In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Jenseits von Tabellen - Experimentelle Infografik Lisa Rienermann FH Potsdam, Wintersemester 2020/21
Ich bin ein großer Fan von Daten und Statistiken, besonders wenn sie sozialpolitische Themen beschreiben.
Datenvisualisierungen wie z.B. von Mona Chalabi und Lena Deser sind einfach sehr zufriedenstellend und mensch lernt dabei immer wieder neues.
Meine Suche durch die Datenbanken hatte erst einmal wenig mit Recherche und mehr mit privater Neugier zu tun. Ich hatte mir vor einiger Zeit vorgenommen, keine privaten Themen mehr im Hochschulkontext zu bearbeiten, da dies meistens zu erhöhter Belastung führte und ich oft das Gefühl hatte, mein Trauma für andere auszuschlachten oder wieder einmal unbezahlte Aufklärungsarbeit machen zu müssen. Doch aus mangelnder Interesse an anderen Thematiken, die ich in Umfragen und Datensätzen fand, wurde es am Ende doch wieder persönlicher als geplant.
Am Anfang habe ich ohne viel zu erwarten zunächst einmal geschaut was es zu queeren Thematiken auf Statista und ähnlichen Portalen gibt. Die wenigen dort gelisteten Statistiken sind leider teilweise voller Vorurteile, sehr binär und dabei oft transfeindlich.
Da ich jedoch selbst schon an Umfragen wie der EU LGBTI Survey 2020 teilgenommen habe, wusste ich, dass außerhalb des Mainstreams doch mittlerweile einige gute Umfragen und Datensätze existierten.
Da wir uns jedoch besonders auf hoffnungsvolle, eher positive Aussagen konzentrieren sollten, war zum Beispiel die EU Umfrage für mich nicht wirklich nutzbar.
Die meisten Umfragen rund um LGBTQIA+ Thematiken konzentrieren sich stark auf Diskriminierung, Gewalt gegen und Trauma von queeren Personen. Aus gutem Grund natürlich, da queere, trans und nicht binäre Personen immer noch viel Diskriminierung ausgesetzt sind. Besonders da ich selbst queer und trans bin, war es bei der Recherche und Ausarbeitung durchaus belastend, immer wieder die statistische Realität vor Augen geführt zu bekommen.
Da ich gerade versuche, mich besonders mit euphorischem queeren Content zu beschäftigen, war es mir wichtig, nicht nur Diskriminierung und Trauma auszuwalzen. Mein Ziel war es also Daten zu finden, die sowohl die Realität unserer Situation aufzeigen, aber auch einen Einblick geben, dass es sich ändern kann und dass es sich lohnt für LGBTQIA+ Leben zu kämpfen.
Fündig wurde ich leider nicht in deutschen Umfragen, dafür in den folgenden aus den USA und Schottland:
National Survey on LGBTQ Youth Mental Health 2020 (US) The Trevor Project
Aus den beiden angegebenen Studien wählte ich einige vielversprechende Datensätze und Grundaussagen aus, die ich dann später für meine Arbeit zusammenfasste.
Als Form überlegte ich zunächst ein Poster zu erstellen. Jedoch frustrierte mich der Lockdown und, dass ich meine für den Druck ausgelegten Arbeiten nicht wirklich als fertiges Produkt sehen und verwenden konnte. Und so entschloss ich mich dann doch für eine digitale Umsetzung.
In der Ausarbeitung orientierte ich mich an dem Konzept von informativen aktivistischen Posts auf Instagram und den sozialen Medien. Hierfür wird die Storyline über mehrere Slides verteilt „erzählt“ und eine Art Spannungsbogen aufgebaut. Der Argumentationsstrang soll dabei den Betrachter von der Hauptaussage überzeugen.
Die illustrative Umsetzung orientierte sich stark an der Kultur von trans und nicht binären Personen in meiner Freundesgruppe und auf sozialen Medien. Dazu gehören auch trans spezifische Objekte wie Binder, Hormone und Epithesen. Mir war jedoch sehr bewusst, dass ich für ein cis-normatives Publikum illustriere und so musste ich die abgebildeten Objekte nicht nur erklären, sondern mir auch bewusst sein, dass diese in einem cis Kontext zu anderen Aussagen führen könnten.
Während also in einem trans Kontext es durchaus normal ist sich über Hormone, Epithesen und Körperteile auszutauschen und das für viele ein euphorischer Teil von trans Kultur ist, muss in der Kommunikation nach außen immer gefiltert und erklärt werden. Mir war wichtig, dass eben nicht nur um Körperteile und Genitalien geht, sondern um Menschen und deren psychische Gesundheit. Deswegen entschied ich mich bewusst dafür diese auch abzubilden.
Mein Ziel die Diversität von trans Personen abzubilden ist mir nicht so gelungen wie ich es vorhatte. Teilweise aus technischen Schwierigkeiten durch meinen eingeschränkten Farbraum, teilweise aus Vergesslichkeit und Ignoranz. Es hat mir mal wieder gezeigt, dass ich Projektumsetzungen immer noch an meinen Eigenen Biases arbeiten muss. Letzten Endes habe ich Schwarze, Indigene und trans Personen of Colour nicht gut genug abgebildet. Zudem hätte ich sichtbare Behinderungen ohne Probleme mit unterbringen können und am Ende schlicht und einfach vergessen, obwohl ich genug Vorbilder in meiner Planungsphase hatte.
Das Endresultat habe auf Instagram geteilt. In der Bildunterschrift habe ich die Quellen, sowie für bessere Zugänglichkeit Bildbeschreibungen der einzelnen Slides gelistet. Die Bildbeschreibungen habe ich auch im Alternativtext der Bilder eingefügt. Durch die doppelte Bildbeschreibung ist der handgeschriebene Text besser Zugänglich für Menschen die Probleme mit dem Lesen von diesem haben, wie auch für Menschen die Screenreader nutzen.
Sources:
National Survey on LGBTQ Youth Mental Health 2020 (US) - @trevorproject
Trans Mental Health and Emotional Wellbeing Study 2012 (UK) by Jay McNeil, Louis Bailey, Sonja Ellis, James Morton & Maeve Regan
Image description:
Slide 1
mental health of trans & non-binary people
drawings of people sitting and standing
content warning: mention of suicide
Slide 2
Trans & non-binary people often struggle with
Infographic in a trans flag:
88% depression
75% anxiety
23% addiction
23% eating disorder
80% stress
(diagnosed and undiagnosed)
Slide 3
83% of trans and non-binary people have attempted or considered suicide
Infographic: cis queers 45%, trans & non-binary people 83% attempted or considered suicide
Slide 4
Info box: A binder is similar to a sports bra. It helps reduce dysphoria by flattening the chest.
Infographic on the drawing of a binder:
63% of those that choose to transition are less suicidal after transitioning.
Slide 5
83% of trans & non-binary are more satisfied with life after going on HRT
Infographic on illustration of a vial of hormones
HRT (hormone replacement therapy) is one way for trans and non-binary people to feel more like themselves and treat gender dysphoria, by taking estrogen, progesterone or testosterone
Ich habe in diesem Semester, auch wegen der eingeschränkten Möglichkeiten des Lockdowns, noch mehr digital gearbeitet als sonst. Dabei habe ich das erste Mal ausführlich digital illustriert. Das Arbeiten in Photoshop klappte dabei erstaunlich gut und ich fühle mich mittlerweile auch sehr wohl damit, weitere Projekte so umzusetzen.
Durch die Lockdown-Situation hatte ich Anfang des Semesters einige Probleme, in die Kursthematiken und einen gewissen Arbeitsmodus zu kommen. Obwohl es in diesem Kurs nicht ganz so stark ausgeprägt war wie in anderen, hat sich auch hier die Ideenfindung länger als nötig hingezogen und auch in der Umsetzung war ich sehr viel langsamer als sonst.
Ich würde daraus gerne eine Lehre oder ein Fazit ziehen, aber hauptsächlich musste ich feststellen, dass die Situation des Lockdowns einfach nicht spurlos an mir und meiner Psyche vorbeizieht.
Ich bin mit meinen Ergebnissen unter den jetzigen Umständen größtenteils sehr zufrieden und hoffe gerade einfach, dass das nächste Semester einfacher wird oder ich bis dahin lerne, noch besser mit der Situation umzugehen.