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FERTILISERS | Speculative Mortality Culture

FERTILISERS | Speculative Mortality Culture

Der Kurs setzte sich mit den Themen Artensterben, Bio-Diversität und dem menschlichen Verständnis von Klimaschutz dem Bewahren des Planeten auseinander. In der ersten Phase wurden die verschiedenen Themenbereiche mit dem Besuch von Ausstellungen, Vorträgen, Diskussion, Symposien und Naturführungen aufgearbeitet. Eine tiefere Auseinandersetzung folgte in der zweiten Hälfte. Auf Grundlage der erarbeiteten Infos, wurde ein Service von einer Spezies für eine andere Spezies entwickelt.

INTRO

Eine der größten Herausforderungen war es, die Themen Service Design und das große Themencluster der Biodiversität zusammenzubringen. Im Bereich des Service-Design wird normalerweise eng mit Unternehmen und Organisationen zusammengearbeitet, um kunden- bzw. zielgruppengerechte Dienstleistungen zu entwickeln. Für die Konzeption einer Dienstleistung für eine andere Spezies mussten andere Methoden zur Erarbeitung herangezogen werden.

Als Ausgangspunkt musste zuallererst ein Perspektivenwechsel für diese besondere Art von Service-Design eingenommen, da nicht von einem unbedingt menschlichen Ausgangspunkt gestartet werden konnte.

Es ging darum die Bedürfnisse einer anderen Art zu erkennen und für diese einen geeigneten Ausgleich zu schaffen. Meine Motivation bei diesem Projekt war es vor allem ein Konzept zu entwerfen, dass sich nicht von einem privilegierten Blickwinkel dem Thema nähert, sondern als Ausgangspunkt alle Arten bzw. Lebewesen als gleichwertige Akteure anzusieht.

DAS PROBLEM

Biodiversität beschreibt in der Biologie die Anzahl der genetischen Varianten jeder auftauchenden Art. Dazu zählen Tier- und Pflanzenarten und/oder die verfügbare Ökosystemvielfalt eines bestimmten Lebensraumes. Sie ist ein wichtiges Kriterium für die Beurteilung der Schutzwürdigkeit eines Gebietes und stellt aber auch in seiner Erhaltung Bedeutung für den Menschen dar.

Im Diskurs des Artenschutzen nimmt der Mensch oft eine Übermachtstellung ein und sieht sich in erster Linie nicht als Akteur, welcher in der Natur eine Rolle einnimmt. Aus diesem Grund entzieht er sich meist der Verantwortung und sieht die Natur als abgegrenzten Raum, den es mal mehr mal weniger zu schützen gilt. Das Ziel war es, ein neues Bewusstsein für die Zugehörigkeit des Menschen zum gesamten System Natur und seinem Dasein auf der Erde zu schaffen.

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DIE IDEE

Der Tod und das Ableben eines Menschen spielt heutzutage hauptsächlich eine wichtige Rolle für die Hinterbliebenen des Verstorbenen. Pflanzen dienen als Dekoration für das Grabmal und Tiere sind meist nur in der Form von treuen Weggefährten wie Hunden wiederzufinden. Nach der Beerdigung sucht sich die “wilde” Natur jedoch ihren eigenen Weg und eine Zersetzung und somit Zurückführung findet unweigerlich statt.

Jedoch wird dieses Ableben und das damit verbundene zeremonielle Abschiednehmen meist als abgegrenztes Ereignis angesehen, das ausschließlich für die Trauernden vorbehalten ist und dabei stark mit Tabus und Ängsten verbunden ist.

Um dieses bestehende Szenarien ein neues Licht zu rücken, diente mir die Methodik des Speculative Designs. Die Idee war es den Tod und die Trauer zu einem mehr alltäglichen Bestandteil zu machen, ganz dem Memento mori Gedanken folgend. Wichtigster Gedanke war dabei den Menschen bewusst wieder Teil des System werden zu lassen und das zusammenleben und Ableben von Mensch und Natur in den Fokus zu rücken. Der Tod als unausweichlicher Bestandteil des menschlichen Lebens dient somit als Ausgangspunkt für den Arten-Service.

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WIE FUNKTIONIERT DIE IDEE?

Das futuristische Mumien-Ritual setzt vom Verstorbenen ein erfülltes und gesundes Leben vorraus. Nur dann kann dieser in seine Bestandteile aufgelöst und durch seine Familie zurück in die Natur geführt werden. Flüssigkeiten, Mineralien in der Asche und Gase werden abgefangen. Jedes Molekül wird gesammelt und auf seine Qualität geprüft. Ein Körper oder ein “großes Ganzes” existiert nicht mehr. Somit können die Überreste zurück in Boden, Wasser, Luft gebracht werden und sind so wieder Teil des natürlichen Kreislaufs. Der Ahne ist nun nimmt nun auf einer stark spirituellen Ebene Teil am Alltag, jedoch nicht in seiner menschlichen Form. Er trägt zum Wachstum von Pflanzen bei, gleicht die Nährstoffe in einem Bodenstück aus, wächst als Baum und bietet Schutz für Vögel.

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POTENZIAL

Was könnte sich dadurch verändern? Wie würden wir dadurch anders zusammenleben?

Mit der Bestattungszeremonie wird nicht nur das kulturelle Ableben des Verstorben gefeiert und geehrt sondern verdeutlicht den Hinterbliebenen den Gedanken einer Ewigen Familien und Verbundenheit zu sich und der Natur. Eine derartige Bestattungs- und Todenkultur könnte ein Umdenken anstoßen, welches ein viel größeres Bewusstsein für Spezien-Beziehung aller Art schafft.

HINTERGRUND/QUELLEN

Um das Thema von einem “fantastischeren” Standpunkt anzuschauen, zog ich die meiste Inspiration aus Filmen, welche das Thema Tod auf die ein oder andere Weise behandelten. Zudem griff einige Ideen aus den Mumifizierungsritualen der alten Ägypter und anderer Völker auf.

REFLEXION

Abschließend kann festgestellt werden, dass die Frage, wie wir sterben und unsere sterblichen Überreste “weiter verwertet werden”, differenziert beantwortet werden muss. Einerseits ist der Gedanke, den Menschen nach seinem Ableben zu einem Fertiliser zu machen (also Düngern für fruchtbaren Boden) ein rein rationaler Lösungsansatz, der weniger auf die Trauer und ihre Verarbeitung eingeht, als viel mehr mit dem Gedanken spielt der Erde chemisch etwas zurückzugeben. Andererseits kann dies jedoch als Chance angesehen werden, die unterschiedlichen kulturellen Ansätze von Bestattung und Trauer zu hinterfragen und diese neu zu denken. Somit würde das Thema aus der tabu behafteten Position heraustreten und den Weg bereiten für neue Ansätze, ein Überdenken von konservativen Strukturen und das Thema aus einer gesellschafts- und spezies-relevanten Perspektive beleuchten.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Gestaltungsgrundlagen

Art des Projekts

Studienarbeit im ersten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Myriel Milicevic

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2019 / 2020

Keywords