Incom ist die Kommunikations-Plattform der Fachhochschule Potsdam

In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre

Incom ist die Kommunikations-Plattform der Fachhochschule Potsdam mehr erfahren

Restructuring Order

Als künstlerische und persönliche Antwort auf die historische Entwicklung der spät-sowjetischen Architektur, die das Alltagsleben im 20. Jahrhundert geprägt haben, stelle ich in meiner Arbeit die Frage, wie eine Übertragung der Formen in zeitgenössische Gebrauchsgegenstände möglich ist. Ich möchte untersuchen, welche vielschichtigen historischen Feinheiten sich in diesen Bauten widerspiegeln und inwieweit der Formentransfer für die heutige, neu angelegte Nutzung fruchtbar gemacht werden kann.

Abstract English

In my master project, I want to design a furniture collection inspired by late-Soviet architecture.

To date, many Soviet-era buildings have been discontinued or demolished in the former Soviet countries because they have served their purpose, lost their function or because the current government is opposed to their so-called Soviet mentality. During my life in Georgia, I felt that my protest and my words did not count when these artifacts were destroyed. Today only photographs of the individual visual evidence of these surreal structures remain.

For this reason, I followed my own method to develop these lost forms into smaller, usable objects so that they can continue to live in them.

Einleitung

In meinem Masterprojekt möchte ich eine Möbelkollektion gestalten, die von der spät-sowjetischer Architektur inspiriert ist.

Bis heute wurden in den ehemaligen sowjetischen Ländern viele Gebäude aus der sowjetischen Zeit abgerissen, weil sie ihren Zweck erfüllt hatten, kein wirtschaftlicher Anspruch mehr an sie gestellt wurde oder wegen eines ideologischen Kampfes gegen ein sogenanntes sowjetisches Denken. Während meines Lebens in Georgien hatte ich oft das Gefühl, dass mein Protest und meine Worte nichts zählten, als diese Artefakte vernichtet wurden. So bleiben heute nur Fotografien die einzigen visuellen Zeugnisse dieser surreale Strukturen.

Aus diesem Grund verfolgte ich das Anliegen, meine eigene Methode zu entwickeln um diese verlorene Formen in kleinere, nutzbare Objekte umzuwandeln, damit sie in ihnen weiterleben können.

Ich bin im Rahmen meiner Masterarbeit in mein Heimatland Georgien gereist, um einige ikonische architektonische Werke aus der spät-sowjetischen Ära zu fotografieren. Die politischen Ideen hinter dieser außerordentlichen Architektur rücken in diesem Kontext in den Hintergrund. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der Frage, in welchen kreativen Formen sich die Menschen in der sowjetischen Zeit ausdrücken konnten, vor allem etwa in den 20- 25 Jahren vor dem Zusammenbruch des Systems.

In dieser Arbeit wird dargestellt wie ich diese außergewöhnlichen, oft ungenutzten oder sogar in Vergessenheit geratenen architektonischen Formen, die mich als Architektin und Designerin mein ganzes Leben inspiriert haben, in funktionale Installationen verwandle.

1. Hintergrund und Kontextualisierung

Bevor Fokus auf die sowjetische Architektur gelegt wird, soll grob der historische Hintergrund erwähnt werden, um den Entstehungskontext der Gebäude sichtbar zu machen. 

Moderne Architektur der spät-sowjetischen Ära (1960-1991)

„Das Sowjetimperium gab sich nach der Entstalinisierung (60er bis 70er Jahren) ein neues internationales Gesicht und erschien nach außen weltoffen, modern und international.“ (Meuser P./Börner J./Uhlig C. 2009: s.45) 

Die Architektur hatte zunehmend den Anspruch, modern zu werden (letzten 20-25 Jahren), so dass die Sowjetunion den westlichen Ländern auf Augenhöhe begegnen könnte.
Die moderne-sowjetische Architektur bestand aus den Elementen des Konstruktivismus, Brutalismus, Monumentalismus und Kontextualismus, was in den einzelnen sowjetischen Staaten mit jeweils unterschiedlichen besonderen kulturellen Merkmalen entwickelt wurde.
Um es mit den Worten des georgischen Architekten Vakhtang Davitaia zu sagen: Die Architektur soll gleichsam ihre Herkunft zitieren:

Dabei bestätigte die Entwicklung dieser Sichtweise lediglich eine in zahlreichen Republiken bereits manifeste Realität. Doch sie war bedeutungsvoll, den sie erneuerte die Idee, dass die UdSSR keine Einheit ist, die eine gleichförmige Architektur rechtfertigen würde, sondern vielmehr eine Gesamtheit individueller Realitäten.

Ein vornehmliches Beispiel sind die Gebäudefassaden in den zentralasiatischen Ländern wie Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan, in denen auch mit orientalischen Mustern verziert wurde. 
„Die sogenannten “Pandscharas„ spielten hier eine besondere Rolle. Es waren gitterartige Formen, die als vorgefertigte Module an den Fassaden vorgehängt wurden. Sie dienten hierbei bis in die achtziger Jahre als eine Art zweite Fassade und waren Element der Architektur im sowjetischen Orient.“ ( Meuser P./Börner J./Uhlig C. 2009: s.34-35)
Besondere Merkmale, die im Folgenden Erwähnung finden sollen, kann man auch in allen anderen Republiken wahrnehmen, zum Beispiel die melancholische Romantik in der Ukraine, Berglandschaftslösungen in Georgien, eine Zurückhaltung und gewisse Schlichtheit in baltischen Ländern und die gewaltigen Dimensionen in Zentralasien und Russland.

_DSC9130.JPG_DSC9130.JPG
_DSC9078.JPG_DSC9078.JPG
_DSC8910.JPG_DSC8910.JPG
_DSC8809.JPG_DSC8809.JPG
_DSC8656.JPG_DSC8656.JPG
_DSC8742.JPG_DSC8742.JPG
_DSC8842.JPG_DSC8842.JPG
_DSC8659.JPG_DSC8659.JPG
L1070152.JPGL1070152.JPG
IMG_2086.JPGIMG_2086.JPG
14626091603_0b732ef578_o.jpg14626091603_0b732ef578_o.jpg

Perspektivierung und Fragestellung Neben der politischen Bedeutung spielt Architektur eine besondere Rolle innerhalb der Gesellschaft. Für diese Arbeit ist es unerheblich, zu welchem politischen Zweck die besprochenen Gebäude errichtet wurden, stattdessen soll hier in den Vordergrund gestellt werden, dass sie als Zeugnisse der Vergangenheit bestimmte Zeiträume beschreiben. Sie sind ein Teil der Gesellschaft. In Georgien wurden einige ikonische Bauten des sowjetischen Modernismus errichtet und haben auf Teile der Bevölkerung, so wie auf mich, einen großen Eindruck hinterlassen. Einige Bauten wurden schon lange abgerissen, einige wurden rekonstruiert und haben ihren Charme verloren. In dieser Arbeit sollen diese ungenutzten, verlassenen architektonischen Formen, die für mich eine besondere Rolle spielen, in funktionale Installationen verwandelt werden, die alltägliche Tätigkeiten wie Essen und Unterhaltung ermöglichen.

Ich werde mich für jedes einzelne Produkt in meiner Kollektion von einem konkreten Gebäude der spät-sowjetischen Zeit (1960-1991) inspirieren lassen.

Jedes Stück wird je nach seiner eigenen Interpretation handgefertigt, mit besonderem Augenmerk auf charakteristische Details. Da die Fotografien das einzige Zeugnis dieser surrealistisch-architektonischen Utopien bleiben werden, bin ich in mein Heimatland gefahren und habe ein paar Gebäude fotografiert. Diese Fotografien sind auch eine zentrale Inspirationsquelle für meine Endprodukte gewesen.

In dieser Arbeit will ich im Anschluss an die ideelle und historische Kontextualisierung zunächst darstellen, was meine Recherchen waren und was ich darüber hinaus selbst entwickelt konnte. Es stellt sich die Frage, wie heutzutage urbane Räume in Georgien aussehen, um im Anschluss Konzepte der sowjetischen Möbel und durch Architektur inspirierten Möbel zu untersuchen.

2. Recherche und Inspiration

Urbane Räume in Georgien
Die Idee der Darstellung dieses Leporellos war, die soziale Lage und die urbanen Räume im post-sowjetischem Land Georgien darzustellen. Visuelle Dokumentation schien mir in diesem Fall eine geeignete Darstellungsform, da diese urbanen Räume einen sichtbaren Platz in der öffentlich Wahrnehmung einnehmen.

Die mehr als 200 Fotos wurde von mir und Nato Bagrationi in den Jahren 2014-2019 in der Hauptstadt Tbilisi und anderen georgischen Regionen mit unterschiedlichen Kameras aufgenommen. Das Leporello „Chairs“ beinhaltet 34 ausgewählte Sitzmöglichkeiten, die wegen ihrer Farben oder einer visuellen Komposition nebeneinander dargestellt werden. Es ist bis heute ein kontinuierliches Projekt.

Ich habe mich für diese Form der Darstellung in einem Leporello entschieden, weil es dem Betrachter ermöglicht, sowohl das einzelne Bild losgelöst vom Kontext zu sehen, als auch alle Stühle als eine Bildreihe zu betrachten. Es ist möglich, es als Buch zu nutzen oder an die Wand zu hängen.

Für dieses Projekt habe ich meine eigene englische und georgische Schriftart entwickelt, die es mit ihrem spielerischen Charakter schafft den chaotischen Stil der dargestellten Fotos zu reflektieren. Das georgische Buch für Typographie , mit dem ich meine Schriftart entwickeln, konnte wird im Anhang dargestellt.

Sowjetisches Produktdesign

Der Begriff „Design“ wurde in der Sowjetunion erst in den 1980er Jahren offiziell verwendet. “Künstler-Konstrukteure” und auf Industriegrafiken spezialisierte Künstler (sowjetische Definitionen für Designer) arbeiteten in den Gebieten, die in Europa und den USA als „Industriedesign“ und „Grafikdesign“ definiert wurden. Sowjetische Designer konnten keine eigenen Handelsstudios haben und ihre Namen waren nur in engen Fachkreisen bekannt.

Die sowjetischen Möbel haben genau den gleichen Entwicklungsprozess durchgemacht wie die sowjetische Architektur zu Beginn der Sowjetunion.

Sowjetisches Mobiliar in den 30er und 50er Jahren:

Um das sowjetische Mobiliar dieser Zeit zu beschreiben, eignet sich am besten die Analyse des Empire-Stils, genauer gesagt des „Stalin-Empire“ -Stils, der Barock, Napoleons I.-Imperial-Stil und Spätklassizismus kombiniert. Seine Hauptmerkmale sind eine gewisse Pracht und Monumentalität.

Als Material wurde massives Holz (meistens Eiche) benutzt. Von der Form her war das Möbelstück ungefähr 100 Jahre haltbar. Die Polstermöbel hatten meistens gemusterte Textilien.

Für die 1930-50er Jahre charakteristische Möbelstücke waren Sofas mit Regal und Spiegel, massive Geschirrschränke und riesige Kleiderschränke.

Nach dem zweiten Weltkrieg kam es in zahlreichen Industrieländer zur Krise. In dem Zusammenhang wurden einige Jahre lang viele Produktdesign-Stücke direkt von westlichen Designern kopiert und hergestellt.

Während der sogenannten Chruschtschow-Tauwetter Periode kam der imperialistische Stil zum Ende, sodass man in der Zeit von den 1950-70er Jahren über das sowjetische Möbeldesign sprechen kann. Ende der 1960er Jahren erlebte die Möbelindustrie wegen des massiven Baufaktors der Plattenbauten eine große Nachfrage.

Es wurden meistens ganze Möbelkollektionen für 1-, 2-, 3- und mehr Zimmerwohnungen in einem Gesamtpaket hergestellt. Außerdem gab es im Plattenbau sehr wenig Platz, daher mussten die Konsumenten die riesigen Möbelstücke der stalinistische Epoche ersetzen. Die Designer sollten komplexere, kompaktere, günstigere und minimalistische Produkte entwerfen. Das Material war nicht mehr massives Holz, sondern eher Spanplatten, Sperrholz und Polymermaterialien. Daher entwickelte sich in dieser neuen Ära das Gesicht des sowjetischen Möbeldesigns, was ich persönlich meistens sehr schön finde. Besonders die Leuchten, Sesseln und Stühle sind von einer besonderen Ästhetik. Leider verschlechterte sich die Qualität dieser in Massen günstig angefertigten Möbel rasch und es fand im Lauf der 1980er Jahre bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion keine Weiterentwicklung statt.

 Durch Architektur inspirierte Möbel

Als ich die Idee für meine Masterarbeit bekommen habe, fing ich an, mir einen Überblick darüber zu verschaffen, wie viele architektonische Möbel entworfen werden und wie stark die Anzahl in den letzten Jahren gestiegen ist. Der Begriff “architektonische Möbel” bezeichnet das Produkt der Übertragung architektonischer Form in Möbelstücke. Die Umwandlung kann durch unterschiedlichste Methoden durchgeführt werden, beginnend bei einfachsten Formskalierungen bis hinzu einzigartigen und individuellen Methoden. Im Laufe der Recherche zu diesem Thema habe ich viele inspirierende Beispiele gefunden und meine Favoriten, die sich im Rahmen der Arbeit am besten eignen, zusammengetragen, um daraus die Methode meiner Entwürfe entwickeln zu können.

081_r__action_po__tique_1.jpg081_r__action_po__tique_1.jpg
Gravel-Plant-Desk-by-Mieke-Meijer-with-Original-Industrial-Structure-1.jpgGravel-Plant-Desk-by-Mieke-Meijer-with-Original-Industrial-Structure-1.jpg
f94a0f90e9c4a3ef89717c291401edf7.jpgf94a0f90e9c4a3ef89717c291401edf7.jpg

3. Konzeption und Methodik

Der vorherige Abschnitt diente dazu meinen eigenen Weg zu finden und damit meine Ideen zu entwickeln. In diesem Abschnitt widme ich mich meiner Designmethodik.

Als erstes habe ich die Gebäude, die ich abfotografiert habe, im Detail untersucht und daraus extrahiert, was mir an ihnen gefällt; die Formsprache, ihre Struktur, ihre Konstruktion. Außerdem stellte ich mir die Frage, ob das Ganze, oder Teile der Gebäude mich an etwa Praktisches und Lebensnahes erinnern.

Von Anfang an wollte ich als Kollektion eine Essgruppe mit verschiedenen Objekten aus verschiedenen Hintergründen entwerfen, die vereint eine gesellschaftliche Begegnung ermöglichen.

In meinem Heimatland Georgien spielt das gemeinsame Essen eine große Rolle. Es gibt sogar ein eigenes Wort dafür: “Supra” was im Wortsinn soviel bedeutet wie Tischdecke, man nutzt es jedoch auch im übertragenen Sinn als Begriff für eine gesellige Zusammenkunft bei Tisch. Dass ich eine Gruppe von Esstisch, Hocker und Tischobjekten entworfen habe, ist auf diese besondere Esskultur zurückzuführen.

Anhand der Vorbilder aus der spät-sowjetischer Architektur wurde eine uralte georgische Tradition unter Anwendung traditionellen Handwerks in eine zeitgenössisch, nutzbare Variante übertragen. Dafür habe ich meine Entwurfsmethode entwickelt:

Schritt 1:

Beinhaltet spät-sowjetische Bauwerke auszuwählen und nach ihrer Funktion zu klassifizieren.

Schritt 2:

Recherchierte Gebäude besuchen, betrachten und studieren

Schritt 3:

Die Bauwerke und ihre Details freihand zu skizzieren.

Schritt 4:

Die beim Skizzieren der Bauwerke entstandenen Formen einem Gegenstand zuzuordnen.

Meine Skizzen der einzelnen Gebäude nahmen im Laufe des Schaffensprozesse immer mehr die Form der folgenden Ausstellungsstücke an. So wurde unter Beibehaltung der architektonischen Stilformen aus einer Bushaltestelle ein Hocker oder aus einem Monument eine Präsentierschale.

Die so entstandene Kollektion beinhaltet architektonische Erinnerungen an mein Heimatland, zu denen ich mich emotional verbunden fühle. Die Gebäude, die mich seit meiner Kindheit begleiten und interessieren, finden sich in diesen Objekten wieder. Die aus dieser Fusion entstandenen Möbel erfüllen ihre Funktion und stehen miteinander in einer harmonischen Verbindung.

Klassifikation Ausgewählte Gebäuden:

1. Öffentliche Verwaltungsgebäude - Der Esstisch

vom ursprünglichen Verwaltungsgebäude des Transportministeriums ( heutige Georgische Bank) in Georgien, Tbilisi inspiriert 

2. Verkehrsbauwerke – Der Hocker

Inspiriert von einer Busstation in der Region um Samegrelo in Georgien.

3. Sakralbauten – Der Kerzenständer

Das Objekt orientiert sich an den Bögen des Podiums vom Gebäude “Andropows Ohren“

4. Monument – Die Präsentierschale Rund

In Tbilisi steht am Haupteingang des Museumsviertels ein Monument mit dem Namen “Erhebung des Geistes„

5. Kultur – Die Präsentierschale Lang

Ist an das Ausstellungs- und Museumsgebäude „Pavillon 1“ im Museumsviertel von Tbilisi angelehnt .

4. Der Schaffensprozess

Während des Schaffensprozesses habe ich mir viele Gedanken gemacht über meine Entwürfe und über das Zusammenspiel meiner verschiedenen Objekte. Darüber ob ich eine Balance zwischen den Objekten finden und herstellen kann und schließlich auch darüber ob ich das, was ich mit meinem Ensemble ausdrücken möchte, auch wirklich ausdrücken kann.

Am Ende war ich ziemlich zufrieden mit meinen Entscheidungen und der Komposition.

Als also schließlich die Konzeption klar war ging es im nächsten Schritt darum, die Entscheidung über die Materialien zu treffen. Meine große Inspiration war schon immer die sowjetische Architektur, die hauptsächlich aus Beton und Stahl errichtet wurde.

Mein Wunsch war es aber, Materialien zu verwenden, die für mich im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit, Natur und meinem Heimatland Georgien stehen. Ich wollte Materialien verwenden, die in Georgien üblich sind und im Alltag der Menschen eine Rolle spielen. Materialien, aus denen die Menschen Gegenstände herstellen, die ihr Leben erleichtern oder auch die künstlerischen Aspekte betonen.

Deswegen habe ich mich für Holz und Ton entschieden.

Ich wollte ein helles Holz aussuchen, das eine besonderes Textur, und einen modernen Stil aufweist. Glücklicherweise habe ich schließlich auf meiner Suche durch die verschiedenen Holzmärkte eine wunderschöne Platte aus Baubuche gefunden. Baubuche ist eine Leimholzplatte aus regionalem Buchenholz.

Mit ihrer Struktur hat die Baubuche einen zeitgenössischen Stil und die Linien, die dieses Holz prägen, spiegeln eine architektonische Ästhetik wider. Der Nachteil dieses Materials liegt darin, dass es schwer zu bearbeiten ist. Die Baubuche ist anfällig für kleine Risse, hat eine hohe Dichte und damit ein hohes Gewicht und viele Ungenauigkeiten auf der Oberfläche. Darüber hinaus musste ich die Seiten an all den Stellen leimen, an denen ich Schnitte vorgenommen habe. Mit der Baubuche Platte habe ich die Tischoberfläche und den Hocker hergestellt.

Das Tischgestell habe ich aus Buchenbalken gebaut, die untereinander an 12 verschiedenen Kreuzungsstellen miteinander verschraubt wurden.

Für meine Keramikobjekte habe ich schamottierten Ton ausgesucht, der die Struktur von Beton aber die Farbe von natürlichem Ton aufweist, die auch ohne Glasur der natürlichen georgischen Keramikfarbe gleicht.

Die Verarbeitung des Tons erfolgte ausschließlich in Handarbeit, was die Ungenauigkeit der Flächen und leichte Verschiebungen erklärt. Diese durften allerdings im künstlerischen Schaffensprozess auch ihren Platz haben.

ee.jpgee.jpg
IMG_8780.jpgIMG_8780.jpg
IMG_8814.jpgIMG_8814.jpg
IMG_8774.jpgIMG_8774.jpg
IMG_8741-2.jpgIMG_8741-2.jpg
IMG_87611.jpgIMG_87611.jpg
IMG_8767.jpgIMG_8767.jpg

Schlussteil

Mit dieser Arbeit wollte ich ausgewählte Gegenstände der Architektur in Gegenstände des Produktdesigns übertragen.

Es gab sehr viele Momente in meinem Leben in Georgien, in denen ich mich so gefühlt habe, als das mein Wort nichts zählt und dass ich nicht mitentscheiden darf. Große Teile der Bevölkerung haben das Vertrauen in die Regierung verloren. Es herrscht die Meinung vor, dass viele wichtige Entscheidungen für unsere Gesellschaft von einer kleinen Gruppe getroffen werden, die versucht ihre Interessen durchzusetzen. Das wiederum hat eine große Wirkung auf uns im kleinen aber auch auf die Welt, die uns umgibt.

In der vorliegenden Arbeit geht es um den Abriss des kulturelle Erbes. Gebäude, die in der zweiten Hälfte des 20 Jahrhundert gebaut wurden und nach und nach verschwinden oder in Vergessenheit geraten. Für mich ist Architektur und Stadt ein großer Organismus, der von Menschen geschaffen wurde und der die Kultur und Geschichte unserer Vergangenheit reflektieren soll. Geschichte sind dabei nicht nur Schlösser im Barockstil oder uralte Kirchen, sondern eben auch die Architektur nachfolgender Epochen, in diesem Fall die der sowjetischen Ära.

Dieses Gefühl, dass ich kein Wort habe, dass ich nicht mitreden kann, wenn wieder etwas zerstört wird, was ich schätze, frustrierte mich. Aus dieser Ohnmacht heraus formten sich Ideen und der Versuch irgendeine Lösung zu finden.

Natürlich kann ich diese verlorenen oder vergessenen Objekte nicht zurückholen, aber ich kann sie in kleinere Gegenstände übertragen und versuchen, die Menschen so auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Den Stil und die künstlerisch-architektonischen Aspekte in etwas anderem weiterleben zu lassen wurde zu meinem Ziel.

Das stellte die Motivation für mein Masterprojekt da und so entstand der Titel “Restructuring Order”. Was dadasa bedeutet.

Ich habe hierfür das erste Mal mit Holz und Ton gearbeitet und erstmalig ein Möbelstück selbst gebaut. Das war eine aufwändige, anspruchsvolle aber auch sehr interessante Reise, auf der ich viel gelernt habe.

Ich bin am Ende dieser Reises zufrieden mit meinem Ergebnis und ich denke die Produkte mit ihren Vorbildern und Inspirationen reflektieren die Architektur, die ich so schätze. Sie sprechen für sich selbst aber funktionieren auch im Gesamtzusammenhang.

image00001.jpegimage00001.jpeg

Danksagung

Prof. Alexandra Martini
Prof. Marion Godau
Dipl. Anne Boenisch
Friederike Goll
Anna Gvelesiani
Janosch Puhe
Ketevan Peradze
Mariam Kalandarishvili
Meine Freunde

Ein Projekt von

Fachgruppe

Design Master

Art des Projekts

Masterarbeit

Betreuung

foto: Prof.Dr. Marion Godau foto: Prof. Alexandra Martini

Entstehungszeitraum

WiSe 18 / 19 – SoSe 19

Keywords

1 Kommentare

Please login or register to leave feedback

grandios!