In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Der Kurs: „Ein Jahr. Es geht voran.“ von Professorin Frau Lisa Bucher befasst sich mit einen illustrativen Relaunch eines Wandkalenders (Jahr 2021) für die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung. Die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung gibt seit einigen Jahren einen Kalender aus. Für das Jahr 2021 wurde dazu einen Wettbewerb für eine Illustration eines Wandkalenders mit dem Bezug zu Brandenburg ausgeschrieben.
Zu Beginn erhielten wir von der Professorin Lisa Bucher eine Einführung in die verschiedenen Zeitepochen von der Romanik bis hin zur heutigen Moderne. Aufgrund dieser zeitlichen Epochen stellte sie uns deren Merkmale in Bezug auf den Kalender und allgemeiner Illustration vor. Wir erhielten einen super Einblick über die unterschiedlichen Stilmerkmale.
Frau Lisa Bucher führte uns in die Kalendergeschichte ein von der ersten Kalenderdarstellung circa 1145 bis heute. Es war sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Monate dargestellt werden können. Sei es durch die Jahreszeiten, Sternzeichen, Geschichten-Erzählungen oder rein textlichen Darstellungen.
Tübinger Hausbuch
Es handelt sich bei dem Buch um ein Iatromathematisches Kalenderbuch. Das Buch besteht aus zahlreichen kolorierten Federzeichnungen mit deutschsprachigen Papierhandschriften, die um die Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden. Der Inhalt setzt sich zusammen aus: einem Kalendarium mit verschiedenen Aderlassregeln und Tabellen für astronomisch- astrologische Berechnungen, eine Abhandlung über die Tierkreiszeichen und die Tierkreiszeichenkinder, Wahrsagelehren (Geomantie) sowie Traktate zur Astronomie und zur mittelalterlichen Planetenlehre.
Bauernkalender
Als Bauernkalender werden traditionelle Kalender bezeichnet, die seit Jahrhunderten für die Landbevölkerung erstellt wurden und später oft auch regionale Wetterregeln (alte Volkssprüche über das Wetter und die Folgen für die Landwirtschaft), Lostage und Erfahrungswissen der Bauern berücksichtigten. Als Darstellung habe ich den alten Bauernkalender (auch „Mandlkalender“ gennant) gewählt, der 18. Jahrhundert in Graz gedruckt wurde. Der Kalender ist reich bebildert und zeigt Symbole für das zu erwartende Wetter (aus Bauernregeln vorhergesagt) sowie Arbeiten in der Landwirtschaft (Aussaat, Mahd, Ernte, Weinlese etc.).
Republikanischer Kalender
Der Französische Revolutionskalender (auch republikanischer Kalender) wurde nach der Französischen Revolution von 1789 geschaffen. Die Revolution hatte in Frankreich die Trennung von Staat und Kirche durchgesetzt, daher sollte der neue Kalender keinen christlichen Bezug mehr besitzen. Mit der Ausrufung der Republik wurde der neue Kalender offiziell eingeführt. Der 22. September 1792 wurde zum ersten Tag des „Jahres der Republik“ ernannt. Daraufhin begann jedes weitere Jahr mit dem 22. September.
Neben der aufschlußreichen Kalendergeschichte führte uns Frau Bucher in die Entstehung der Illustration (in Bezug auf die Typographie) ein. Es war sehr hilfreich neben den verschiedenen Kalenderarten, den Sinn und Zweck von Illustrationen kennenzulernen. Dabei ging Frau Bucher auf die Zeitepochen beginnend vom 15. Jahrhundert bis zur Moderne ein.
Karolingische Minuskel (Carolina)
Um 800 entstand unter Karl dem Großen eine neue gut lesbare Schrift. Sie wurde erstellt im Zusammenhang für die Herstellung wissenschaftlicher, kirchlicher und verwaltungstechnischer Bücher. Durch ihre Verwendung bewirkte sie eine Vereinheitlichung der Verwaltung, der Wissenschaft und der Geschichtsschreibung. Durch die Karolingische Minuskel als Verwaltungsschrift wurden alle Kulturen Europas damit konfrontriert und es entstand dadurch ein erster, europäischer Schriftstil.
Gutenberg Bibel
Die Gutenberg-Bibel (in lateinisch) ist das erste mit beweglichen Lettern gedruckte Buch der westlichen Welt. Von 1452 bis 1455 druckte Johannes Gutenberg in seiner Werkstatt in Mainz das erste Buch. Aufgrund der historischen Bedeutung und der ästhetischen Qualität gilt die 42-zeilige Bibel als das wichtigste und wertvollste Buch der Druckgeschichte.
Schedelsche Weltchronik (Nürnberger Chronik)
Die Schedelsche Weltchronik stellt eine illustrierte Darstellung der Weltgeschichte da. Sie ist das Hauptwerk des deutschen Historikers Hartmann Schedel und erschien zum ersten Mal 1493 in Nürnberg in einer lateinischen sowie einer deutschen Fassung. Sie ist die bedeutendste illustrierte Inkunabel. Ikunabel oder Wiegendrucke waren in Format, Typografie und Illustration vom Erscheinungsbild mittelalterlicher Handschriften geprägt.
William Hogarth
William Hogarth war ein sozialkritischer englischer Maler und Grafiker. Er hatte eine Vorliebe für satirische bildliche Darstellungen hatte. Hogarth ging als wichtiger Vorläufer der modernen Karikatur in die Geschichte ein. Eines seiner bekanntesten Werke ist Satire on False Perspective.
Eadweard Muybridge
Eadweard Muybridge (1830-1904) wurde als Pionier der Chronofotografie, der genauen fotografischen Wiedergabe der Bewegung, berühmt. Die Chronofotografie bezeichnet die fotografische Dokumentation von Bewegungen oder Prozessen. In seinem Werk: Pferde in Bewegung (The Horse in Motion) gelang es ihm, den Bewegungsablauf eines Pferdes im Galopp fotografisch zu dokumentieren. Neben dem Pferd nahm er noch viele weitere Tiere auf.
Marc-Antoine Mathieu
Shaun Tan ist ein australischer Schriftsteller und Illustrator. In seinem bekanntesten Graphic Novel „The Arrival“ („Ein neues Land“), wird mit eindringlichen Bildern beschrieben, wie ein Familienvater in ein fremdes Land auswandert.
Das Buch hat ingesamt 4 Jahre gedauert um fertig zu werden. Das Buch ist bekannt dafür, dass es kein einziges lesbares Wort beinhaltet. Die Geschichte wird nur durch Bilder erzählt.
Neben der Theorie ging es um die Fragestellung mit welchem Thema wir uns in Bezug auf den Kalender befassen möchten. Um dabei eine größere Auswahl zu haben, haben wir drei Themen recherchiert und vorgestellt. Frau Bucher und die Kursteilnehmer gaben einem hilfreiches Feedback dazu.
Ich hatte drei Themen im Kopf, einmal Persönlichkeiten von Brandenburg mit einer Porträtzeichnung und sortiert nach Geburtsdatum, dann die Architekturepochen und deren Merkmale im Detail und zu guter Letzt die Stadtmauern Brandenburgs und deren Tortürme. Es hatte sich die letzte Idee nicht nur bei mir, sondern auch bei den anderen als interessanteste herausgestellt. Ich habe dieses Thema letztendlich gewählt, weil es zum einem ein geschichtliches und architektonisches Merkmal von Brandenburg ist.
Nach dem jeder sein Thema hatte, ging es weiter mit dem Entwurf des Moodboards. Das Moodboard hilft einem, um die nächste Herangehensweise zu verdeutlichen und Inspiration zu finden. In dem Moodboard werden Stile, die man gerne umsetzen möchte in Farbe, Bildern und Schrift festgehalten.
Zu Beginn hatte ich mich für eine zeichnerische Variante mit einer altertümlichen gotischen Schrift entschieden. Allerdings war ich mit dem Stil nicht ganz zufrieden, da die Stilart sehr veraltet auf den Betrachter wirkt und ich gerne in die moderne Richtung gehe. Zudem meine anderen Studienarbeiten einer gewissen Stilepoche dem Konstruktivismus entsprechen. Mit der altertümlichen Arbeit, wäre ich aus meinen Stil herausgebrochen und auch nicht glücklich geworden.
Ich entschloss mich daher mit Dreiecken als Gestaltungselement zu arbeiten, um Abstraktivität in das Layout zu bringen. Bei den Illustrationen wird durch die reduzierte Gestaltung der Fokus auf das Wesentliche gesetzt. Sie werden abstrahierend vom Original umgesetzt.
Bei der Zwischenpräsentation erhielt ich als Feedback die Dreiecke nicht in unterschiedlichen Größen darzustellen, sondern einheitlich in einer Größe. Die Idee von Frau Bucher war wirklich sehr hilfreich, denn dadurch lässt sich in allen Illustrationen derselbe Gestaltungsstil erkennen.
Ich begann die Illustrationen meines Kalenders neu zu zeichnen/erstellen. Dabei entschied ich mich für eine Dreiecksgröße, die immer gleich groß bleibt, trotz der Perspektive. Wenn Illustrationen weiter weg im Bild erscheinen sollten, habe ich die die Objekte aus wenigen Dreiecken gebaut, wodurch sie optisch kleiner auf den Betrachter wirken.
Weitere Anmerkungen waren:
- neutrale Schriftart in Kalenderspalten (Schrift besser lesbar) verwenden
- Spalten weniger Linien (wirkt optisch cleaner/aufgeräumter)
Illustrationen:
Als Illustrationen wollte ich Objekte aus Potsdam darstellen wie die Stadtmauer, der einheimische Wolf, Umgebung (wie Bäume, Büsche, Weg etc.) und das Nauener Tor.
Ich habe mich für den Ort Potsdam entschieden, weil die Landeszentrale für politische Bildung in Potsdam ihren Sitz hat und somit ein Bezug zum Standort geschaffen wird.
Für die gestalterische Umsetzung habe ich die Stadtmauer und die Stadttore ausgewählt. Die Stadtmauer von Potsdam diente ursprünglich als Abwehr vor feindlichen Angriffen, der Zugang in die Stadt erfolgte im Mittelalter über die fünf Stadttore. Von diesen fünf Stadttoren sind heute nur noch drei erhalten: das Jäger Tor (1733), das Nauener Tor (1755) und das Brandenburger Tor (1770). Früher verband eine Stadtmauer das Nauener Tor mit den beiden anderen Toren am Luisenplatz.
Zu Beginn wollte ich alle drei Tore darstellen. Leider bemerkte ich, dass der Platz auf dem Kalender nicht ausreicht. Ich beschloß daher das Nauener Tor abzubilden. Es ist das einzige von den drei Toren, das zeitgleich ein Torturm ist. Ein Torturm besteht wie der Name schon sagt aus einem Tor in Verbindung mit einem Turm (zur Übersicht über Feinde). Das Nauener Tor verfügt sogar über zwei Türme. Ich wählte zum einem wegen diesem Grund das Nauener Tor. Zum anderem, weil ich tagtäglich mit der Tram durch dieses Tor fahre und dadurch eine Verbindung zu diesem aufgebaut habe.
Damit das Tor einen Zweck erfüllt, habe ich vom Tor ausgehend einen Weg nach oben gebaut. Der Weg befindet sich mittig von dem Kalender und führt zu einem Ziel (einer Sehenswürdigkeit).
Schriftwahl:
Als Schrift habe ich die Open-Sans ausgewählt. Die Schriftfamilie Open-Sans ist eine serifenlose, klassische Schrift, die oft von Google bei
vielen ihrer Produkte und Services eingesetzt wird. Ihre Merkmale sind eine große Laufweite mit runden Formen. Die Schrift ist besonders leicht lesbar und ist für Mobile, Online und Print optimiert. Des Weiteren wirken serifenlose Schriften auf den Betrachter klarer und sauberer. Die Open-Sans unterstreicht das reduzierte Design des Kalenders.
Farbgebung:
Als Farbe wählte ich den Ton Orange. Der Farbton ist eine Mischung aus dem Rotton (Vogel) und den Gelbton (Adlerfüße) des Wappens von Brandenburg. Ich wollte zum einen einen Wiedererkennungseffekt haben, zum anderem nicht dieselbe Farbgebung, die sonst verwendet wird benutzen.
Orange ist eine warme Farbe. In der Psychologie gilt sie als stimmungsaufhellend. Orange lockert und aktiviert. Die Farbe hebt zum Beispiel die Unternehmungslust (planen, organisieren von Terminen). Deswegen eignet sie sich als Grundfarbe für einen Kalender.
Bei den Feedback-Gesprächen konnte ich mir wieder hilfreiches Feedback zum Zwischenstand vom Layout einholen. Es wurden folgende Punkte angemerkt:
- Farbton ingesamt kräftiger (mehr Sättigung)
- Feiertagstabelle bündig bzw. ausrichten zur Kalenderspalte
- Mehr Tiere einbauen (nicht nur den Wolf)
- Kalendermonat in Dreiecken -> Abkürzung in drei Buchstaben
- Samstage auch einfärben
- Jahreszahl in der Mitte vergrößern
weitere Illustrationen:
Zu meinen alten Illustrationen kamen noch einige dazu, um den Kalender entsprechend auszufüllen. Als Ziel vom perspektivischen Weg habe ich mich für die Sehenswürdigkeit dem Museum Barberini entschieden. Ursprünglich war es benannt mit dem Namen Palast (auch Palais) Barberini und diente unter dem preußischen König Friedrich II. 1772 als klassizistisch-barockes Bürgerhaus. Beim Luftangriff im zweiten Weltkrieg am 14. April 1945 wurde der Palast weitgehend zerstört. In den Jahren 2013-2016 wurde der Palast wieder errichtet und dient seitdem als Museum Barberini.
Neben dem Wolf wollte ich noch weitere Tiere darstellen. Ich wählte die einheimischen Tiere wie die Graugans und den Feldhasen. Diese Elemente sind umgeben von einer Kulisse aus Bäumen, Büschen, Vögeln, der Sonne und Wolken. Oben im Mittelpunkt der Gestaltung befindet sich das bereits erwähnte Museum Barberini mit der Jahreszahl groß darüber.
Ziel der Gestaltung:
Beim Kalender habe ich beachtet, dass er am Ende nicht zu bestückt ist mit Elementen. Der Jahreskalender ist minimalistisch aufgebaut, laut dem Motto: „Weniger ist mehr“. Ich wollte darauf achten, dass der Betrachter am Ende nicht erschlagen wird von Gestaltungen. Er soll die Möglichkeit bekommen sich auf eine Sache fokussieren zu können. Beispielsweise ist bei den Monatsspalten, zwischen sowie ober- und unterhalb immer ein Stück Platz. Dadurch wirkt der Monat nicht gequetscht und beim Eintragen von Terminen wird der Text nicht in den Monat daneben geschrieben.
Ich bin wirklich erstaunt und glücklich darüber, wie ich von meinen anfänglichen Moodboard, zu so einem Gestaltungsstil kommen konnte. :) Ich bin sehr zufrieden mit dem Endergebnis. Es hat unglaublich Spaß gemacht so viel hilfreiches Feedback zu bekommen und dieses umzusetzen. Ich konnte extrem viel lernen für mich selbst und die zukünftigen Projekte. Ich bedanke mich an den Kurs und an Professorin Frau Lisa Bucher!