In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Wir erleben aktuell einen Umbruch in der urbanen Mobilität. Nachdem über Jahrzehnte das Auto den städtischen Verkehr und damit auch die Städte selbst bestimmt hat, streben aktuell neue Antriebstechnologien genauso auf den Markt, wie neue Mobilitätsservices und Geschäftsmodelle.
Dabei gibt es gesellschaftlich erstrebenswertere und weniger erstrebenswerte Zukunftsvisionen, wie wir uns in 15 Jahren in der Stadt fortbewegen könnten. Zukunft kommt aber nie plötzlich. Sie ist ein Produkt vieler Teilschritte, Ereignisse und Entscheidungen. Schon heute helfen Car-Sharing-Services uns daran zu gewöhnen, nach wie vor große Autos zu fahren, auch wenn wir sie nicht mehr selbst besitzen. Immer bessere Assistenzsysteme stellen uns auf das autonome Fahren im Rahmen der vorhandenen Infrastruktur ein.
Was es braucht, sind solche „Brücken“, die helfen eine bestimmte Zukunft wahrscheinlicher zu machen, auch für nicht wirtschaftlich sondern gesellschaftlich getriebene Zukunftsbilder. Zukünfte mit weniger Schadstoff- und Lärmemissionen, mit weniger Platzverbrauch durch das Auto und gleichzeitig mit mehr geteilter Mobilität bei gleichem Komfort. Diese Arbeit prägt dafür den Begriff der gewichteten Intermodalität, also der Nutzung mehrerer Verkehrsmittel auf einer Strecke bei Bevorzugung jener Verkehrsmittel, die den kleinsten Schaden für die Gesellschaft hinterlassen.
Die Arbeit stellt solche Brücken in eine erstrebenswerter Mobilitätszukunft in Form eines Systems mit drei Schlaglichtern vor. Dabei fokussiert sie insbesondere auf eine Zielgruppe, die von vorhandenen Lösungen nicht erreicht wird.
Kern der dahinterstehenden Haltung ist, Design als etwas Gesellschaft veränderndes zu begreifen. Hierfür braucht es eine Erweiterung des User-Led Designs, dass vor allem Bedürfnisse einzelner Nutzer_innen erfüllen möchte, hin zu einem wahrhaft Human Centered Design, das sowohl Nutzer_innen als auch deren Kontext mit in den Blick nimmt.
Urbane Mobilität ist in europäischen Städten heute maßgeblich um den Autoverkehr herum aufgebaut. Nur wenige andere Erfindungen hatten wohl einen so prägenden Einfluss auf das Erscheinungsbild von Städten wie die des Automobils. Historisch sind die Erfindung des Autos und die Massenmotorisierung dabei eng verknüpft mit Wachstum, individueller Freiheit und Wohlstand in der westlichen Welt.
Gleichzeitig beginnt der autozentrierte Verkehr, sich mit seinen Begleiterscheinungen zunehmend selbst in Frage zu stellen. Der Autoverkehr trägt mit seiner Dispersionswirkung zu immer mehr Verkehr bei. Stadtraum wird heute durch riesige Straßen förmlich zerteilt. Auch kann die unökonomische Platznutzung des Autos, beispielsweise in Form riesigen Flächenbedarfs für das Parken, durchaus hinterfragt werden.
Zunehmende Bedeutung gewinnen außerdem die zahlreichen, mit dem Autoverkehr verbundenen, Emissionen und der Ressourcenverbrauch eines Geräts, das in seiner Lebenszeit 95% der Zeit ungenutzt bleibt.
Aktuell zeichnen sich Hinweise auf einen bevorstehenden Wandel der städtischen Mobilität ab. Mit dem Elektroauto steht eine neue Antriebstechnologie an der Schwelle zur weiteren Verbreitung.
Die Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnik hat in Verbindung mit innovativen Geschäftsmodellen zu neuen Mobilitätsservices und neuartigen Nutzungsformen von Fahrzeugen geführt.
Auch scheint sich ein Bewusstseinswandel bei einer jungen Generation abzuzeichnen. Diese begreift Mobilität mehr denn je als grundsätzliches Ziel anstatt sie allein mit einem Objekt wie dem Auto zu verknüpfen.
Viele dieser Entwicklungen im Bereich urbaner Mobilität zeichnen das Bild eines nachhaltigeren Verkehrs, der mit weniger gesellschaftlichen Kosten und einer effizienteren Nutzung von Ressourcen auskommt.
Gleichzeitig erreicht der Wandel im Mobilitätsverhalten noch längst nicht alle Milieus, Einkommens- und Altersgruppen. Neben den jungen liberalen Städter*innen, für die es heute tendenziell normal ist, kein eigenes Auto mehr zu besitzen, existiert eine konservative Elite, für die das Auto nach wie vor ein Statussymbol darstellt. Grade diese Zielgruppe ist es, die den größten ökologischen Fußabdruck hinterlässt und zusätzlich tendenziell einen Vorbildcharakter einnimmt.
Diese Arbeit sieht Design als möglichen Schlüssel zur Etablierung gesellschaftlich erstrebenswerterer Mobilitätsformen. Dabei wird der Ansatz einer Erweiterung des von Nutzerbedürfnissen getriebenen Designs (User-Led Design) um die Bedürfnisse einer Gesellschaft verfolgt (Human Centered Design). Methoden, die die Benutzbarkeit erstrebenswerter Mobilitätsformen steigern, wie zum Beispiel der Aufbau von mehr Convenience und Abbau von Friktion, können dann als Mittel dienen, eine gesellschaftliche Vision voranzutreiben.
Anstelle einer großen, möglichst vollständigen, Zukunftsvision, sucht diese Arbeit hierbei ein System kleiner Lösungsbausteine erstrebenswerter Mobilität in Städten zu schaffen. Diese kleinen, leichter umsetzbaren Lösungen sollen als Brücken in eine präferierte Zukunft dienen, indem sie einen bestimmten Teil dieser Zukunft heute schon wahrscheinlicher machen.
Exemplarisch wird dies im Rahmen der Arbeit an einem intermodalen Mobilitätsservice gezeigt, der einen nachhaltigeren Ersatz zum Dienstwagen darstellen soll.
In drei Schlaglichtern wird genauer betrachtet, wie der gesamte Prozess intermodaler Mobilität, für die Zielgruppe der „Business-People“, vereinfacht werden kann. Dabei wird beleuchtet, wie Wechselprozesse in der intermodalen Mobilität über dezentrale Mobilitätsstationen angenehmer gestaltet werden können. Auch wird ein Schlaglicht auf die Umgestaltung der verschiedenen Räume im Mobilitätsprozess zur Sekundärnutzung geworfen, hier am Beispiel der Nutzung von Zuginnenräumen als Arbeitsort. So soll die Zeitwahrnehmung im Transportprozess beeinflusst werden.
Die Schlaglichter sind dabei eingebettet in ein System gewichteter, intermodaler Mobilität. Insbesondere solche Nutzen werden gezogen, die erst durch den systemischen Ansatz entstehen.
Die so entstehende Lösung bildet sowohl eine Diskussionsgrundlage über erstrebenswerte Mobilität, als auch verschiedene, vergleichsweise einfach umsetzbare Teillösungen, die eine angestrebte Zukunft der Mobilität in Städten wahrscheinlicher machen sollen.