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Sexuelle Aufklärung für Erwachsene. Kann visuelle gestaltung sexuelle Schamhaftigkeit lösen?

Sexuelle Aufklärung für Erwachsene. Kann visuelle gestaltung sexuelle Schamhaftigkeit lösen?

Abstract (DE)

Wie wurdest du aufgeklärt?

Mit dieser Frage beschäftige ich mich in letzter Zeit immer wieder. Ich suche nach Antworten in der Literatur, auf Workshops, bei Podiumsdiskussionen, in Podcast, auf Social Media, aber auch in Gesprächen mit Menschen in meinem Umfeld. Warum interessiert mich das? Meine Aufklärung im Jugendalter war nicht ansatzweise genügend. Zurückblickend gesehen wurde meine Sexualität dadurch geprägt und es wären viele Ereignisse in meinem Leben nicht passiert, wenn ich damals mehr Informationen bekommen hätte. So komme ich, wie auch andere Erwachsene, mit ähnlichen Erfahrungen dazu, sich wieder mit ihrer Sexualität auseinander zu setzten, Fragen zu formulieren und eigene Antworten zu finden. Ich sehe es als eine zweite Phase der sexuellen Aufklärung im Erwachsenenalter. In diesem Zusammenhang kommen mir viele aktuelle Beispiele sexuell aufklärender Inhalte in die Hände. Demzufolge stoße ich auf Menschen, die an dieser Thematik interessiert sind und sich damit in der gleichen Blase bewegen. Themen, bei denen es sich um Sexualität dreht, sind immer noch oft schambehaftet und vieles ist tabuisiert. Doch wie kommen genau solche Themen auch bei Menschen an, die sich nicht in dieser Blase befinden?

In meiner Bachelorarbeit möchte ich gerne untersuchen, wie man sexuelle Erwachsenenbildung einfacher und zugänglicher gestalten kann. Vor allem, welche gestalterischen Mittel den Scham lösen können, indem man die Tabus bricht und die Aufklärung entsexualisiert.

Fragen, mit denen ich mich im theoretischen Teil beschäftigen könnte, sind:

  • Warum ist sexuelle Aufklärung im Jugendlichenalter oft nicht ausreichend für uns und nach welchen fehlenden Informationen suchen wir im Erwachsenenalter?
  • Wodurch entsteht unsere Scham im Kontext mit der Sexualität?
  • Welche gestalterischen Mittel und Medien sind heutzutage der beste Weg um uns aufzuklären?
  • Welche gestalterischen Mittel sind in der vorhandenen Literatur, auf Social Media und bei Marken wiedererkennbar?
  • Wo stoßen wir bei sexuellen Inhalten auf persönliche Grenzen?

Mögliche Herangehensweise:

  • Aktuelle Inhalte zu sexueller Aufklärung untersuchen.
  • Austausch/Workshop in Form von einer Diskussionsrunde und Fragebogen zur Auswertung.

Praktischer Teil:

Nach der theoretischen Auseinandersetzung würde ich in dem Praxisteil bestehendes Aufklärungsmaterial gestalterisch neu interpretieren. Hier kann es sich um ein Redesign eines Infoheftes handeln und visuelle Strategien, wie diese Inhalte an mehr Menschen vermittelt werden können.

Durch den Prozess der Arbeit habe ich mich dazu entschieden im praktischen Teil kein Redesign von einem bestehenden Material zu machen, sondern mein eigenes zu entwickeln.

Abstract (EN)

How was your sexual education?

Recently, I have been dealing with this question. I look for answers through the medium of literature research, workshops, panel discussions, podcasts and social media, but also in conversations with people around me. Why am I interested in this topic? Through my personal experiences I feel my sexual education in adolescence was not enough. Looking back, my sexuality was shaped by it and many situations in my life would not have happened if I was more well informed. To support other adults with similar experiences that are trying to come in terms with their sexuality, I am trying to formulate questions and find the best possible answers. I imagine it as a second phase of sexual education in adulthood. In this context, while analysing many current examples of sex education content available around us,I came across people who are interested in this topic and can be categorized in the same „bubble“. Topics that deal with sexuality are still often marked by shame and many things are still considered as a taboo. But how do exactly this kind of topics reach people who are not in this bubble?

In my bachelor thesis I would like to investigate how sexual education for adults can be designed that is easier to understand and is more accessible. Above all, which creative tools can dissolve the feeling of shame and at the same time breaking taboos and desexualize sexual education.

Questions that I could deal with in the theoretical part are

- Why is sexual education in adolescence often not sufficient for us and which missing information do we look for in adulthood?

- What causes our shame in the context of sexuality?

- Which creative medium and media of today are the best way to educate ourself?

- Which creative tools are recognizable in existing literature, social media and brands?

- Where do we encounter personal limits in sexual content?

Possible approach:

- Investigate available content for sexual education.

- Exchange/workshop in the form of a group discussion and surveys.

Practical part:

Based on my theoretical research I redesigned existing material for sexual education. This outcome is a redesign of an information booklet and its visual strategies with the intention to bring the content to more people.

Through the process of working I decided not to redesign an existing material in the practical part, but to develop my own.

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Vorwort

Alles war neu. Die Kultur war mir neu. Die Sprache war mir fremd. Eine Wohnung zu finden, ohne die Stadt zu kennen. Neue Bekannte. Alles neu. Ich war am Anfang meines Auslandssemesters in Italien. Es war das erste Mal in dem Land und ich sollte für sechs Monate hierbleiben. Alles neu und alles fremd, aber ich wollte es und habe mich bewusst dafür entschieden! In dieser Zeit ist etwas passiert, was mir bekannt war. Unabhängig von der Kultur, der Sprache oder der Stadt. Da stand ich wieder in einem Club und musste mir die Fragen stellen: „Hat er das gerade wirklich gemacht, oder bilde ich es mir ein?“ Mit Herzrasen und unter Schock stand ich da und habe es mir wieder kleingeredet, dass es nicht so wild ist, was gerade passiert ist. Schließlich hat er mich nicht wirklich vergewaltigt. Ein wildfremder Mann hat in einem Gedränge einfach seinen Penis aus der Hose geholt, mich von hinten gegriffen, dass ich nicht entkommen konnte und mir sein Ding zwischen die Gesäßbacken gepresst. Ich war in einer Schockstarre. Doch als sich das Gedränge vor der Tür wieder gelöst hatte und die Menschenmenge in Bewegung kam, konnte ich auch seinem Griff entkommen. Und da stand ich wieder und habe mich gefragt, warum.

Ich konnte Vorfälle solcher Art in meinem leben gar nicht mehr zählen. Es war gerade Oktober 2017 und die Medien waren voll mit Anschuldigungen gegen Harvey Weinstein wegen Vergewaltigung, sexueller Belästigung und Einschüchterungsversuchen. Durch die öffentlichen Bekenntnisse der Opfer wurde der Hashtag #metoo ins Leben gerufen. Dieses Hashtag hat die Frauen auf der ganzen Welt dazu motiviert, jegliche Form von sexuellen Übergriffen, Nötigungen oder Vergewaltigungen, die sie erlebt haben, im Netz zu teilen und auf diese aufmerksam zu machen. (↘ 1 im Buch) Dazu habe ich mich dann auch entschieden. Ich habe meine Geschichte veröffentlicht. Es fühlte sich gut an, es nicht wie zuvor zu verheimlichen. Doch warum habe ich nicht früher darüber gesprochen, warum schämte ich mich für Übergriffe. Und woher kam das? Warum habe ich sie klein geredet, und warum habe ich bei vielen Dingen in meiner Sexualität ja gesagt, auch wenn ich diese nicht wollte? Warum habe ich mir bis jetzt so vieles gefallen lassen? Warum ging es nicht einmal um mich und warum war meine Lust unwichtig? Wurde ich richtig aufgeklärt? Ich stellte fest, dass ich durch meine schlechte Aufklärung in patriarchalen Gesellschaftsstrukturen gefangen war. So habe ich angefangen meine Sexualität zu hinterfragen und selbst nach Informationen zu suchen.

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Fazit

Sexuelle Aufklärung ist auch noch im Erwachsenenalter ein präsentes Thema. Aufklärung begleitet uns unser Leben lang. Was für eine Rolle kann ich als Designerin zu diesem Thema einnehmen? Ich habe mir zu Anfang die Frage gestellt, ob visuelle Gestaltung sexuelle Schamhaftigkeit lösen kann. Im Rückblick auf meine theoretische Arbeit und die Methoden, die ich gewählt habe, stelle ich fest, dass ich als Designerin einen bestimmten Teil dazu beitragen kann. Im Idealfall kann ich mit meiner
Gestaltung die Schamhaftigkeit enttabuisieren, indem ich in die durch mich verarbeiteten Inhalte einen positiven Einfluss beitrage und Empfehlungen an Auftraggeber oder Projektpartner ausspreche. An dieser Stelle ist es mir wichtig zu sagen, dass Therapeut*innen, Sexualpädagog*innen,
Sexuolog*innen, Lehrer*innen und andere Menschen, die sich dem Thema Aufklärung widmen, zusammen mit Designer*innen interdisziplinär arbeiten und dabei an einem Strang ziehen sollten. Es ist egal, ob Inhalte für junge oder erwachsene Menschen gestaltet werden. Tabus können nur dann gebrochen werden, wenn wir diese bewusst wahrnehmen,
offen über diese sprechen und sie entsprechend aufbereiten. Dabei ist es egal, ob explizite Illustrationen mit Intimbehaarungen, rotes Menstruationsblut, oder die Vielfalt der Geschlechtsorgane gezeigt werden. Was wir oft zu sehen bekommen beeinflusst unser Bewusstsein, unser Verhalten
und die damit empfundenen Gefühle. Meine Auseinandersetzung mit dem Thema kam aus einer persönlichen Motivation und trotzdem war ich
mir dessen bewusst, dass ich mit diesen Themen nicht allein bin. Die Antworten der von mir durchgeführten Umfrage bestätigten mich in meiner Annahme, dass sich viele Menschen mit der Scham in der Sexualität identifizieren können und in der Aufklärung im Jugendalter viele Defizite zu finden sind, deren Auswirkungen sich bis ins Erwachsenenalter
bemerkbar machen. Die Befragung von 231 Erwachsenen half mir zu erkennen, wie sie sich zum Thema Aufklärung verhalten. Zusammenfassend stelle ich fest, dass der Austausch mit anderen Menschen eine sehr große Rolle in der Aufklärung spielt. Ein humorvoller, offener und
erzählerischer Umgang mit sexuell aufklärenden Inhalten ist erwünscht und vereinfacht das Auseinandersetzen mit tabuisierten Themen.
Auch in der Untersuchung der von mir vorgestellten Beispiele erkenne ich, dass die Visualisierungsstrategien vieler aufklärender Medien immer mehr dazu neigen, das Thema in ähnlicher Weise anzugehen. Ob es die Farben sind, die sich in einem Pink-Lila-Rot-Spektrum bewegen, eine offene und direkte Sprache, oder ein humorvoller und einfacher Illustrationsstil: Produziert wird das, was benötigt wird. Letztendlich ist es wichtig, Aufklärung so zu gestalten wie diese gebraucht wird, damit sie so viele Menschen wie m.glich erreichen kann, die daran interessiert sind. Aus diesem Grund entschied ich mich, im praktischen Teil ein Kartenspiel zu entwickeln. Ich sehe es als eine interessante L.sung für die Aufklärung
Erwachsener an, da es durch die Interaktion zur Diskussion anregt und gleichzeitig aufklärt.

Das Kartenspiel

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Idee & Konzept

Wie in den vorherigen Seiten beschrieben, habe ich mich entschieden, in meinem praktischen Teil ein Kartenspiel zu entwickeln. Die Auswertung der Umfrage hat meine Entscheidung sehr beeinflusst, da die Ergebnisse zeigten, dass Lockerheit, Austausch und Diskurs, einfache Illustrationen, aber auch eine erzählerische Note gewünscht sind. Diese Faktoren habe ich versucht, so gut wie möglich in die Gestaltung und Strategie des Kartenspiels einfließen zu lassen. Aspekte wie Aufklärung, Diskurs und Spaß sind mir sehr wichtig. Außerdem soll das Spiel die Aufgabe haben, Menschen abzuholen, die an den aufklärenden Themen interessiert sind und sich ebenso ihrer Schamhaftigkeit stellen wollen. Dessen ungeachtet kann es auch Menschen ansprechen, die stark mit Scham behaftet sind, weil man sich beim Spielen als Gruppe von den besprochenen Themen distanzieren kann und diese nicht zwingend auf sich projiziert. Trotzdem lernen die Spieler durch den Meinungs- und Erfahrungsaustausch. Im Großen und Ganzen soll das Spiel dazu dienen, Erwachsene durch die interaktive Auseinandersetzung zur Diskussion anzuregen und gleichzeitig aufzuklären.

Das Spiel beinhaltet 40 Karten, auf denen sich Situationen oder Fragestellungen befinden, die mit Schamhaftigkeit zu tun haben könnten. Diese sind in 8 Kategorien aufgeteilt: Anatomie, sexuelle Identität, Gesellschaft, Hilfsmittel, Beziehungsformen, Bedürfnisse, Verhütung & Geschlechtskrankheiten und Tabus & Mythen. Um dazu Scham behaftete Situationen für die Karten zu sammeln habe ich einen Aufruf auf Instagram gestellt. Menschen konnten mir Fragestellungen oder Erfahrungen zuschicken, die sie beschäftigen. Daraus entwickelte ich 40 Fälle, die zusammen mit dazugehörigen Illustration auf den Spielkarten abgebildet sind. Zusätzlich dazu gibt es ein Aufklärungsheft, in dem Ergänzungen und Auflösungen zu den jeweiligen Themen der einzelnen Spielkarten zu finden sind.

Ein handliches Kartenspiel (+ Aufklärungsheft) erreiche ich durch ein Endformat von 70 × 120 mm, welches durch die kleine Größe in jede Hosentasche, in Bauchbeutel oder Rucksack passt und somit auf jede Feier, auf Geburtstage, Dinnerabende oder in den Park mitgenommen werden kann. 

Spielanleitung

„Unverschämt“

Spieler*innen: 2-10 Personen
Alter: ab 18 Jahren
Inhalt: 40 Spielkarten, 1 Aufklärungsheft

Spielvorbereitung

Gespielt wird im Uhrzeigersinn. Ab einer Spieler*innen Anzahl von 4 Personen bildet möglichst Zweier- bis Dreiergruppen. Als Gruppen setzt euch möglichst zusammen. Karten werden gemischt und verdeckt als Stapel bereitgelegt.

Spielablauf

Ihr zählt als Gruppe euer Alter zusammen. Die älteste Gruppe fängt das Spiel an und zieht eine Karte aus dem verdeckten Stapel. Die Frage der Karte wird laut vorgelesen. Jede Gruppe bespricht die gezogene Karte. Als Gruppe versucht ihr, euch in die Rollen der Protagonist*innen aus der vorgelesenen Karte zu begeben. Ihr habt 5 Minuten Zeit, um euch durch Austausch auf die beste Lösung der Situationskarte zu einigen. Anschließend teilen die einzelnen Gruppen ihre Schlussfolgerungen den anderen Gruppen mit. Wenn gewünscht könnt ihr euch auch noch einmal in der kompletten Gruppe zum Thema austauschen. Falls zu wenig Wissen zum Thema besteht, könnt ihr es im Aufklärungsheft nachschlagen.

Spielidee

Jede*r ist ein*e Gewinner*in am Ende des Spiels. Durch den intensiven Austausch und ebenso Vertrauen eurer Mitspieler*innen gewinnt ihr an Wissen und Stärke. Beantwortet die Fragen möglichst ehrlich, um so viele Meinungen wie möglich zu erfahren. Seid euch dessen bewusst, dass einige Fragen Traurigkeit oder Scham auslösen können. Jeder Mensch ist verletzlich. Seid einfühlsam und hört einander zu. Nutzt das Spiel, um euch von der Scham zu lösen. Verurteilt euch nicht für eure Antwort zu einer Frage. Wenn er*sie sich nicht äußern möchte, setzt er*sie die Runde aus.

Gestaltung

Bereits in meinem theoretischen Teil der Umfrageauswertung und der Untersuchung der Medien setzte ich mich damit auseinander, welche gestalterischen Mittel förderlich für die Gestaltung sexuell aufklärender Inhalte sind. Trotzdem möchte ich hier nochmals auf die einzelnen Entscheidungspunkte eingehen.

Als Schriften nutze ich die Moche Regular von Vivien Gorse und die Messapia Bold von Luca Marsano. Ich entschied mich mit diesen zu arbeiten, da beide zu breit laufenden Schriften gehören und somit eine gewisse Stärke und Selbstbewusstsein ausstrahlen. Sie machen sich breit, nehmen viel Platz ein und zeigen sich selbstbewusst. Meine Intention ist es, diese Stärken auf die Spieler*innen zu übertragen und die Scham hinter sich zu lassen.

Wie bereits beim Thema Farbigkeit erwähnt entschied ich mich, wie auch andere aufklärende Medien, für ein Rosa-Rot-Lila-Farbspektrum. Diese Farbigkeit gehört zu einer feministischer Gestaltung und verkörpert Selbstbewusstsein, Macht und Gleichberechtigung. Mein Ziel ist es, mit diesen Aspekten die Scham in den Hintergrund zu rücken, aber auch eine Wiedererkennbarkeit der empowernden Inhalte zu stärken.

Als großen Teil meiner gestalterischen Arbeit sehe ich die Illustrationen, die auf jeder Spielkarte abgebildet werden. Es war mir wichtig, erzählerische, einfach erklärte und humorvolle Illustrationen zu entwickeln, die ebenso locker mit Tabus und Scham umgehen. Meine Illustrationen bilden Behaarung, verschiedene Körperformen und explizite Bilder ab. Sie bilden keine Schamhaftigkeit ab. Wichtig war mir, durch die abstrakte Abbildung langer Körperteile, Hautfarben, die als keine echten wahrgenommen werden können und zum Teil Abbildungen, an denen kein Geschlecht erkennbar ist, so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Im ersten Schritt entwickle ich eine Skizze der Illustration auf einem Blatt und finalisiere sie mit einem Fineliner. Als nächstes scanne ich die ausgearbeitete Skizze, vektorisiere die Konturen in Illustrator, und anschließend koloriere ich die Illustration in Photoshop. Die Illustrationen sollen einen einfachen handgezeichneten Stil beibehalten, damit die expliziten Bilder von beispielsweise Penetration, Genitalien oder Körperflüssigkeiten keinen vulgären Beigeschmack haben.

Aussicht

Ich kann mir gut vorstellen, nach der Abgabe meiner Abschlussarbeit an weiteren Spielkarten zu arbeiten und Erweiterungen mit anderen Themen zu entwickeln. Wir lernen nie aus, und Fragen begleiten uns unser Leben lang. Mit dem von mir entwickelten und gestalteten Kartenspiel hoffe ich, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen und dieses mit Spaß zu tun!

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