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MotionBasis09: Micronarrative Loops

Im Kurs „MotionBasis09: Micronarrative Loops“ ging es in erster Linie um das Betrachten von sich wiederholenden Sequenzen, die in ihren Bewegungsablauf eine Geschichte erzählen. Über mehrere Sitzungen gingen wir diesem Spannungsfeld in vier verschiedenen Teilaufgaben nach und befassten uns jeweils mit einem bestimmten Aspekt.

Typoplakat I: MAGELLAN

1. Idee

Bei der ersten Aufgabenstellung kam mir die Weltumsegelung von Ferdinand Magellan in den Sinn, welche thematisch sich ganz gut mit dem Loopgedanken verbinden ließ. Ich skizzierte einige grobe Konzepte, die Elemente einer Rundreise auf dem Wasser verinnerlichten und wo die Bewegung bzw. Transformation hauptsächlich durch die Typo stattfinden sollte. Anfangs konnte ich mich noch nicht großartig auf eine Idee entscheiden, da ich verschiedene Richtungen ausprobieren wollte und mir zu jedem Aspekt mehrere Optionen eingefallen sind. Tatsächlich hatte ich noch nie Typografie animiert und bis hierhin auch nur wenig Erfahrung mit After Effects gehabt. Ich erkundigte mich im Internet nach Möglichkeiten zur „kinetischen“ (bewegten) Typografie und stieß auf zahlreiche Tutorials, die ich unbedingt ausprobieren wollte.

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2. Prozess

Die Bearbeitung der Aufgabe in After Effects ging relativ zügig, da ich dank der Tutorials wusste, wie man einfache Bewegungsabfolgen ohne besondere Schwierigkeiten umsetzen konnte. Lediglich bei der Typographie benötigte ich etwas mehr Feinarbeit, da ich die Abstände der Zeilen sowie die Textgrößen aneinander anpassen musste. Ich konnte durch die Anwendung von Effekten wie „Komplexes Wellen“, „Komplexes Wölben“ sowie „Gitter-Verkrümmung“ schnell einige Animationskonzepte generieren. Für meinen finalen Entwurf experimentierte ich mit den Geschwindigkeitskurven um mehr Dynamik in der Bewegung zu erzeugen, was durch die Untermalung von minimalen Soundeffekten verstärkt wurde.

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3. Ergebnis

Typoplakat II: THE CURE

1. Idee

Bei der zweiten Teilaufgabe für das Bewegtplakat sollten wir uns hauptsächlich auf die Animation von Typografie konzentrieren, hierbei sollten wir ein Musikplakat für „Friday I'm In Love“ von der The Cure animieren und hierbei Zeilen aus dem Liedtext verwenden. Ich muss ehrlich sagen, dass ich zu Beginn weder von der Band oder vom Lied gehörte hatte, noch fiel mir überhaupt eine gute Idee ein. Bei der Inspirationssuche auf Instagram stieß ich zufällig auf den Account von Mike Guss, ein Design Directon in Seattle, der sich unter anderem auf bewegte Typografie spezialisiert hatte. Insbesondere faszinierte mich der folgende Beitrag, der mich veranlasst hatte, etwas ähnliches auszuprobieren.

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2. Prozess

Die Typoanimation von Mike Guss habe ich Frame für Frame in Photoshop analysiert, um nachzuvollziehen, wann welche Bewegung vollzogen wird und wie die einzelnen Wörter unterteilt wurden. Das Nachbauen der einzelnen Bewegungen, sowie überhaupt die logische Herangehensweise, wie die einzelnen Wortanimationen verschachtelt werden, gab mir einige Kopfschmerzen. Mit etwas Mühe und Not hatte ich zumindest die grobe Struktur von meiner Inspiration nachempfunden. Ich versuchte auch, die Animationen am Lied anzupassen. Dadurch entstanden interessante rhythmische Momente, die durch eine subtile Individualisierung einzelner Sinneinheiten und durch eine zeitliche Verschiebung aller Ebenen ineinander verstärkt wurde. Zu guter Letzt wollte ich eine gewisse 80/90er Jahre-Stimmung erzeugen, um dem Zeitgeist des Liedes gerecht zu werden. Anfangs verwendete ich dafür noch ein VHS Template, was ich im Internet gefunden hatte, um eine grobe Visualisierung meines Konzepts zu sichten.  Allerdings waren die Effekte teilweise zu extrem und es war auch schwierig das Template auf meine Komposition maßzuschneidern. Ich gab mich jedoch damit nicht zufrieden und hatte bei dieser Gelegenheit das komplette Template auseinander genommen und jeden einzelnen Effekt genauer untersucht, um genau deren Funktionsweise zu begreifen, was bei der Vielzahl an eingebauten Effekten kein Leichtes gewesen ist. Hierbei lernte ich jedoch viele neue Techniken kennen und wusste nun genau, wie ich bestimmte Effekte erzeugen konnte. Für den typischen VHS-Look verwendete ich verschiedene Störungsaufnahmen aus dem Internet und setzte sie gezielt mithilfe von Effekten wie „Fraktales Rauschen“, „Versetzen“, „Motion Tile“ und „CC Scale Wipe“ ein.

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3. Ergebnis

Walkcycle: BOKKO

1. Idee

Bei dieser Aufgabe beschäftigten wir uns mit sogenannte Walkcycles. Walkcycles sind Bewegtsequenzen von einzelnen Bilder, die eine kontinuierliche Gehbewegung wiedergeben. Für den Walkcycle wollte ich mir etwas Anspruchsvolles vornehmen und spielte mit dem Gedanken eine Tanzsequenz zu animieren. Dieses Mal wollte ich mich mit traditionellen Animationstechniken ausprobieren, insbesondere Stop Motion. Um einen effektiven Walkycle zu generieren, braucht man etwas 10 bis 12 Frames; mir war hier noch leider unklar, wie viele Frames man benötigt, um einen vollständigen Tanzablauf einzufangen. Bei meiner Inspirationssuche fiel ich auf einen koreanischen Techno-Tanz, der in Südkorea in den 2000er Jahren sehr beliebt unter Nachtclubs gewesen ist. Für die Animation nahm ich als Vorlage das folgende Video und schnitt mir die Sequenz so zu, dass man sie loopen kann.

2. Prozess

In Photoshop begann ich also, Frame für Frame die Bewegung nachzuzeichnen. Der Prozess war zwar sehr unkompliziert, allerdings absolute zeitaufwändig. Das Video hatte ich zwar auf 10 Frames pro Sekunde heruntergerechnet, aber selbst dann waren das bei 40 Sekunden 400 einzelne Bilder. Es hat mich viele Tage gekostet (über mehrere Wochen), bis ich über 400 Bilder mithilfe eines Zeichentabletts gezeichnet hatte. Ich experimentierte auch damit, Bewegungsunschärfe nachzuahmen, indem ich bei schnellen Bewegungen „Schmierspuren“ hinzufügt habe, damit die Illusion einer flüssigen Bewegung zwischenden Frames überzeugend wirkt. Im letzten Schritt nahm ich eine passende Musik (die Musik in der Vorlage konnte ich leider nicht ermitteln) und musste die Bewegungen noch einmal gezielt auf die Musik anpassen, die ich auch extra nochmal so schneiden musste, dass die Musik in sich selbst loopt, aber auch mit dem Bewegungsablauf übereinstimmt.

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3. Ergebnis

Doodle: RAVEL

1. Idee

Bei der letzten Aufgabe sollte wir uns an den bekannten Google Doodles orientieren und zu einem bestimmten Ereignis eine kleine Animationsgeschichte konzipieren. Da ich mich unter anderem für klassische Musik interessiere und besonders die impressionistische sehr schätze, begab ich mich in meiner Recherche gezielt auf der Suche nach geeigneten Themen/Ereignissen/Personen. Unter den impressionistischen Musikern, ist Maurice Ravel mit Abstand mein Favorit. Seine Musik ist technisch brilliant und sehr träumerisch-malerisch. Besonders Naturphänomene wie das Plätschern von Wasser werden in seiner Musik auf magischer Weise eingefangen. An diesem Punkt musste ich sofort an Werke wie „Jeux d'eau“ (deutsch: Wasserspiele) und „Une barque sur l'ocean“ (deutsch: Eine Barke/ein Boot auf dem Ozean) denken. Anlässlich Ravels 145. Geburtsjahr entschied ich mich am Ende, für „Une barque sur l'ocean“ eine Doodle-Animation zu entwickeln. Ich ließ mich von Claude Monets „Impression, Sonnenaufgang“ inspirieren und wollte in ähnlicher Form eine visuelle Untermalung des Themenmotivs angehen. Hierbei sollte die Bewegung innerhalb der Noten durch die Verkörperung einer Bootsfahrt auf dem Wasser verinnerlicht werden. Das Boot übernahm hierbei die Melodie, während das Wasser in der Begleitung reflektiert wurde. Auch eine Visualisierung der tatsächlichen Noten, sowie die Einbettung von Ravel als Protagonist war angedacht und verdichtete sich während des Prozesses immer mehr zu einer klaren Umsetzung.

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2. Prozess

Während des Prozesses realisierte, dass ich bloß eine ungefähre Vorstellung hatte, wie ich mein Konzept genau umsetzen wollte. Mit welcher Technik und wie das Ganze auszusehen hatte, darüber wurde ich mir erst zwei Wochen vor der eigentlich Abgabe klar. Ich spielte mit mehreren Ideen, doch keine hatte mich wirklich zufriedengestellt. Für die Animation wollte ich zunächst eine abstrakte Visualisierung der Notation in den Vordergrund stellen. Hierbei sollte auf die Animationstechnik des Phenakistiskopen eingegangen werden. Allerdings empfand ich diesen Ansatz im Nachhinein weit entfernt von der eigentlichen Thematik und ich versuchte stattdessen, eine Geschichte in sequentieller Form aufzubereiten, wo Boot ins Bild wandern und man von einem Bild zum nächsten immer weiter ins Boot hineinzoomt bis man am Ende Ravel beim Spielen und Komponieren des Stückes sieht. Für die eigentliche Spielmechanik des Liedes habe ich tatsächlich sogar mittels Stop-Motion die genauen Bewegungsabläufe für die ersten Takte nachgezeichnet. Leider empfand ich das Ergebnis als unbefriedigend und ich wollte auch das erneute Anwenden von Stop-Motion vermeiden. Auch war ich nicht sicher, dass ich es in der Zeit schaffen würde, mehrere Kameraperspektiven überzeugend aufzubereiten. Ich musste mir also etwas Neues überlegen, was sich innerhalb des Zeitraums gut umsetzen ließ und dennoch all die Aspekte, die ich in meinem groben Konzept beschrieben hatte, verinnerlichte. Ich versuchte also mein Doodle möglichst auf eine Szene zu fokussieren, die im Gesamten eine Story erzählt. Beim Anskizzieren merkte ich, dass ich eigentlich kein Klavier ins Bild setzen wollte. Ich wollte weg vom Realismus und auch weg von dem Vorhaben kommen, erneut eine bespielte Klaviertastatur zu animieren, da dies sehr zeitaufwändig gewesen wäre. Instinktiv entschloss ich mich dazu, das Ganze von einer mehr humoristischen Seite zu betrachten und zeichnete Ravel als Cartoonfigur. Ausgehend hiervon fragte ich mich, ob Ravel wohl beim Komponieren des Stückes visuelle Bilder im Kopf hatte. Ich amüsierte mich beim Gedanken, Ravel mit Rettungsring im Wasser zu sehen, wie er neugierig seine Umgebung betrachtet und ein Boot um ihn herumgleiten sieht. Dies war der entscheidende Punkt gewesen, da ich nun endlich wusste, was ich zu tun hatte.

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 Da ich dieses Mal nicht wieder zeichnen wollte und mich dem Animieren von Vektorformen beschäftigen wollte, baute ich zunächst eine grobe Annäherung meiner Szenerie in Cinema 4D nach. Ich hatte einige grundlegende Erfahrungen mit diesem 3D-Programm zuvor gesammelt und war mir sicher, dass das für mein Vorhaben ausreichen wird. Einzig allein beim Modellieren von Ravel bedurfte es an großer Geduld, da ich nie zuvor ein Gesicht in Cinema 4D modelliert hatte. Nachdem ich auch die Animationsfahrten vom Boot sowie von Ravel samt Rettungsring festgelegt hatte, exportierte ich sämtliche Assets als Video und arbeitete mit dieser Vorlage in After Effects weiter. Zwischendurch verfeinerte ich meine Vorlage in Photoshop weiter, z.B. bei Gesichtszügen, damit ich während der Arbeit in After Effects nicht zuviel rumraten musste, wie gewissen Elemente sich zwischen den Frames verändern würden.

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Nach dem Nachbau in After Effects überlegte ich mir, wie ich die Atmosphäre einer impressionistischen Idylle weiter untermalen konnte und experimentierte mit verschiedenen Effekten, Wasser zu erzeugen. Dabei sollte das Schwanken der Bildelemente durch das Wasser besonders hervorgehoben werden. Ich fügte zusätzliche Elemente wie die Reflektion der Sonne sowie die Visualisierung der Notation hinzu. Die Idee war, dass Ravel durch das Betrachten der Szenerie Ideen zu „Une barque sur l'ocean“ bekommt und man seinen Gedankenprozess in Form der Notation sieht. Hierbei musste ich die ersten zwei Takte (bzw. den ersten Takt, da sie sich gleichen) Note für Note in Photoshop auseinander nehmen. Die Notation mit der Musik anzupassen war überraschend knifflig und bedurfte einiges an Geschick. Ich übernahm auch hier die Idee der Wasserreflektion. Am Ende kam alles in einen eleganten Bilderrahmen hinein, sodass es aussieht, als würde ein solches Bild in einem Kunstmuseum hängen: „Un Ravel sur l'ocean“ - Ein Ravel auf dem Ozean.

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3. Ergebnis

Fazit

Der Kurs an sich hat mir (trotz des kleinen Kursraumes) enorm viel Spaß gemacht, da ich mich schon immer für Motion Design interessiert hatte, mich aber noch nie damit intensiv auseinandergesetzt hatte. In meiner Ausbildung habe ich hauptsächlich statisch mit Design gearbeitet und mir fehlte das Training im Bewegtraum. Vor diesem Kurs hatte ich rudimentäre Kenntnisse in After Effects gehabt, die ich mir bei sporadischen Designprojekten schnell angeeignet hatte. Zu einer intensiven Auseinandersetzung mit After Effects kam es jedoch nie. Aus diesem Grund wollte ich beim Einstieg ins Studium sofort einen Motionkurs belegen, um mich endlich auf diesem Feld weiterzuentwickeln. Ich bin  im Verlauf meiner Kursarbeit an unzähligen Stellen an meine Grenzen gekommen und habe bis zum letzten Moment an Kleinigkeiten herumgeschraubt. Frustration und Ratlosigkeit standen hier an der Tagesordnung, was mich aber überhaupt nicht entmutigt hatte - ganz im Gegenteil. Durch eine schiere Sturrheit und einer recht eigensinnigen Arbeitsweise waren die „Aha!“-Moment umso dankbarer und ich verspürte jedes Mal das Verlangen mehr und mehr dazu zu lernen. Dank Herr Dufke hatte ich die Möglichkeit, mich in verschiedenen Richtungen auszuprobieren und eigenständig mit den mir verfügbaren Mitteln zu experimentieren. Im Nachhinein hätte ich meine Zeit definitiv besser aufteilen sollen, da dieser Kurs aufgrund anderer Kursverpflichtungen leider zu kurz gekommen ist. Hierbei ist uns Herr Dufke mit der Deadline für unsere Projekte sehr entgegenkommen. Der Perfektionist in mir wünscht, ich hätte wesentlich mehr Fokus und mehr Zeit in meine Projekte hineingesteckt. Die meisten Projekte sind für mich noch recht unfertig, aber darum geht es in erster Linie nicht. Es ist einzig der Prozess, der mir geholfen hat, über meine Grenzen hinauszustoßen. Ohne das „Abquälen“ hätten viele lehrreiche Moment für mich nie stattgefunden. Ich bin durch diese Kurs sehr motiviert, mich weiter mit Motion Design zu beschäftigen und bin gespannt auf weitere Kurse dieser Art.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Studienarbeit im ersten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Klaus Dufke

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2020