. Diesen Grundgedanken nutzten wir für den Ideenfindungsprozess als Orientierung.
In der ersten Pitchrunde hatten wir ein breites Spektrum an Ideen, da wir alle unterschiedliche Themen mitbrachten. Dabei kristallisierten sich zwei Ideen heraus:
1. Ästhetisches Redesign eines Cochlear-Implants - form follows fun
2. Body/Gender Hacking
Gegen Ende der Ideensuche ging es auch schon in Richtung Thema Haare...
In der zweiten Runde konnten wir die Konzepte schon klarer konzeptualisieren. Zur Wahl standen immer noch das Redesign/Design eines Headpieces in Verbindung mit dem Cochlear Implant - oder ein Magazin über Haare. Nach der Präsentation vor dem Kurs fiel die Entscheidung auf das Magazin. Jetzt konnte die genauere Konzeptualisierung und Umsetzung unserer Idee losgehen.
In einem iterativen Prozess überlegten wir nun, was genau wir in unserem Zine thematisieren wollten. Unsere ersten Mock-ups dienten dem Zweck der Entscheidungsvereinfachung für ein mögliches Layout des Covers. Diese erste Visualisierung half auch wesentlich dabei, uns bezüglich des Inhaltes unseres Zines festzulegen.
Durch zahlreiche Zoommeetings, Brainstorms und persönliche Gespräche fiel uns immer wieder auf, was für unterschiedliche Lebenserfahrungen wir mit unseren Körpern und insbesondere unseren Haaren gemacht haben. Oft kam dabei zum Gespräch, dass es uns allen missfällt, wie abstrahiert in akademischen Spaces über marginalisierte Erfahrungen und insbesondere marginalisierte Körper geredet wird, sodass Lebensrealitäten zu Gedankenspielen werden. Dieses Phänomen hat für uns etwas entmenschlichend, sodass uns schnell klar wurde, das wir dem ein Projekt mit einer bewusst persönlichen Note entgegensetzen wollten. Bald waren uns zur Umsetzung dieses Grundgedankens die Hauptzutaten für unser Projekt klar: In einem Interview ähnelndem Text wollten wir unsere bereits in persönlichen Gesprächen begonnenen Erfahrungen festhalten. Und um eine begleitende Fotostrecke zu erstellen, veranstalteten wir einen Fotoshoot, in dem wir Julia die Haare abrasierten, was eine lang ersehnte körperliche Transformation darstellte.
Auf einem Miroboard sammelten wir unsere verschiedenen Assoziationen und Erlebnisse zum Thema Haare, indem wir Mindmaps mit persönlichen Reflektionen anlegten. Daraus und durch das Durchlesen der Mindmaps der anderen wurden wir auf den face to face Austausch neugierig. Aus dieser Neugierde entstanden unsere Interviewfragen - Dinge, über die wir gerne reden wollten, Themen die wir wichtig fanden und Fragen, die wir unbedingt den anderen Stellen wollten. In diesem Stadium unseres Prozesses schloss Kisha sich uns an, da ihr Interesse durch unsere Präsentation im Kurs geweckt worden war und sie sich gerne am Gespräch beteiligen wollte.
Eine haarige Angelegenheit!
Das Photoshooting war für uns alle ein einmaliges und sehr emotionales Erlebnis. Zu dritt haben wir das Abrasieren von Julias langen Haaren zu einer Zelebration gemacht. Während des Shootings haben wir in Schriftform kommuniziert, da Julia ihre Cochlear-Implantate ablegen musste. Dadurch entstand im Fotostudio eine ganz besondere Stimmung.
Nach dem Photoshoot und dem Anschauen der bearbeiteten Bilder kam uns die Idee für die Vorstellung unseres Projektes für die Werkschau: die großformatig, schwarz-weiß gedruckte Ausstellung unser Lieblingsbilder neben einem mysteriösen QR-Code, der die Betrachtenden durch einen Scan mit dem Smartphone zu der dahintersteckenden Geschichte führt. Die oberen sieben Bilder sind die ausgewählten Bilder für die Werkschau, unten sieht man einige Behind-the-Scenes Bilder sowie die Scans der Papiere, auf denen wir kommuniziert haben.
Für das Gespräch nahm Paula die Rolle der Interviewerin ein und stellte Kisha, Julia und Cosmo die auf dem Miroboard vorbereiteten Fragen. Dank der damals niedrigen Covid Neuinfektionen konnten wir uns vor Ort im Campusgarten treffen. Obwohl wir das Gespräch nebenher aufzeichneten, verlief es authentisch und spannend, sodass wir alle neue Aspekte aus dem Gespräch mitnehmen konnten. Obwohl wir alle Fragen beantwortet bekommen haben, hatten wir nach der letzten Frage das Gefühl, noch ewig weiterreden zu können - so viele Themenbereiche wurden angeschnitten, und so viele Aspekte hätten noch weiter ausgeführt werden können. Das einzige, was wir vergessen haben, war es ein Gruppenfoto zu machen!
Unsere ursprüngliche Idee war es gewesen, das Zine drucken zu lassen - allerdings haben wir uns dann doch vom Scrollytelling begeistern lassen. Dieses Medium passt letztendlich am besten zu unserem Projekt, da die fließende, sich nach unten scheinbar unendlich weiter entwickelnde visuelle Impression uns an wachsende Haare erinnert. Zwar sind wir alle keine Interface Designer*innen und haben (noch) wenig Ahnung davon, wie man eine Website zu gestaltet, haben uns aber den Websitebuilder Readymag beigebracht, der für Anfänger*innen im Bereich Webdesign autodidaktisch gut zu verstehen ist.
Für das Layout ließen wir uns trotz des digitalen Mediums von analogen Zeitschriften inspirieren. Besonders gefiel uns die Idee, die einzelnen Satzblöcke ähnlich wie in Sprechblasen in einzelnen Blöcken zu formatieren, da dies den Charakter des verbalen Sprechens gut übersetzt. Weitere Inspirationen für das Layout sammelten wir auf einem Pinterestboard (siehe folgende Screenshots).
Als nächstes haben wir alle einzeln Mock-Ups für das Layout erarbeitet, in Bezug auf Farben, Schriften, Anordnung der Texte etc (siehe unten, Reihenfolge: Cosmo, Paula, Julia). Darauf basierend tasteten wir uns dann an die Umsetzung für die Handyversion heran.
Beim Vergleichen unserer Mockups kam uns die Idee, mit der Monotone Funktion in Kombination mit den schwarz-weiss Bildern zu arbeiten. Kurz verliebten wir uns in die Idee, dabei einen blau-violetten Farbton für das Layout zu verwenden, allerdings wirkte das Farbschema im Webdesign damit zu kalt und wir konnten den Zusammenhang der Farbwahl und dem Thema nicht begründen. Die Farbwahl fiel uns nicht leicht, stundenlang tüftelten wir daran herum, bis unser Gruppenchat nur noch aus HexCodes bestand.
Letztendlich entschieden wir uns für ein warmes, leserfreundliches Farbschema, das vom Earth-Tones Designtrend inspiriert ist. Die Beige- und Brauntöne der Überschrift und des Hintergrundes stellen den Zusammenhang zum Thema Körper her, während das knallige Zitronengelb für die Interviewfragen und den Farbverlauf des Hintergrundes dient. Für die Überschrift haben wir uns für die Font AG Namsangjun Striped entschieden, da die feinen Streifen der Schrift an Haare erinnern, was wir durch ein Verzerren der Schrift noch verstärkt haben. Die Überschrift erinnert in der braunen Farbe an Haare.
Hier unsere ersten Entwürfen der mobilen Website. Anhand der Entwicklung zwischen den verschiedenen Screenrecordings kann man erkennen, wie wir das Programm immer besser kennengelernt haben. Ein Screenrecording der finalen Version ist ganz oben in der Dokumentation zu finden.
Es war für uns alle spannend, in diesem Projekt ein gleichermaßen politisches, aber auch persönliches Thema zu verfolgen. Wir haben im Ideenfindung- und Arbeitsprozess viel voneinander gelernt und wie man im Gestaltungsprozess Kompromisse macht. Wir haben uns das erste Mal ans Thema Webdesign getraut, gemeinsam einen Safe Space bei einem sehr persönlichen Photoshoot kreiert und ein Interview mit drei Personen durchgeführt und transkribiert. Obwohl die Themen zum Teil durch den persönlichen Bezug auch sehr emotional waren, haben wir es geschafft, Spaß zu haben und sind dadurch wesentlich weniger verkopft an das Thema herangegangen.