In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Im Rahmen des Kurses „Redaktionelle Gestaltung 01: Wieso? Weshalb? Warum?“ setzten wir uns mit der Analyse, Konzeption, Gestaltung und Umsetzung einer Publikation auseinander. Ziel des Kurses war die Gestaltung eines Katalogs über eine persönliche Sammlung von Objekten durch Auflegen auf Kopierer und Risographen.
Umfang der Publikation sind 20 Seiten im Format von 18 x 27cm, mit einer Auflage von fünf Exemplaren.
Ich entschied mich für eine Sammlung von Ohrringen, welche alle in der Goldschmiede Nimbus angefertigt wurden. Es war mir wichtig, mit Objekten zu arbeiten, welche einen persönlichen Wert für mich haben. Da ich die Goldschmiedin und den Goldschmied, die die Ohrringe gefertigt haben, gut kenne, war dies gewährleistet.
Die Arbeit begann mit der Erstellung von Material durch Auflegen der Ohrringe auf Kopierer. Ich experimentierte mit verschiedenen Kopierereinstellungen, vor allem Vergrößerung, Bewegung der Objekte und Überlagerungen, um möglichst verschiedene Ergebnisse als Grundlage für eine Dummyerstellung zu erzielen. Schwierigkeit war hierbei, kontrastreiche, gut ausgeleuchtete Bilder zu erstellen, obwohl sich der Kopiererdeckel wegen der Größe der Objekte nicht richtig schließen ließ.
In der Frage, auf welche Weise die Sammlung präsentiert werden soll, entschied ich mich für eine eher klassische, katalogtypische Objektpräsentation, in der die einzelnen Ohrringe für sich sprechen können. Das Layout der einzelnen Seiten musste dies berücksichtigen. So ergab sich eine Aufteilung der Doppelseiten in je eine Detailansicht auf der einen und eine Gesamtansicht des Ohrringpaars auf der anderen Seite.
Die Erstellung eines Dummys half mir dabei, die einzelnen Bildelemente auf den Seiten anzuordnen und zu erkennen, was funktioniert und spannend aussieht. Ich habe mit viel Weißraum gearbeitet, was den Ohrringen allein viel Wirkungsraum lässt. Für eine Einheitlichkeit, überprüfte ich die genaue Anordnung der Bilder mit einem analogen Raster auf Transparentpapier.
Parallel stellte sich die Frage nach einem guten dramaturgischen Aufbau der Publikation. Eine Reihenfolge der Bilder musste festgelegt werden und die Darstellungen um eine textliche Ebene ergänzt werden. Für den Heftumschlag wählte ich ein Bild mehrerer Ohrringe, welche, dynamisch zu einander ausgerichtet, mit dem Hintergrund zu verschmelzen scheinen. Das Diffuse des Heftumschlags steht im Kontrast zum klareren Aufbau der Innenseiten. Der Inhalt der handwerklich hergestellten Schmuckstücke wird ergänzt durch den Titel meiner Publikation,„artem factitare“ (lat. ein Handwerk ausüben) und ein Gedicht von Rainer Maria Rilke, in welchem die Arbeit eines Goldschmieds beschrieben wird.
Nachdem ein Dummy fertig war, ging es an die Erstellung der Druckbögen. Hierbei galt es, die richtige Reihenfolge der Seiten, welche auf den Druckbögen anders als im gebundenen Heft sind, zu beachten, sowie eine gute Anordnung der Bilder auf den Druckbögen mit genügend Beschnittrand.
Die Umsetzung des Drucks erfolgte einfarbig am Risographen. Der gewählte Farbton rot entspricht in seiner Bedeutung als wertvoll und teuer dem Wert (auch Materialwert) der Ohrringe.
Ich entschied mich für ein eher grobes Raster, welches die handwerkliche Fertigung der Objekte unterstreichen soll.
Nach dem zweiphasigen Druck (zunächst Schöndruck-, dann Widerdruckseiten), ging es ans Binden der Publikation. Für die 5-Stich-Bindung wählte ich einen schwarzen Faden, welcher zwar harmonisch, doch im Kontrast zum Rotton und Weißraum steht.
Rückblickend kann ich sagen, dass der Kurs meinen Erwartungen entsprach. Für mich hat es gut funktioniert von Anfang an zu wissen, was die Aufgabe des Kurses sein würde, so dass eine volle Konzentration darauf möglich war. Der Input von außen über Layout, Raster, Dramaturgie, Typografie ließ sich so direkt auf die zu bearbeitende Aufgabe beziehen. Hilfreich war auch, durch die Arbeit im Grafiklabor direkt eine Rückmeldung zu bekommen, was am Risographen umsetzbar ist. Das analoge Arbeiten hat mir sehr gut gefallen, auch weil ich bisher wenig Erfahrungen mit Layoutprogrammen habe. So wurde ich nicht durch fehlende technische Kenntnisse eingeschränkt, sondern ein freies Arbeiten war möglich. Vor allem das Kennenlernen des Risographen mit seinen Eigenheiten und Möglichkeiten fand ich spannend. Der Kurs hat mir Lust gemacht, mehr damit zu arbeiten. Schwer gefallen ist mir vor allem die Umsetzung der textlichen Ebene. Ich ziehe aus dem Kurs also, dass eine intensivere Beschäftigung mit Typografie für mich nötig ist. Mit dem Endergebnis bin ich dennoch sehr zufrieden.