In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Der Kurs „Design Thinking“ vermittelt theoretische sowie praktische Einblicke in die Methoden des Design Thinkings. Unter dem Überbegriff „Druckausgleich“ lernten wir vielfältige Design Thinking Methoden kennen und konnten diese in der direkten Entwicklung eigenständiger Ideen, Projekte und Produkte erproben.
Wir vom Team Blitzableiter haben es uns dabei zur Aufgabe gemacht, herauszufinden in welchen Alltagssituationen Menschen Stress und Druck verspüren und uns die Frage gestellt, wie wir diesen Menschen helfen können ihren Druck in Stresssituationen spontan und ohne Konsequenzen abzubauen.
Um einen fundierten Einstieg in das Thema Druckausgleich zu finden, öffneten wir das Themenfeld so weit wie möglich.
Wir untersuchten das Themas Druck vor dem Hintergrund physiologischer und psychischer Einflüsse, beschäftigten uns mit den verschiedenen Arten und Auswirkungen des physischen und psychischen Drucks und hinterfragten, ob die Anzeichen und Auswirkungen von Druck nur lokal oder auch global zu sehen sind.
Zudem warfen wir einen Blick auf existierende Produkte und Services die sich dem Thema bereits annehmen und versuchten herauszufinden, wie die persönliche Wahrnehmung von Druck stattfindet und ob das Thema Druck auch auf medialer Ebene thematisiert wird.
Zusammengetragen wurden die Ergebnisse in Form von Plakaten. Um unseren persönlichen Erfahrungsstand in die Recherche mit einfließen zu lassen, sammelten wir Assoziationen, Anregungen, Ideen und Bedürfnisannahmen.
Um die breitgefächerte Recherche etwas einzugrenzen und als Ausgangspunkte zur Themendefinition nutzen zu können, strukturierten wir gemeinsam die für uns relevantesten und interessantesten Anregungen, die dann die Grundlage für die weitere Arbeit und der Bildung von Teams schufen.
Wir vom Team Blitzableiter haben es uns zur Aufgabe gemacht herausfinden, wann, wie und wo Menschen spontan Druck abbauen.
Unsere Designchallenge dabei lautet: Wie können wir Menschen helfen spontan und ohne Konsequenzen Druck abzubauen?
Unsere Designchallenge und der Forschungsbogen bildeten den Ausgangspunkt für unsere weitere Recherche und Observevation, und halfen uns, unsere Fragestellungen zu konkretisieren und Bedürfnisannahmen zu prüfen.
Durch erste unstrukturierte Interviews versuchten wir, Anknüpfungspunkte und Zugang zum Thema zu finden. Ziel dieser Observationen war es, Erkentnisse zu gewinnen, unsere Zielgruppe zu definieren und herauszufinden, inwieweit unsere Bedürfnisannahmen wirklich mit der Realität übereinstimmen.
Hier war uns wichtig, so viele verschiedene Methoden und Interviewtechniken auszuprobieren wie Möglich, um herauszufinden, welche Methode uns die ehrlichsten und besten Einblicke und Antworten zu unserem Thema liefern kann.
Zum Einstieg führten wir Guerilla Interviews. Hier war das Ziel, so viele unbekannte Personen wie möglich anzusprechen und ihnen gezielt Fragen zu ihrem persönlichen empfinden von Druck und Stress, Stresssituationen und ihrem Umgang damit zu stellen. Das half uns, einen tieferen Einblick in unser Thema zu erlangen und wir konnten viele wirklich verschiedene Erzählungen und Geschichten sammeln.
Um gezielt einen vorher bestimmten Personenkreis anzusprechen, entwickelten wir eine Cultural Probe, ein kleines Heft, indem wir die Nutzer dazu anregten, eine Woche lang ihre persönlichen Stresssituationen sowie dadurch ausgelöste Gefühle und ihren Umgang damit schriftlich und visuell zu dokumentieren.
Desweiteren erstellten wir die Vorlage für einen Break-up Letter, einen Abschiedsbrief an den letzten Gegenstand, den die befragte Person in einer Stresssituation zerstört hat oder die Beschreibung und Reflektion eine vergangenen Situation, in der die befragte Person ihren Stress und Druck an ihrem Umfeld rausgelassen hat.
Analysieren, Sortieren & formulieren von Erkentnissen. Im nächsten Schritt transformierten wir die gesammelten Beobachtungen und Aussagen in Daten und Informationen, die die Ausgangslage für unsere Ideenfindung bildeten. Dazu fokusierten wir uns auf die zu unserer Design Challenge passenden Stories der getroffenen Personen, werteten diese Stück für Stück aus und ergänzten unseren Fundus durch bereits bekannte Insights.
Im zweiten Schritt identifizierte wir gezielt Probleme und Bedürfnisse der Personen und clusterten unsere Daten in einer Empathy Map.
Von diesem Punkt ausgehend formulierten wir unseren Point Of View und entwickelten die Persona Lisa.
Lisa, eine 25 jährige Studentin, würde ihrem Druck in Stresssituationen gerne Luft machen, schämt sich in solchen Situationen jedoch für ihr nach außen getragenes Verhalten und würde dies am liebsten geheim halten.
How might we…
Dashalb haben wir uns gefragt: Wie können wir Lisa helfen, in Stresssituationen Druck auszulassen, ohne dass ernsthafter Schaden entsteht?
Wie können wir ihr helfen ihren Druck unoffensichtlich abzubauen?
Ausgehend von unseren „How might we“ Fragen gingen wir in die finale Ideenphase über. Wir starteten mit einem allgemeinen Brainstorming und sammelten frei Ideen rund um verschiedenste Möglichkeiten unauffällig und effektiv Druck abzubauen. Um unseren Blickwinkel noch zu erweitern und die Problemstellung anders zu betrachten, fragten wir uns auch:
Wie würde jemand anderes, der nicht unseren Beschränkungen unterliegt, das Problem lösen? Hierfür vollzogen wir einen Perspektivenwechsel und versuchten unsere gestalterischen Lösungsansätze aus der Sicht des Stores “Urban Outfitters„ zu betrachten.
Im Sinne von Urban Outfitters sortieren wir die bisher entstandenen Ideen und Insights aus unserer Recherche und kamen zu zwei wichtigen Erkentnisspunkten:
Für Persona Lisa ist es hilfreich, ein reales Produkt zu haben, mit dem sie ihren Stress abbauen oder an dem sie ihren Stress gezielt rauslassen kann.
Hierfür waren uns folgende Punkte in der Ideenfindung relevant:
Gegenständlichkeit: Das Produkt muss auf jeden Fall ein greifbarer Gegenstand sein und nicht nur im digitalen existieren (nicht nur als App verfügbar)
Handlichkeit: Gadget sollte so klein sein, dass es kein großes Aufsehen erregt und man es leicht überallhin mitnehmen kann um vor allem in Alltagssituationen gut nutzbar zu sein
aktiver Druckabbau: es sollte möglich sein, seinen Druck physisch abzubauen, also durch z.B. zerreiben, quetschen, drücken, werfen … eine aktive körperliche Handlung durchführen um Stress abzubauen
Reize erzeugen: Gadget sollte eventuell auch Feedback geben, also einen Reiz zurück an den Benutzer schicken. Entweder z.B. vibrieren oder leuchten oder Ton erzeugen
Aus unserer Interviewauswertung konnten wir zudem ablesen, dass unseren Interviewpartnern Austausch und Kommunikation mit anderen, wie z.B Freunden oder Familie, nach oder in Stresssituationen enorm wichtig war.
Ausgehend von unseren Ideen und Konzepten entwickelten wir erste Prototypen. Dabei war uns Haptik, Größe und das Material besonders wichtig.
Um den Nutzern nicht nur die Handhabung des Gadgets möglichst nahe zu bringen sondern auch einen ersten Eindruck von Aktion und Reaktion zu übermitteln, füllten wir Ballons und Schaumstoffbälle mit verschiedenen Materialien, die sich Drücken, Quetschen, oder Kneten ließen.
Luftballon + Blumensteckschaum
ließ sich sehr gut zusammendrücken, Problem war allerdings, dass Steckschaum nicht mehr in seine ursprüngliche Form zurück ging, nicht besonders nachhaltig, da nicht wiederverwendbar
Luftballon + Knete
Drücken, quetschen und Kneten hat gut funktioniert, allerdings brauchte Knete lang um wieder in Ursprungsform zurück zu gehen
Schaumstoffball + Knisterfolie
Knisterfolie gibt zu wenig Resonanz, Geräusch ist nicht laut genug - unbefriedigend
Schaumstoffball + Knicklicht
Knicklicht leuchtet nicht beim einfachen zerdrücken des Schaumstoffballs, nicht wiederverwendbar, Licht lautet nur einmal
Prototyp 2 Nachdem wir unsere eigenen Erkenntnisse mit den ersten Prototypen gewonnen hatten, testeten wir die Reaktionen willkürlich gewählter Probanden und kamen nach dieser Testphase zu dem Ergebnis, dass zwar die Form „Ei“ für unser Projekt gut geeignet ist, aber das Feedback, welches das Ei dem Nutzer geben sollte, noch ausbaufähig wäre. Dadurch, dass sich der Kurs primär mit der Ideenfindung eines Projektes beschäftigt, wodurch unsere Aufzeichnungen auch separat in sinnesabschnitte aufgeteilt waren, konnten wir nun leicht einen Schritt zurück gehen und uns nochmal unsere erstellte Persona und ihre Bedürfnissen vor Augen führen, um daraus in der Ideate phase brainstormen zu können, welches Feedback für unser Ei am besten sei. Wir kamen nun zu dem Entschluss, das Ei mit einen Vibrationsfeedback auszustatten, welches durch physischen Druck aktiviert werden sollte. So bauten wir den zweiten Prototypen, bei dem wir in ein Plastikei einen vibrationsmotor einsetzten und dieser durch drucksensoren außen am Ei gesteuert werden soll, sodass je nachdem wie stark der Nutzer das Ei drückt, auch das Vibrationsfeedback ist. Die Tests mit diesem Prototyp fielen sehr positiv aus, da wir zum einen alle Bedürfnisse unserer persona erfüllen konnten, und zum anderen, überraschender Weise, die Vibration eine schon aufmunternde Wirkung auf unsere gestressten/ unter Druck stehenden Nutzer hatte. Mit diesen Ergebnis beschlossen wir das Ei mit Vibrationsfeedback als unser finales Produkt zu realisieren. Der nächste Schritt ist nun die Interaktion zwischen Ei und App weiter auszubauen.
Wie schon in der Ideate-Phase herausgefunden, war unseren Testpersonen wichtig, dass ein Austausch untereinander stattfindet. So entstand die Idee, eine digitale Community zu schaffen, um Leuten die Möglichkeit zu geben sich untereinander zu vernetzen um sich auszutauschen und eventuell sogar gemeinsam Stress abzubauen.
Aber wie funktioniert das Ganze im Detail?
Aktion
Kim drückt das Ei, dieses vibriert (Vibration ist abhängig von Druck auf Ei, je Stärker der Druck desto doller die Vibration) und gibt zudem ein Signal an die App ab. Nutzer wird nun auf der Karte als leuchtender Punkt angezeigt und kann von jetzt an von anderen Nutzern kontaktiert werden aber auch selbst die Initiative ergreifen und Nutzer in der Umgebung kontaktieren.
Kim hat die Möglichkeit in einem Forum anhand eines Beitrags kurz ihren Frust auszulassen. Dies kann mittels Textnachricht, Foto oder Sprachnachricht erfolgen.
**Reaktion **
Nachdem Kim das Ei gedrückt hat, erscheint eine Notification ‘Kim pressed the egg’ bei Johannes auf dem Handy. Öffnet er diese, wird ihm Kim in der Karte angezeigt. Johannes kann mit Kim auf direktem Wege per Privatnachricht in Kontakt treten oder über ihren Forumbeitrag.
Um die App testen zu können und um den Gedanken greifbarer zu machen, gestalteten wir mehrere Screens und einen interaktiven Prototyp. Anhand der statischen Screens konnten wir das Konzept weiter diskutieren und verbessern. Durch einen interaktiven Prototyp haben wir ein realistischeres Gefühl für die Anwendung bekommen. Dies war in Verbindung mit Feedback zum Prototyp nützlich, um die Funktionsweise im Detail zu verfeinern. Der Prototyp ist hier als Video dargestellt.
Da es in der App um starke Gefühle wie Stress und Aufregung geht, haben wir uns diesen Situationen mit einer bunten, aber nicht zu aufdringlichen Farbwelt angepasst. Es ist uns wichtig, dass die Anwendung einen menschlichen, emotionalen Charakter hat und somit nicht technisch, kühl wirkt. Daher haben wir uns für einigen Grafiken im Scribble-Style entschieden. Gemeinsam mit der spielerischen Font „Signika“ wird ein visuelles Erscheinungsbild mit Wohlfühlcharakter geschaffen.
Um die Verbindung zu unserem haptischen Produkt zu verdeutlichen, wird bei dem Start der App eine Logoanimation angezeigt. Das erst wackelnde und dann zerplatzende Ei ist nur eins von vielen Merkmalen, die conEGGt zu einem homogenen Produkt werden lassen.
Eggression map - Screen 1 + 2
Kartenanzeige mit Nutzern die Ei betätigt haben. Um jeden Avatar ist ein roter schimmernder Schein zu sehen. Je größer der Schein umso intensiver wurde das Ei gedrückt. Die Größe des Scheins stellt nicht nur die Intensität des Drucks dar, die der Nutzer auf das Ei ausübt sondern auch den Stressfaktor.
Forum - Screen 3 + 4
Im Forum finden Nutzer Beiträge, die andere User gepostet und erfasst haben, diese können als Foto, Text oder Sprachnachricht erscheinen. Möchte ein Nutzer mit einem anderen in Kontakt treten, wählt er einen der angezeigten Beiträge aus und gelangt in den Chat-Modus.
Profil - Screen 5 + 6
Befindet man sich in der Ansicht des Profils findet der Nutzer den Benutzernamen, das persönliche Nutzerverhalten sowie Needs (was der Nutzer in Stresssituationen braucht) und Offers (was er anderen Nutzern bieten kann bzw. womit er helfen kann).