In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Dokumentation „Lichtfänger 1“ - Fotografie Sabrina Spurzem 3. Semester Kommunikationsdesign
Prof. Wiebke Loeper Werkstattleiterin Kathrin Katzek FH Potsdam, WS 2018/2019
– Cicero
Doch wie viel Seele steckt tatsächlich in einem Buch? Eine Antwort auf diese Frage soll diese Fotoserie über das Leben und Treiben und Arbeiten in der Buchbinde bieten.
Willkommen in der wohl schönsten Werkstatt unserer FH!
Jedes Semester werden 20 Leute von den ellenlangen Wartelisten auserkoren, die dann in 5 Terminen in die Kunst des Buchbindens unterwiesen werden.
Mit viel Geduld und Witz erklärt unserer Werkstattleiterin Friederike Goll äußerst genau die vielen Schritte, die notwendig sind um vom Blatt zum fertigen Buch zu kommen. Nebenbei nimmt sie einen mit auf eine Reise durch ein jahrhundertealtes Handwerk. Eifrig werden Notizen gemacht während ihre erfahrenen Hände geschickt übers Papier fahren und dabei so schnell sind, dass ihr die Augen oftmals kaum folgen können.
Ahlen, Falzbeine, Nadel, Faden, Schlagscheren, Falzstäbe und Backsteine sind nur einige der Werkzeuge, die einem in der Buchbinde begegnen.
In vielen kleinteiligen Schritten und mühevoller Handarbeit binden die Studenten unter Friederikes sorgfältiger Anleitung ihre ersten eigenen Bücher. Nach der Auswahl des Vorsatzpapiers, folgt das Falzen und Pressen von Lagen und der Buchblock wird gebunden. Hochkonzentriert wird sich dann der Klebe- oder Fadenbindung gewidmet. Das Bauen einer Buchdecke stellt einen vor bisher ungeahnte Herausforderungen. Mit Kapital- und Leseband verleiht man seinem Buch den letzten Schliff. Immer auf der Gradwanderung zwischen gezielter Gewalt und schnellem Feingefühl.
Da wird schon mal geschwitzt und gegen Leim, Zeit und die Mathematik gekämpft.
Zwischen Maschinen, die teilweise älter sind als die eigenen Großeltern, und modernen Schnittmaschinen bei denen der Klang der Klinge einem angst und bang werden lässt, gibt es gefühlt tausend Dinge, die schiefgehen können.
Zum Glück gibt es eine gute Seele, die bei den vielen kleinen bis mittleren Katastrophen immer den richtigen Weg und die richtigen Worte findet, um die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen.
Es ist ein ständiger Wechsel zwischen konzentrierter Präzisionsarbeit in der man ganz bei sich in die Arbeit versunken eins mit dem Handwerk wird und dem geschäftigen Treiben in der Buchbinde, wenn man zu sechst durch die Werkstatt wirbelt und sie gegen Ende des Semesters voller Leben ist.
Viel Herzblut, Schweiß und Tränen, des Kummers und der Freude wegen, werden so vergossen und Stunden vergehen zeitlos noch bevor man sich versieht. Doch wenn die Sonnenstunden schwinden und endlich Ruhe in die Buchbinde einkehrt und man dann endlich sein erstes, eigenes Buch in den Händen hält, war es doch all die Mühen wert und man hat Lust gleich noch ein Buch zu binden. Danach weiß man wie viel Seele in einem Buch steckt.
Denn die Buchbinde ist ein ganz und gar magischer Ort.