In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Eine Biografie über den Maler, Grafiker und Fotograf Anton Stankowski.
Geboren: 18. Juni 1906 in Gelsenkirchen (NRW) Gestorben: 11. Dez. 1998 In Esslingen am Neckar (BW)
Er war Grafik-Designer, Maler und Fotograf.
Anton Stankowski wurde in Gelsenkirchen als zweiter Sohn geboren. Bei Kriegsbeginn ging Anton mit seinem Bruder nach Moddelken (Ostpreußen) zu Verwandten und besuchte dort die Schule, in welcher er die ersten künstlerischen Berührungen und Einflüsse durch seinen gebildeten Lehrer mitbekam. Mit dem Volksschulabschluss kehrte er nach Gelsenkirchen zurück und bekam im Juni 1920 eine Lehrstelle als Dekorations- und Kirchenmaler. Schon in der Lehre fing Stankowski an, Elemente zu vereinfachen, indem er zum Beispiel die Gelsenkirchener Barockelemente entfernte. In der Lehre brachte man ihm bei, nur mit Pinsel und Farbe zu arbeiten, und so eine Art abstrakter Farbgestaltung anzuwenden.
Nach seiner Lehre fand Stankowski eine Stelle bei Wortmann & Vietz in einem Düsseldorfer Atelier für kirchliche Kunst. Er bekam privaten Zeichenunterricht von Franz von Ikier und begegnete per Zufall den Künstlern Max Ernst, Otto Dix und Gert H. Wollheim. Sein Drang selbst künstlerisch Tätig zu werden wuchs und er bekam 1926 einen Studienplatz an der Folkwangschule (Universität der Künste) in Essen. Er hatte dort Unterricht bei Wilhelm Poetter und Max Burchartz, wobei er mit Burchartz auch privat Kontakt hatte. Unterrichtet wurde neben Grafik und Typografie auch Fotografie. Stankowski gehörte zu den Pionieren des „neuen Sehens“. Dafür verantwortlich sind seine sachlich-funktionale Montagen mit Fotografien und Typografie. Er studierte dort bis 1928 (3. Semester).
Burchartz arbeitete für die Werbeagentur „Johannes Canis“ und gründete mit Canis 1924 eine Agentur namens „werbe-bau“. Dort fand Stankowski schnell Anschluss und arbeite selbständig an Aufträgen für Firmen wie das Möbelhaus Fortschritt oder für die Lebensmittelkette Hill. Bei der Gestaltung von Warenverpackungen, Inseraten und Werbeblättern für Hill, setzte er erstmals wieder die Akzidenz Grotesk als Standart Schrift ein, was damals dazu beitrug, dass sie heute noch so erfolgreich eingesetzt wird.
Noch als Folkswangschüler gestaltete er einen Ausstellungstand für den Niederrheinisch-Westfälischen Zeitungsverlegerverein, für die Messe Presse 1928 und lernte dort El Lissitzky persönlich kennen. In Köln begegnete er auch das erste Mal Max Dalang, welcher eine renommierte Werbeagentur in Zürich betreib, und auf der Suche nach neuen Gestaltungsformen für Werbegrafik war. Nach Stankowskis Abschluss 1928 zog es ihn in die Schweiz. Er sollte mit seinen Foto-Typo-Montagen zu der konstruktiven Werbegrafik der Schweiz beitragen, und so entwickelte er damit die „Konstruktive Grafik“.
1930 wurde er schließlich bei Max Dalang im seinem Atelier als Fotograf und Zeichner angestellt. Er gelangte schnell in einen kreativen Freundeskreis der unter anderen aus Heiri Steiner, Alois Carigiet, Jürgen Corey, Herbert Matter, Verena Leowensberg und Max Bill bestand und viel künstlerischen Austausch bot. In dieser Zeit begann er mit seiner Gestaltungsfibel „Versuche der Möglichkeiten“, in dieser hielt er Übungen fest, die sowohl die Bereiche der freien und der angewandten Kunst offen halten. Sie erzählen von konkreten Gestaltungsformen die über den gewohnten De-Stijl-Stil und Bauhaus-Stil hinaus gehen. Diese Art Übungen zogen sich durch sein ganzes Leben. Zwischen Anton Stankowski und Max Bill entstand ein unverbindliches Arbeitsfeld, da Bill zuvor am Bauhaus lernte, brachte er diese Einflüsse mit nach Zürich.
1933 kam Else von Deutschland in die Schweiz und sie heirateten. Ein Jahr später wurde Stankowski die Aufenthaltsgenehmigung entzogen und er musste die Schweiz verlassen. Sie zogen nach Lörrach. Mit der Aufenthaltsgenehmigung wurde ihm auch die Arbeitserlaubnis entzogen. Er arbeitet dennoch illegal für Schweizer Auftraggeber weiter, darunter auch für Dalang bis Stankowski 1938 nach Stuttgart zog und mit einem Studienkollegen aus Essen das „Grafische Atelier“ gründete. Stankowski blieb auf seinem Weg als funktional-konstruktiver Grafiker. Er arbeitete für die Stuttgarter Illustrierte und knüpfte dort mit dem Stil der Schweizer Illustrierten so gut es ging an. Auch künstlerische Arbeiten fanden wieder Platz. In dieser Zeit entstanden, führte er das Erscheinungsbild für „Fortschritt“ weiter.
1940 wurde Stankowski zum Kriegsdienst einberufen und landete in Russischer Kriegsgefangenschaft. Dort gelang es ihm gelegentlich Fotografien oder Aquarelle anzufertigen. Er bekam von russischer Seite den Auftrag ein geometrisches Wandbild anzufertigen. Schließlich kam er 1948 nach Stuttgart zurück. Sein Atelier samt Arbeiten war im Krieg zerstört worden, so war er zu einem Neuanfang gezwungen.
1950 übernahm Stankowski die Schriftleitung der Stuttgarter Illustrierten und arbeitete dort ebenfalls als Grafiker und Fotograf.
1951 gründete er dann ein eigenes Grafik-Design Büro am Killesberg in Stuttgart. Mit Wili Baumeister, Max Bense, Walter Cantz, Egon Eiermann, Mia Seeger und anderen entstand in Stuttgart ein neuer Kreis von Künstlern und Gestaltern. In den 1950 hatte Stuttgart mit dem konstruktiven Gestalten zu kämpfen, neue Technologien und der Nationalsozialismus hatten über die Jahre Veränderungen gebracht. Wili Baumeiste lieferte wichtige Impulse, allerdings in die irrationale-unbekannte Richtung (mythisierend), während Stankowski der konstruktiven Grafik treu blieb (aufklärend, entmythisierend). Stankowski ging also – ebenfalls Max Bense – in die Richtung der theoretischen Position und der Informationsästhetik.
So entwickelte sich damals die Richtung der „Neuen Konkreten Kunst“, welche sich meist auf die freie Kunst bezog. Stankowski jedoch legte Wert auf den angewandten Aspekt und zeigte, Beispielsweise in einer der ersten Einzelausstellung in der Stuttgarter Galerie Behr, ausschließlich Firmenzeichen. In den 1960ern entstand das heute legendäre „Berlin-Layout”, das visuelle Erscheinungsbild der Stadt Berlin und viele weitere Wort-Marken wie zum Beispiel für Signal Iduna und Viessmann.
1964 bekam er eine Gastprofessur an der Hochschule für Gestaltung in Ulm. Er entwarf das Signet für IBM und SEL und im gleichen Jahr wurden einige Arbeiten auf der Documenta III in Kassel in der Abteilung Grafik gezeigt.
Die Tätigkeit als Grafik-Designer rückte immer mehr in den Vordergrund und als neuer Arbeitsbereich kam die Architektur und Gestaltung im Raum dazu. Einige plastischen Objekte entstanden, und 1973-1977 die Stankogramme am Stadthaus Bonn, welche die bekannten Schrägen von Stankowski aufgreifen. In den 1970er Jahren entstanden Zeichen für Firmen wie zum Beispiel das bekannte Zeichen der Deutschen Bank, die Münchener Rück Versicherung, REWE und für den Olympischen Kongress Baden-Baden und eine weiter Vielzahl an Erscheinungsbilder und Marken.
Karl Duschek trat 1972 in das Grafische Atelier (Stankowski und Partner) ein. In ihm sah Stankowski den idealen Arbeitspartner und übergab ihm 1975 die Leitung. 1981 änderten sie den Namen in Stankowski + Duschek. In dieser Zeit entstanden weitere viele Erscheinugsbilder.
Stankowski wendete sich Mitte der 1970er immer mehr der Bildenden Kunst zu und erstellte überwiegend malerische Arbeiten und frei gestaltete Objekte. Seine Ausstellung Der Konstruktivismus und seine Nachfolge, 1974 in der Staatsgalerie Stuttgart, war der einleitende Einstieg. Jedoch bleiben diese Arbeiten immer im konstuktiv-konkreten Bereich, seine malerischen Arbeiten sind nie getrennt von den Erfahrungen die er als Grafiker erfuhr und umgekehrt.
1976 wurde ihm eine Professur verliehen. Stankowski gilt zu den Pionieren des Grafik-Designs. Ihm wurden unzählige Preise verliehen und das Bundesverdienstkreuz.
1983 gründete er die Anton Stankowski Stiftung, die den Zweck erfüllen soll, alle zwei Jahre Personen eine Auszeichnung zu verleihen, die wie Stankowski selbst, die Trennung zwischen freier und angewandter Kunst überbrücken.
1998 erhielt er den Harry Graf Kessler Ehrenpreis des Deutschen Künstlerverbunds für sein Lebenswerk.