In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Typografie und Illustration: Ein typografischer Comic auf der Grundlage eines Textes von Italo Calvino Textes, in Kooperation der Kurse von Katrin Holst (Typografie) und Lisa Bucher (Illustration).
In dem phantastischen Roman Cosmicomics von Italo Calvino wird die erstaunliche Gestalt, der unaussprechliche Qfwfq, Augenzeuge der entscheidensten Momente in der Geschichte des Universums. In dem Kapitel „Die Herkunft der Vögel” schreibt Italo Calvino: „Nun, heute erzählt man solche Geschichten besser in Comics (…) als in einer Erzählung mit säuberlich aneinander gereihten Sätzen.“
Dieser Aufforderung wollen wir in diesem Semester folgen und das Kapitel „die Herkunft der Vögel“ in einer kleinen eigenen Printpublikation in einen typografischen Comic übersetzen.
Dazu werden wir uns im Besonderen mit der Wechselwirkung zwischen literarischem Text und eigener Illustration beschäftigen und eigene gestalterische Schwerpunkte in diesem Spannungsfeld setzen. Neben illustratorischen Fragen wie Scribbles, Charakterentwicklung und Stilfindung werden wir uns in dieser Kooperation auch mit Satz, Layout und Schriftauswahl beschäftigen.
Die individuellen Konzepte soll zum Semesterende in einem DIN A 5 Buch gebunden und gegebenenfalls veröffentlicht werden.
Dazu gehören in den Vorlesungsthemen die Geschichte des Comics vom Ende des 19.Jhdts. bis heute und „Formen der Erzählung“ Sprach- und Bildformen im Comic, sowie u.a. inszenierte Typografie
Während des Unterrichts wurde uns die Grundstruktur des Comics durch die Analyse der einzelnen Elemente erklärt.
Die behandelten Themen waren:
- Die typografischen Elemente eines Comics (Sprechblase, Gedankeblase, Onomatopie) und der kommunikative Wert, der dieser je nach Konstruktion annehmen kann
-Die verschiedenen möglichen Formate der Panels und ihre mögliche Organisation auf ästhetischer und Montageebene
- der kommunikative und symbolische Wert der Farbe und bei Schwarz und Weiß, der Linie
Ich habe Comics gelesen, seit ich ein Kind war, aber ich habe nie besonders auf die Struktur geachtet. Daher hat mir diese Vorlesung persönlich sehr geholfen, weil sie meine Lektüre vertieft hat.
Jetzt sehe und schätze ich Details, auf die ich noch nie Aufmerksam wurde. All diese Studien waren von grundlegender Bedeutung, vor allem für den Aufbau unseres Comics.
Die erste Aufgabe, die uns übertragen wurde, bestand darin, einen Dummy eines möglichen typografischen Comics zu erstellen, der auf der Geschichte „Der Herkunft der Vögel“ von Italo Calvino basiert.
Mit Dieser Übung hatte ich besondere Schwierigkeiten .
Als ich die Geschichte las war mir sofort klar dass Calvinos Text eine Herausforderung sein würde: Der Autor gibt an, dass es eine perfekte Geschichte für Comics sein würde, und fordert die Zuhörer auf, sie zu zeichnen; doch seine Aussage ist nur eine Spielerei, um die Geschichte noch absurder zu machen.
Denn wird es sich als absolut unmöglich erweisen, die betreffende Geschichte in einem Comic zu konkretisieren, wegen relativ kurzen Dialogen, bewusst ungenauen Beschreibungen und langen Gedankenabfolge .
Auf diese Weise erstellt der Autor eine raffinierte und unterhaltsame Schichtung innerhalb der Geschichte. Der Erzähler, schreibt nicht an den Leser, sondern spricht mit einem hypothetischen zweiten imaginären Erzähler, der die Geschichte in ein Comic-Buch verwandeln soll.
Von Anfang an erkannte ich in dieser Besonderheit einen wesentlichen Bestandteil des Textes der dazu beitrug ihn absurd und unterhaltsam zu machen.
In der ersten Phase des Dummy-Aufbaus suchte ich nach einer Lösung, um die verschiedenen Ebenen im Text beinhalten zu können: Ich probierte beispielsweise, Illustrationen von meinen Händen beim Zeichnen des Comics zu entwickeln. Aber in den Momenten, in denen die Hauptgeschichte im Vordergrund stand und nicht mehr die Erzählung von Calvino, war diese Idee in der Umsetzung tatsächlich unmöglich.
Als ich die Aufgabe schlecht interpretierte und dachte, ich müsse eine authentische Skizze des gesamten Comics entwickeln, geriet ich in Panik und beschloss, alle Anweisungen von Calvino wegzulassen, um mich auf die Illustrationen zu konzentrieren, obwohl dies nicht meiner Intention entsprach. Zum Glück erhielt ich die Kritik, mehr am Text zu arbeiten, und so entwickelte ich eine Idee, die alle Ebenen des Erzählens einschließen konnte
Nach der Analyse der Konstruktion des Comics hatten wir die Möglichkeit die Geschichte des Comics zu vertiefen.
Wir sprachen über den ersten Comic, den man als solches bezeichnen kann: „The Yellow Kid“. Comics erschienen zum ersten Mal in dem „ New York Journals“ im späten neunzehnten Jahrhundert.
Dies waren Streifen, die die kurzen und lustigen Geschichten eines Jungen erzählen, dessen Aussagen auf seinem Kleid geschrieben erschienen.
Ein Beispiel für einen ähnlichen Comic aus dem Jahr 1913 ist „Krazy Kat“: in diesem Comic werden m Dialekt die Missgeschicke einer Katze erzählt, die in eine Maus verliebt ist. Obwohl das Konzept sehr ähnlich ist, gibt es in „Krazy Kat“ die ersten Sprechblasen: Diese kleine Änderung ließ mich darüber nachdenken, wie sehr dieses Element des Comics, das wir für normal halten, zu der Zeit nicht als selbstverständlich galt.
Tarzan wurde in den späten 1920er Jahren veröffentlicht, ein Comic, der sich stark vom „Krazy Kat“ unterscheid. Die Abenteuergeschichte ist relativ lang und hat nicht mehr den komischen Charakter des Vorgängers. Im Gegenteil, sie ist fast feierlich, und die Entwürfe sind viel realistischer und strukturierter.
Tarzan gilt aufgrund des drastischen Geschlechtswechsels als kleine Revolution in der Welt der Comics. In den 1930er Jahren entwickelten sich die Comics weiter, bis zur Geburt von „Superman“ und dem allgemeinen Boom der Comics über Superhelden (offensichtlich auch wegen des Beginns des Ersten Weltkriegs).
Der Comic wurde in den 50er Jahren teilweise zensiert und es entwickelten sich gemäßigte und höfliche Charaktere wie Mickey Mouse und Spider Man.
die Lebensweise verändert sich in den 70er Jahren vollkommen und es werden erste Comic-Bücher für Erwachsene verkauft wie das „ZAP Comix“. Diese waren satirisch, voller sexueller und gewaltsamen und Szenen.
Zu Beginn der 1980er Jahre entwickelte sich die grafische Literatur und die ersten “Graphic Novels” wurden zu Papier gebracht. Zu den ersten “Graphic Novels” zählen Alan Moores “Watchman” und Art Spiegelmans “Maus”, die 1992 den Pulitzer-Preis erhielten.
Dank dieser Werke werden gewinnen Comics in literarischen Kreisen an Anerkennung. In den frühen 2000er Jahren wurden immer mehr Biografien und wahre Begebenheiten durch Comics erzählt, mit einem verstärkten historischen und politischen Wert.
Ein typisches Beispiel ist „Persepolis“ von Marjane Satrapi.
Bei den Comics, mit denen wir konfrontiert wurden (insbesondere die der 30er, 50er, und 70er Jahre), ist es beeindruckend, wie sich der historische und soziale Kontext auf die Entwicklung der Comics ausgewirkt hat. Dies hat mich dazu veranlasst, mich zu fragen, wie sich unsere gegenwärtige Gesellschaft auf die Comics auswirkt.
Die zweite Aufgabe, die an uns rangeführt, war die Erstellung eines Moodboards.
Nachdem ich bei der Vorbereitung des Dummys mit der Idee gekämpft hatte, einen Weg zu finden, um diese Geschichte illustrierbar zu machen. Entschloss ich mich, mich von diesem Kampf inspirieren zu lassen davon zu erzählen: Ich zeichnete mich als die Illustratorin, die, die von Calvino gewünschten Comics zeichnen sollte, ich erzählte auf ironische Weise von meinen Reaktionen auf Calvinos Ratschläge.
Mein Ziel war es, die Geschichte von “Qfwfq” auf der linken Buchseiteite zu erzählen und meine instinktiven Reaktionen als Designer auf der rechten Seite darzustellen.
Um diese Art des Comics zu erstellen, brauchte ich natürlich zwei verschiedene Ästhetiken und Illustrationsarten, die aber harmonisch nebeneinander bestehen konnten. Die Erstellung eines Moodboards half mir insbesonders dabei, die ersten Ideen zu entwickeln.
Den Comic auf der linken Seite, der die Geschichte erzählte, sollte immer ein wenig eleganter sein, und ich beschloss mich dafür von Rob Hunters Werken inspirieren zu lassen: nutzte also flächige Farben.
Die rechten Seiten sollten einen ironischeren Stil bekommen, also dachte anfangs mich an Marjanes Persepolis zu inspirieren also von schwarz/weiße Zeichnungen zu fertigen.
Bei der Erstellung von Dummy und Moodbaord hatten wir zu Beginn die Möglichkeit, ein Konzept zur Entwicklung zu erstellen.
Mein Konzept war es, die Geschichte der Geburt von Comics auf der einen Seite und der Geburt von Vögeln auf der anderen Seite sofort zu erzählen. Es war jedoch ein besonders langer und schwieriger Weg, einen zufriedenstellenden Organisation zu finden.
Ich beschloss, den Text in schwarze Blöcke einzufügen und die Illustrationen nach dem Vorbild von Rob Hunter zu gestalten und genauso inspiriert von Rob-Hunter, wählte ich zunächst das A4-Format.
Die ersten Ergebnisse schienen jedoch zu voll und ästhetisch unbefriedigend, deswegen verkleinerte ich während der Arbeit das Format und färbte den Block Dunkelblau anstelle Schwarz.
Für die Farbpalette der linken Seite habe ich verschiedene Blautöne für die Welt des Qfwfq und Rotöne für die Welt der Vögel verwendet.
Um den Kontrast zwischen den zwei Seiten zu verstärken, habe ich mich entschieden zwei verschiedene Fonts zu benutzen.
Für alles was von Calvino gesagt wurde, habe ich ein Baskerville benutzt: ein in Romanen sehr oft verwendete Schrift und für meine Überlegungen habe ich meine eigene Handschrift gescannt und verwendet.
Die rechte Kommentarseite war insbesonders unter dem typografischen Aspekt schwer zu entwickeln. Am Anfang wollte ich alles schwarz machen mit meiner Illustration im Negativ. Dies stellte jedoch ein großes Kohärenzproblem bei dem erzählen der Geschichte dar.
In Folge dessen habe ich mich entschlossen, den blauen Block auf der gegenüberliegenden Seite zu wiederholen.
Bei der Entwicklung dieser Idee habe ich den ursprünglichen quadratischen Block in einen rechteckigen verändert um eine stärkere Verbindung zur Geschichte daneben zu erlangen. Ich habe meine Figuren drastisch verkleinert, indem ich die Farbe und Dicke der Linien verändert habe, um ein in sich ästhetischeres und harmonischeres Ergebnis zu erzielen.
Als ich ein gefestigtes Konzept entwickelt hatte, habe ich angefangen mit dem Text zu spielen. Mein Konzept hat mir erlaubt viele witzige Elemente der Geschichte beizufügen.
Zum Beispiel, da Calvino den Hauptcharakter nie beschreibt, habe ich sein Gesicht in der Geschichte immer verborgen und vermeiden es zu darzustellen.
Die Königin der Vögel hat er auch nicht beschrieben, weil sie zu schön war um beschreiben zu werden: in diesem Falle habe ich mein eigens Gesicht verwendet.
Manchmal habe ich komplett “random” Elemente beigefügt weil ich keine Lust hatte Calvins Erzählungen auf Punkt und Komma zu Folgen.
Ich druckte das Endergebnis auf ein mattes Papier und band es mit einer Drahtbindung. Um die Idee der beiden parallelen Geschichten zu betonen, habe ich ein “half-cover” erstellt, das auf demselben Konzept basierte.
Der Kurs war wirklich anregend und hat mir geholfen, sehr interessante theoretische Themen wie die Geschichte und Struktur von Comics zu vertiefen. Unteranderem lernte ich dass sehr schwierige Kommunikationsproblem der Typografie und Illustration zu bewältigen. Ich bin zufrieden mit der Entwicklung meines Comics.