In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Ideen für eine Umgestaltung des Potsdamer Stadtteils Schlaatz.
Diesen Themenfokus haben wir am Beispiel des Potsdamer Stadtteils Schlaatz behandelt.
Der Schlaatz wurde bis 1987 erbaut. Es handelt sich um Plattenbauten des sogenannten Typs WBS70 (Wohnungsbauserie 70). Das Wohngebiet hat eine Fläche von ca. 76 ha mit ungefähr 9.400 Einwohnern.
Im Vergleich zu anderen Bezirken Potsdams wird der Schlaatz auch der Stadtteil der 6 Superlativen genannt:
• die höchste Arbeitslosenquote (12,4%)
• die meisten Leistungsempfänger (27,8%)
• die meisten Singlehaushalte (63,1%)
• den jüngsten Bevölkerungsschnitt (38,7 Jahre)
• den größten Ausländeranteil (19,5%)
• die wenigsten älteren Menschen (11,6% über 65)
(Zahlen von 2016, Quelle)
Im Schlaatz existieren einige Probleme, die auf andere Plattenbausiedlungen verallgemeinert werden können. Es ist praktisch ein passiver Stadtteil, da es nicht wirklich Gründe gibt ihn zu besuchen, einen Mangel an kulturellen und anderen Freizeitaktivitäten und an sich existieren nicht viele Arbeitsplätze vor Ort. Es sind auch kaum Geschäfte, die über die Basisversorgung hinausgehen angesiedelt. Zusätzlich ist die Anbindung zum Rest der Stadt nicht optimal. Dies begünstigt die Autodependenz. Viele Flächen sind betoniert und zugeparkt, was zum Urban heat island effect beiträgt. Auf Grünflächen wird wiederum oft Sperrmüll abgestellt.
Aktuell werden auch im Projekt Schlaatz 2030 mögliche Zukunftsvisionen für den Schlaatz entworfen, wodurch unser Projekt perfekt in die aktuelle Planung und Entwicklung passt.
Durch die im nächsten Abschnitt vorgeschlagenen Lösungen könnte eine Stadt der kurzen Wege entstehen mit Projekten, die sich mit einer bewussteren, lokalen Lebensmittelversorgung, Langlebigkeit von Produkten und Anhäufung eigener Skills, intergenerationalen Austausch und gesunder Stadtökologie beschäftigen. Dadurch kann der Alltag der Menschen aufgelockert werden. Die neuen Freiflächen können zusätzlich zum Abschalten und Verlangsamen genutzt werden. Aus Fahrzeit wird Freizeit.
Der Veranstaltungsort ist ein halber Open-Air-Space: Im Sommer offen und ggf. mit Sonnenschutz und im Winter geschlossen. Hier können Events verschiedener Skalierungen stattfinden: Von Lesungen bis zu Konzerten.
Die Kulturräume bieten Platz für temporäre und permanente Ausstellungen sowie Installationen.
Mit der Seilrutsche kann man einmal über das Gelände gleiten und hat auch einen guten Ausblick auf den restlichen Schlaatz und Umgebung.
Diese drei Aktivitäten bieten Anreiz für Menschen mit verschiedensten Interessen auch von Außerhalb in den Schlaatz zu kommen.
Die Werkstatt bietet lokale Reparaturmöglichkeiten an und zusammen mit dem Bauspielplatz und auch den Community Gardens wird zum gemeinschaftlichen Aneignen von Skills für alle Generationen eingeladen.
Die Community Gardens und das Indoor Farming sorgen für eine lokale Lebensmittelversorgung.
Besonders Letzteres schafft in Kombination mit den Ladenflächen, auf denen unter anderem die Lebensmittel verkauft werden können, und auch den Büroflächen viele neue Arbeitsplätze vor Ort.
Mit den Freizeitaktivitäten allgemein und den Graffiti Walls werden jetzt auch alle Generationen angesprochen. Bisher existieren im Schlaatz hauptsächlich Kinderspielplätze.
Trotzdem bleiben noch viele Freiflächen zum Genießen der Natur.
Die Dächer werden durch eine Aufstockung um zwei Meter nutzbar gemacht. Nach Außen findet eine Farbkodierung statt, um auch eine bessere Orientierung auf Bodenlevel zu erreichen. Zusätzlich bietet es Platz für extra Nistkästen.
Die Begrenzung und Sicherung findet mit einem Zaun statt, der aus Holzlatten mit kleinen Abständen besteht um gleichzeitig noch einen Ausblick, aber auch einen Sichtschutz für die Anwohner zu bieten. Die variablen Höhen der Segmente sollen dabei zur Auflockerung der Dachlinien beitragen.
Die Brücken müssen strukturell von Betonpfeilern gestützt werden. Um nicht visuell zur Grauheit und Betonmenge beizutragen, werden diese Pfeiler begrünt und bieten wieder einen zusätzlichen Lebensraum für ein diverses Ökosystem.
Der Zugang findet hauptsächlich über Fahrstühle statt. Diese sind groß genug für Lasten und bieten Barrierefreiheit. Nichtsdestotrotz gibt es auch Feuertreppen, die standardmäßig auch für Menschen benutzbar sind, die nicht so gerne Aufzüge benutzen.
Auf einigen der neu entstanden Dachflächen der aufgesetzten Gebäude werden Photovoltaikanlagen installiert um ein gewisses Maß an Energieautonomie zu gewährleisten.
Er hat nach der Schule noch nicht so recht gewusst, was er machen soll. Aus Langweile hat er beim Urban Gardening Projekt mitgemacht. Dort geht es weniger um einen großen Ertrag, sondern viel mehr um das Lernen von Anbau und Pflege von Pflanzen sowie den Austausch und den Zusammenhalt untereinander. Das macht ihm so viel Spaß, dass er sich dafür entschieden hat eine Lehre als Gärtner anzufangen.
Als nächstes haben wir Alex, er spielt gerne auf dem Bauspielplatz. Im Gegensatz zu anderen Spielplätzen, können sich hier die Kinder unter Aufsicht mit Werkzeugen ihren eigenen Spielplatz bauen. Hierbei lernen sie den Umgang mit Werkzeugen, Verantwortungsbewusstsein und Teamfähigkeit. Als Materialien steht der vorsortierte Sperrmüll der Umgebung zur Verfügung. Das reduziert die wilden Sperrmüll-Kippen im Schlaatz.
Auch Finn kann von den Neuerungen profitieren. Er war lange Zeit ohne richtige Arbeit, aber nachdem er die Möglichkeit ergriffen hat, eine der Ladenflächen auf den Dächern zu betreuen, trifft er nun jeden Tag neue Leute und hat Spaß an seiner neuen Arbeitsstelle.
Maria wohnt und studiert in Potsdam, musste aber für die Arbeit immer mindestens eine Stunde nach Berlin fahren. Nach der Ansiedlung eines Start-Ups in einem der neuen Bürogebäude hat sie beschlossen dort anzufangen. Nun hat sie nach der Arbeit sogar noch Zeit mit den Kollegen*innen in die Rooftop-Bar zu gehen oder zu einer der zahlreichen Veranstaltungen in den Kulturräumen.
Die Rooftop-Bar bietet nicht nur einen phänomenalen Ausblick auf die Gegend, sondern auch eine Seilrutsche, welche Besucher*innen von außerhalb anlockt. So auch Madu, der gerne mal den Kick sucht, gerade das zweite Mal rutscht und gleich in der Rooftop-Bar den Abend verbringen wird. Vielleicht trifft er ja auf Maria?
Zu guter Letzt haben wir die Amelie. Sie ist vor 10 Jahren mit 57 in den Schlaatz gezogen. Leider ist es aufgrund der schlechten Anbindung des Schlaatzs für betagtere Menschen eine größere Hürde mal eben eine Veranstaltung zu besuchen. Deswegen freut sie sich über die neuen Veranstaltungsorte und Kulturräume mit einem breiten Spektrum an Events. Hier kommt sie schnell hin, aber auch schnell wieder nach Hause und kann Leute aus ihrer Nachbarschaft kennenlernen.
Das Projekt war für uns durchaus umfangreich im Rahmen dieses Kurses. Wir haben uns über noch weitläufigere Aspekte Gedanken gemacht, konnten diese allerdings nicht im Detail, welches sie verdient hätten, aufgrund zeitlicher Grenzen, ausarbeiten. Dazu gehört beispielsweise, dass man sich anschauen könnte inwiefern dieses Konzept tatsächlich auf andere Plattenbausiedlungen übertragen werden könnte. Mögliche Probleme, wie Gentrifizierung und ein gesteigerter Transportbedarf bedürfen auch einer genaueren Beleuchtung. Insgesamt war unsere Intention ein Spektrum an Möglichkeiten zu bieten. Den Punkt „mit den Menschen“ aus dem Themenfokus haben wir bezogen auf die Planung nicht weiter konkret ausgearbeitet, da dies wohl an sich ein eigenes Projekt wäre. Bezüglich der konkreten Planung ließe sich auch eine Biotopenplanung umsetzen.
Es war besonders spannend sich der Herausforderung der Stadtentwicklung anzunehmen und ein bereits bestehendes Gebiet anzupassen und neu zu denken. Dabei sind Plattenbausiedlungen noch einmal eine besonders interessante und relevante Unterkategorie, die oft vernachlässigt wird. Es war auch gut zu sehen, dass wir eher unbeabsichtigt einen Nerv getroffen haben und zu teils ähnlichen Problemanalysen und Lösungen gekommen sind, die wir auf unsere eigene Weise zu einer positiven Zukunftsvision umsetzten und so einen lebenswerten Plattenbau schufen.