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1.022-8 »Title Sequence Remix«; WiSe 10/11; Stefan Hartmann

1.022-8 »Title Sequence Remix«; WiSe 10/11; Stefan Hartmann

Grundlagen der 2D-Animation. Einführung in Konzeption & Gestaltung mit Audiovisuellen Medien. Analyse der Ästhetik & Semiotik von Motion Graphics im Hinblick auf Animation, Rhythmus & Dramaturgie. Vermittlung von produktionstechnischen, materialtechnischen & logistischen Kompetenzen im Umgang mit Bewegtbild. Umsetzung mit der Compositing Software Adobe After Effects.

DIE AUFGABE

Ziel des Kurses war die Neugestaltung eines bestehenden Opening Title für einen beliebigen Film. Das ist die Sequenz am Beginn eines Films, in der die Schauspieler und anderen Mitwirkenden genannt werden. Spätestens nach sehr inspirierender Recherche bekam ich einen Überblick über die vielfältigen Details und Design-Aspekte von diesem kleinen »Film im Film«.

Zur gleichen Zeit sah ich einen Fernsehfilm, der mir gut gefallen hat und so sollte es meine Aufgabe werden, eine eigene Fassung von dessen Opening Title zu visualisieren.

»KREUTZER KOMMT«

... so lautet der Titel eines von ProSieben ausgestrahlten Krimis mit Christoph Maria Herbst in der Hauptrolle – als Ermittler in einem Mordfall.

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Die Handlung des Films in Kurzform: Die Sängerin aus der Bar eines Hotels wird tot aufgefunden, was alle Anwesenden zu potentiellen Tätern macht. Sie werden von Kommissar Kreutzer systematisch verhört und Schritt für Schritt deckt er zahlreiche und überraschende Verstrickungen zwischen den verschiedenen Personen und dem Opfer auf. Kreutzer wendet kleine Psycho-Tricks an, um die Verdächtigen gegeneinander auszuspielen oder sie zu bluffen, damit er ihnen noch ein weiteres Puzzle-Teil entlocken kann. Nachdem Kreutzer nahezu allen Personen »die Hosen ausgezogen« hat, kann er mit Unterstützung seiner findigen Kollegin den wahren Täter identifizieren – das Rätsel ist gelöst!

ZUR EINSTIMMUNG ...

... kann über [diesen Link](http://www.red-cup.com/fhp_studium/1022_8/kreutzer_kommt_opening_titleH264.mov „Originaler Opening Title von KREUTZER KOMMT“) der originale Opening Title angeschaut werden. Erm, bitte etwas Geduld beim Laden ;-)

ANALYSE DES ORIGINALS

Ich untersuchte zuerst den originalen Opening Title auf dramaturgische und gestalterische Gesichtspunkte.

ANALYSE_opening_title_kreutzer_kommt.pdf PDF ANALYSE_opening_title_kreutzer_kommt.pdf

In der PDF-Datei befindet sich die komplette Analyse. Aber im Wesentlichen konnte ich Folgendes feststellen:

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• durchgehend eher dunkel gehalten; stellenweise türkise Lichtschimmer • Highlights durch das Spiel von Licht mit Schatten – Glanz / Kontraste • reduzierter Umgang mit Typografie (im ProSieben On-Air Design) • die Akteure der Handlung erscheinen einzeln oder auch gemeinsam • gezielt werden deren Mimiken sowie Interaktionen gezeigt • es wird auf einige Schlüsselmomente der Dramaturgie angespielt

KONZEPT FÜR DAS REMAKE

Meine Idee bestand darin, im Opener die Handlung der Kriminalgeschichte nachzuspielen – reduziert auf die hauptsächlichen Beteiligten im Mordfall und deren Zusammenhänge. Dass somit eine schwer durchschaubare Flut unbekannter Elemente einhergeht, ist durchaus geplant. Schließlich soll sich der Zuschauer im tatsächlichen Film zwar an das ein oder andere Detail erinnern, jedoch nicht gleich im Opener herausfinden, wie das Opfer zu Tode kam. Eine illustrativ gestaltete Animation soll zudem die Personen abstrahieren und auf wesentliche Merkmale reduzieren – Geschlecht, Haare und Kleidung. Gleichsam werden illustrierte Grafiken gezeigt, um Objekte der einzelnen Handlungsverläufe darzustellen.

Ich kam zu dem Entschluss, auf der Basis des originalen Drehbuchs und mit meinen eigenen Visualisierungen eine Kamerafahrt über eine zweidimensionale Fläche zu erstellen. Aus dieser treten in quasi dritter Dimension die Figuren und Objekte hervor. Da mir die Musik aus dem echten Opener sehr gut gefällt, wollte ich sie in meiner Umsetzung gern beibehalten.

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Die Auflistung aller für die Mordermittlungen relevanten Charaktere war mein erster Schritt. Dazu erstellte ich weibliche und männliche Stereotypen und verlieh ihnen den jeweiligen Haartyp sowie hervorstechende Merkmale ihrer Kleidung im Film. Außerdem hielt ich fest, in welcher Weise die einzelnen Rollen Bestandteil der Ermittlungen sind.

Nachdem mir dadurch alle Handlungsstränge und deren Zusammenhang klar war, skizzierte ich für entsprechende Geschehnisse im Verlauf der Geschichte prägnante Objekte. Diese positionierte ich den beteiligten Personen räumlich zugehörig, bis sich eine angemessen logische Anordnung ergab.

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Nach ausgiebiger Illustration aller grafischen Elemente legte ich einen Hintergrund mit Anlehnung an die ursprüngliche Farbwelt an, der in After Effects als Boden im virtuellen Raum für die Kamerafahrt diente. Darüber legte ich die Grafiken für die Charaktere und Objekte an.

FINALE UMSETZUNG

Alle Grundlagen waren vorbereitet – Grafiken illustriert; »Timetable« geplant; Sound- & Video-Spuren geschnitten. Nun ging es an die Komposition in After Effects. Als Anfänger in diesem Programm machte ich mich mit den grundlegenden Funktionen vertraut und erstellte das räumliche Arrangement und die Kamerafahrt, die Animationen für die Personen und Objekte, die Typo der Credits sowie Effekte für einen abgedunkelten und weichgezeichneten Hintergrund.

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Vor allem die möglichst glatten und sauberen Kameraschwenks bereiteten mir einige Probleme und stellten mich bisweilen auf eine harte Geduldsprobe – sollten sie doch trotzdem eine umfangreiche Szenerie einfangen ohne den Betrachter aus der Konzentration zu bringen.

Doch schlussendlich betrachtet bin ich glücklich mit meinem Werk und froh darüber, meine Zielstellung für den Kurs weitgehend erreicht zu haben. Hier ist mein finaler Remix:

Die wesentlichen Aspekte der von mir gewählten ...

DRAMATURGIE • die Szenerie stimmt weitgehend mit der tatsächlichen Reihenfolge der originalen Geschichte überein • Charaktere & Objekte erscheinen abstrahiert, um den Zuschauer etwas mehr im Unklaren zu lassen • zahlreiche Bewegungsabläufe sind (so gut es mir gelungen ist) mit der begleitenden Musik in Einklang gebracht • durch zeitliche sowie räumliche Nähe von Personen / Objekten zueinander werden Zusammenhänge »aufgedeckt«, die sich im Verlauf der Filmhandlung ergeben • alles dreht sich um den Mittelpunkt – die getötete Sängerin aus der Hotelbar; mit ihr beginnt und endet die Geschichte in meinem Opening Title • nach und nach kommen Charaktere & Personen dazu; das »Puzzle« wird zusammengesetzt um das Rätsel um den Mordfall endlich lösen zu können • die Nennung & Reihenfolge der Credits habe ich zum größten Teil von der originalen Version übernommen

GESTALTUNG • die dunkle, türkis anmutende Farbwelt habe ich dem originalen Opener nachempfunden • Charaktere & Objekte »schießen« wie aus dem Nichts mit voller Deckkraft in die Szenerie; die Farbigkeit nimmt dann aber zügig auf die Hälfte ab um das grundlegende Farbklima nicht übermäßig zu stören • der ursprünglichen Geschichte entlehnt sind die feinen Unterschiede in der Kleidung der Personen; trotz ihrer sehr ähnlichen Silhouette sollen die einzelnen Charaktere deutlich werden • im Kontrast dazu stehen die neutral abgebildeten Objekte – sie grenzen sich allein durch ihre Form stark voneinander ab • die schlichte Typo »Swiss 721 Extended« in den Schnitten Regular & Bold konkurriert möglichst wenig mit dem restlichen (und weitaus umfangreicheren) Bildinhalt; aus dem gleichen Grund sind die Texte starr und werden lediglich weich ein- und ausgeblendet

Ein Projekt von

Fachgruppe

Gestaltungsgrundlagen

Art des Projekts

Studienarbeit im ersten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Stephan Ecks

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2010 / 2011