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Ethik im Kapitalismus – Am Beispiel der Kaffeeindustrie in Costa Rica

Ethik im Kapitalismus – Am Beispiel der Kaffeeindustrie in Costa Rica

Kurzfassung / Abstract des Projektes In unserem kapitalistischen System geht es zentral um Wachstum von Eigenkapital. Das Ziel ist also jedes Jahr mehr Gewinn zu erzielen als im Vorjahr. Dazu stellen Unternehmen Güter für Konsumenten her. Konsumenten arbeiten für die Unternehmen um das Geld zu verdienen, mit dem sie sich wiederum Güter leisten, und so ihren privaten Besitz vermehren können. Aber gibt es in diesem System nur Kapital oder steht hinter jedem Kapitalwachstum in irgendeiner Form auch ein Verlust an einer anderen Stelle? Was bedeutet in diesem Zusammenhang eigentlich Verlust? Es ist kein Geheimnis dass es im kapitalistischen System auch Verlierer gibt und Menschen für zu wenig Lohn und unter schlechten Bedingungen arbeiten.

Ich gründe ein Magazin das sich mit genau diesen Fragen beschäftigt und hinterfrage darin den Kapitalismus aus einem ethischen Blickwinkel. Ich beleuchte die dunklen Ecken, die nicht unbekannt, aber doch konsequent ignoriert werden. In jeder Ausgabe wird es um ein anderes Konsumgut und dessen Produktionshintergründe gehen. Für diese erste Ausgabe reise ich nach Costa Rica und dokumentiere den Prozess des Kaffeeanbaus und die Strukturen der dahinter stehenden Industrie. Weltweit leben circa 100 Millionen Menschen vom Kaffeeanbau, es werden jährlich 9,21 Millionen Tonnen Kaffee geerntet. Die Kaffeeproduktion involviert viel Zeit, Platz, Arbeit und Wissen. Und den Preis den ein Großteil der Konsumenten für den Kaffee zahlt, kann die Kosten am anderen Ende der Produktionskette kaum decken. Aber wo geht der Wert verloren und wie funktioniert die Wertschöpfungskette? Ich blicke hinter die Kulissen und stelle ethische Fragen an die Kaffeeindustrie. Meine Suche werde ich fotografisch und textlich dokumentieren.

In meiner Bachelor Arbeit möchte ich untersuchen auf welcher Ethik das kapitalistische System basiert. Außerdem untersuche ich die Frage inwieweit sich die Fotografie als Dokumentationsform für sozialpolitische Themen eignet.

Abstract English

Our capitalist system is all about the growth of equity. The goal is to increase profit each year. For this, companies produce goods for consumers. Those consumers work for companies to earn money, with which they in turn can afford goods to increase their private property.

But is there, contrary to capital growth, a form of loss in some other place? What does loss actually mean in this context?

It’s no secret that there are not only winners in the capitalist system and that people work for too little wages and under poor conditions.

I am founding a magazine that deals with exactly these questions. It will question capitalism from an ethical point of view and illuminate the dark corners, which are mostly known, but consistently ignored. Each issue will cover a different product and its production background.

For this first edition I’m heading to Costa Rica, to document the process of coffee cultivation and the structures of the industry behind it.

Around 100 million people worldwide make a living from growing coffee, 9.21 million tons of coffee are harvested every year. Coffee production involves a lot of time, space, work and knowledge. And the price that the majority of consumers pay for coffee can hardly cover the costs at the other end of the production chain. But where is the value lost and how does the value chain work?

I will document my research photographic and textual.

In my bachelor thesis I’m examining on which ethics viewpoints the capitalist system is based and in what way photography is suitable as a form of documentation for socio-political issues.

Einleitung

Unser Wirtschaftssystem ist bestimmt von der Maxime des Wachstums. Ob ausreichend Nachfrage für eine Steigerung der Produktion besteht ist erst mal nicht wichtig. Die kann, wenn nötig, sehr erfolgreich künstlich auf dem Markt geschaffen werden. Das Ergebnis dieser Wirtschaftsweise ist Überproduktion von Waren, welche gleichzeitig ungerecht verteilt werden.

In einer Welt, in der eigentlich genug für alle da ist, wächst die Kluft zwischen Arm und Reich und zwischen Gewinnern und Verlierern der kapitalistisch motivierten Marktwirtschaft. Aber was ist das für ein System, welches auf der einen Seite so viel produziert und immer weiter wächst, aber gleichzeitig immer mehr Menschen in Armut zurücklässt? Und vor allem, was haben wir als Konsument*innen, aber auch als Designer*innen damit zu tun?

Unsere alltäglichen und oft selbstverständlich erscheinenden Produkte sind wie Eisberge. Bei genauerem Hinschauen verbirgt sich unter ihrer Oberfläche oft eine Produktionsgeschichte, die verstrickt ist mit unserem Wirtschaftssystem, das auf Profitmaximierung basiert und dabei häufig soziale und ethische Fragen weniger stark gewichtet.

Während sich soziale Probleme und Umweltkatastrophen häufen, lebt unsere westliche Gesellschaft ein Leben im Überfluss. Dass diese Probleme aber eben auch direkt mit uns zu tun haben, scheinen viele nicht zu realisieren. In meiner Ratlosigkeit stellt sich mir die Frage, inwiefern sich Fotografie und Text als Dokumentationsform von sozialpolitischen Themen eignen.

Um diese Frage zu beantworten untersuche ich beispielhaft die Kaffeeindustrie in Costa Rica. Diese dokumentiere ich fotografisch und unterhalte mich mit den Menschen, die hinter dem Produkt stehen. Aus meinen Fotografien und aus den Gesprächen entwickelten Textbeiträgen gestalte ich ein Magazin, welches regelmäßig erscheint und sich in jeder Ausgabe mit einer anderen Thematik beschäftigt. An dieser hinterfrage ich die Ethik im System.

Das Magazin

Durch das Erlangen von Wissen und der intensiven Auseinandersetzung mit bestimmten Themen, können wir eine andere Perspektive ihnen gegenüber einnehmen und sie durch ein neu Denken auch neu Verstehen – und gegebenenfalls unser Verhalten anpassen.

Mir hat sich also die Frage gestellt, wie ich Dokumentarfotografie und Schrift einen Raum geben kann, der die Möglichkeit zu einer kritischen Auseinandersetzung und einer intensiveren Beschäftigung mit dem behandelten Thema bieten kann, damit die Thematik nicht nur gesehen, sondern auch verstanden und gefühlt wird.

Dafür bietet sich als Format ein halbjährlich erscheinendes Magazin an, welche sich der Problematik widmet. Magazin bedeutet, etwas zu lagern, also Wissen zu archivieren. Ein gedrucktes Magazin gibt den Betrachter*innen die Möglichkeit immer wieder auf ein Thema zurückgreifen zu können. Magazine sind also auch eine Art Nachschlagewerke.

Eine gedruckte Ausgabe in den Händen zu halten bedeutet auch einen direkten, physischen Bezug zur behandelten Thematik und der kritischen Fragestellung. Es ist präsent, liegt auf dem Tisch, steht im Regal oder man trägt es in der Tasche. Durch diese Präsenz werden die Thematiken mit der Zeit alltäglich – und in genau diesem Neugestalten von Gewohnheiten und Ansichten liegt der Schlüssel zur Veränderung.

Das Magazin, welches ich entwerfe, heißt Reframing Perspective, was im Deutschen Perspektive umgestalten bedeutet. Es ist ein Angebot von dem Bekannten abzulassen und sich auf ein Thema neu einzulassen – aus einer neuen Perspektive.

Reframing Perspective ist ein hochwertiges Verbrauchermagazin, da es frei erworben werden kann. Es ist in spezialisierten Buchläden zu kaufen, da es sich durch die dokumentarfotografische Ebene an der Grenze zum Fotobuch befindet, oder kann auf der Website des Magazines bestellt werden. Damit richtet es sich an Leser*innen mit einer hohen Kaufkraft. Denn bei diesen liegt das größte Potenzial für sozialpolitische Veränderungen.

Konzept

Das Magazin besteht aus zwei Ebenen. 

Die erste Ebene basiert auf dokumentarischer Fotografie mit ergänzenden Bildbeschreibungen, die einen Einblick über das jeweilig behandelte Thema bieten. Beides ist im Querformat zu lesen. Das Magazin muss also um 90 Grad im Uhrzeigersinn gedreht werden. Durch das aktive Drehen des Magazins entsteht ein Perspektivwechsel und ich zwinge die Betrachter*innen das Thema anders zu betrachten als erwartet. Die Ebene bildet einen zusammenhängenden Erzählstrang und kann auch unabhängig von der zweiten Ebene gelesen werden.

Diese besteht aus detaillierten Berichten und kritischen Auseinandersetzungen mit den Hintergründen und zeigt die Verbindungen des Themas zu unserem alltäglichen Leben in Form von Artikeln. Die zweite Ebene ist, wie gewohnt, im Hochformat zu lesen. Die Inhalte der zweiten Ebene sind ohne das in der ersten Ebene erlangte Wissen abstrakt und nur schwer nachvollziehbar. Dadurch ist die zweite Ebene eine Ergänzung der ersten und kann nicht für sich stehen, denn Wissen über die Hintergründe bilden die Voraussetzung für eine reflektierte Auseinandersetzung mit einem Thema.

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Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Bachelorarbeit

Betreuung

foto: Prof. Wiebke Loeper foto: julia meer

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2020