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Werd Wert - Über die Wertschätzung von Kommunikationsdesign

Werd Wert - Über die Wertschätzung von Kommunikationsdesign

Parallel zur Digitalisierung ging eine Geringschätzung von Kommunikationsdesign einher. In „Werd Wert“ wird diese These unter anderem anhand der historischen Entwicklungen im Grafikdesign, veränderten Qualitätsansprüchen und Preisdumping genauer betrachtet und erklären somit die fehlende Wertschätzung.

Inhalt

In dem letzten Jahrhundert hat sich sowohl das Berufsfeld, als auch die Bezeichnung, Grafikdesign einer enormen Veränderung unterzogen. Veränderung ist gut. Veränderung steht für Überarbeitung, Abwandlung, Modulation oder Transformation. Diese Faktoren bedingen eine fortwährende (Weiter-)Entwicklung bisheriger Zustände und führen zu ungeahnten Neuerungen. Betrachtet man die heutige Ausbildung im Bereich Grafikdesign bzw. im Bereich Gestaltung, so weisen die Begriffe Überarbeitung, Modulation oder Transformation während des gestalterischen Studiums darauf hin, dass noch mehr Potential in der eigenen Arbeit steckt. Sie richten sich demnach an die eigene, kreative Weiterentwicklung. Bekanntermaßen dient das Grundstudium dazu, möglichst vielfältige Fächer, Herangehensweisen und Fähigkeiten ausprobiert und erlernt zu haben. Denn die Anforderungen, Bereiche und Möglichkeiten heutiger Grafikdesigner sind sehr breit gefächert. Idealerweise erkennt der/die Student/in auf diese Weise, in welchen Gebieten seine/ihre persönliche Stärken liegen. Im Hauptstudium vertiefen sich Fähigkeiten und Kompetenzen, sodass eine Entwicklung der einzelnen Person im Laufe des Studiums vonstattengeht. Doch betrachtet man die generellen Veränderungen unserer Zeit, so sind es die Begriffe der Transformation und Modulation, die vor allem die Digitalisierung und Geringschätzung unseres Berufsfeldes bedingen. Die klassischen Tätigkeiten eines/einer Schriftsetzers/in, Lithographen/in oder Druckvorlagenherstellers/in wurden überarbeitet, abgewandelt, moduliert und transformiert. In Folge der digitalen Veränderungen etablierte sich die allgemeine Berufsbezeichnung Grafikdesigner/in. Da die Digitalisierung fortschreitend neue Entwicklungen mit sich bringt, ist auch das Wort Grafikdesign längst antiquiert. Selbst erweiterte Bezeichnungen, wie Visuelle Kommunikation oder Kommunikationsdesign, erscheinen fast altbacken gegenüber gegenwärtigen Spezialisierungsgebieten wie Experience Design, Motion Design oder Service Design. Allein diese kurze Ausführung lässt erkennen, welchen bedeutenden Entwicklungen dieser Berufszweig sowohl in der Vergangenheit, als auch in heutiger Zeit unterworfen ist. Ebenso relevant ist die Tatsache, dass wir in Folge der Digitalisierung und Globalisierung in einem allgemein gültigen Überangebot leben. Damit sind im Grafikdesign sowohl die Anzahl an Berufstätigen, als auch die Vielzahl der von ihnen erzeugten Resultate gemeint. Jenes Überangebot bedingt wiederum Veränderungen im allgemeinen Qualitätsbewusstsein, sowie in der Wertschätzung gegenüber heutiger Kommunikationsdesigner und Kommunikationsdesignerinnen. Auch die Schnelllebigkeit und die „Geiz ist geil“-Mentalität verändern den Blick auf unsere Arbeit.

Herangehensweise

Ich habe mich viel mit den Entwicklungen im Grafikdesign beschäftigt, da sie die Grundlage der Digitalisierung unseres Berufes darstellen. Unterstützend führte ich ein Gespräch mit Betina Müller, woraus ich zahlreichen Input und Verständnis dafür bekam, wie aufwendig die analogen Gestaltungsschritte noch in den 80ern waren. Zudem habe ich viele Interviews mit Designern gelesen und daraus weitere Informationen erhalten und Zitate gesammelt. Mit der Zeit entstand ein Konstrukt, das es mir ermöglichte die verloren gegangene Wertschätzung zu erklären und parallel dazu, darauf zu verweisen, wie wir dem dementgegen treten können.

Fazit

Dem/der ein/en oder anderen mag das Wort Digitalisierung schon zum Hals heraus hängen. Es ist eines der Hauptthemen des 21.Jahrhunderts. Während die Digitalisierung für die Jüngsten unserer Gesellschaft den Alltag darstellt, wird sie vor allem von der Generation heutiger Ur-/Großeltern oft mit Misstrauen betrachtet. Doch die Allgemeinheit hat gelernt, sich mit ihr zu arrangieren. Es erweist sich als eindeutig, dass die voranschreitene Digitalisierung großen Einfluss auf die Prozesse und Bedingungen innerhalb unserer Gesellschaft hat. Dies betrifft zu großen Teilen auch die Arbeit als Kommunikationsdesigner/in. Vereinfachte Produktionsverfahren führten anfangs vor allem zu mehr Effizienz der Arbeitsprozesse. Doch durch die neuen Möglichkeiten, die PC und Internet boten, waren gestalterische Tools fortan auch für nicht ausgebildete Designer zugänglich. Infolge dessen, verlor sich die Kenntnis darüber, was qualitatives (Grafik-)Design von Laienarbeit unterscheidet. Parallel zu den Entwicklungen in der Kreativbranche, stellte sich in unserer Gesellschaft ein generelles Überangebot mit einhergehen- dem Preisverfall ein. Dies führte wiederum dazu, dass das Einzelne an Wert verlor und nicht mehr geschätzt werden konnte. Diese Entwicklungen hatten auch großen Einfluss auf die Sichtweise und Entlohnung heutiger Kommunikationsdesigner/innen. Es mangelt an Bewusstsein und Interesse dafür, welche Merkmale und Prozesse die Qualität einer Designleistung ausmachen. Indem wir unsere Tätigkeit, anhand von Qualitätsmerkmalen wie Professionalität, Kreativität, Kontinuität oder dem Designprozess erläutern, tragen wir rückwirkend zur Wertschätzung dieser bei. Dabei bietet sich auch ein Vergleich gegenüber billigen und unpersönlichen Online-Portalen an. Im Wirtschaftsteil von welt.de hieß es erst kürzlich: „Kreative sind wie das Ungeheuer von Loch Ness (…) Aber die Aufgaben, die sie zu bewältigen haben, haben sich enorm verändert. Sie sind vielschichtiger, kleinteiliger und vor allem digitaler geworden. Das kreative Wunderwesen, das alles kann und zu allem eine Lösung findet, ist wahrscheinlich genauso häufig wie der Yeti, das Einhorn oder das Ungeheuer von Loch Ness.“ Infolge dieser Recherchearbeit lässt sich jedoch erkennen, dass sich heutige Designer/innen von bisherigen Allroundtalenten zu neuen Spezialisten/innen entwickeln. Bislang nutzten viele Kommunikationsdesigner die Vielzahl an digitalen Werkzeugen, Programmen und technischen Geräten, um ein möglichst breit gefächertes Arbeitsspektrum vorweisen zu können. Diese Wandlungsfähigkeit von Kommunikationsdesign stellt eine weitere Grundlage für die Wertigkeit unseres Berufes dar. Die Modifizierung der digitalen Medien führt zu einem permanenten Ausbau unserer Gestaltungskompetenzen. Doch wenn alle Alles können, ist es auch schwer sich auf dem wachsenden Markt behaupten zu können, vor allem angesichts des resultierenden Preisdumpings. Mittlerweile ist es, aufgrund der permanenten Neu- und Weiterentwicklung der digitalen Tools, annähern unmöglich Alles zu beherrschen. Das heißt die Zeiten von „Jeder kann alles, aber keiner kann was richtig“ neigen sich dem Ende. Möglicherweise verleiht das der Arbeit des Einzelnen auch neuen Wert. So zeigt sich, dass, beispielsweise für die Umsetzung großer Projekte, zunehmend externes Fachpersonal herangezogen wird. Dies betrifft besonders die Gestaltung von und den Umgang mit neuen, digitalen Medien. Inzwischen gilt „Spezialisten braucht das Land“. Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft das eigene Bewusstsein unserer Tätigkeit. Ich denke, dass wir viele unserer einzelnen gestalterischen Schritte gar nicht mehr bewusst als solche wahrnehmen. Sie sind gewissermaßen „normal“ geworden. Dies bezieht sich zum einen auf die digitalen Werkzeuge, die wir in den verschiedenen Adobe-Programmen nutzen, aber auch auf Entscheidungen dir wir treffen. Daher war mir auch das Interview mir Frau Müller ein besonderes Anliegen. Anhand ihrer ausführlichen Berichterstattung lässt sich erkennen, welche handwerklichen Schritte der Gestaltungsprozess umfasst. Doch da wir nicht mehr in Katalogen nach Schriften suchen, keine Textabschnitte mit der Schere oder dem Cutter zerschneiden und sie anschließend auch nicht auf Papier fixieren oder unsere Entwürfe wiederholt kopieren, korrigieren und abermals kopieren, verlieren diese Schritte an Bedeutung. Sie lassen sich mit wenigen Klicks umsetzen und werden unsichtbar. Ich erachte es zwar nicht als notwendig, jede getroffene Entscheidung zu dokumentieren, doch vielleicht das ein oder andere Mal zu hinterfragen. Vielleicht führt der Einsatz und die Verbindung mit anderen Techniken oder analogen Werkzeugen zu neuen Gestaltungsideen.

Gestaltung

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Während des Studiums habe ich meine Affinität für Buchgestaltung, Editorial Design, aber auch Illustration entdeckt. Aus diesem Grund stand für mich fest, dass, meine Bachelorarbeit in Form eines Buches erscheinen wird. Ein selbst gestaltetes Buch, das Texte und eigens erstellte Grafiken und/oder Illustrationen enthält. Auf diese Weise soll die Abschlussarbeit all jene Kompetenzen aufgreifen, die ich mir im Verlauf meines Studiums angeeignet habe. Da Kommunikationsdesign und vor allem mein gestalterisches Know-how bereits mit der Wahl der Schrift, dem Setzen von Text oder dem Einbinden von Fotos beginnt, erscheint die theoretische Auseinandersetzung nur in Schwarz/Weiß und nutzt statt Fotos, Grafiken oder Illustrationen rechteckige Formen, die als Platzhalter dienen. Diese Broschüre stellt den Entwurf zur Erstellung der praktischen Arbeit dar und erlaubt so einen schemenhaften Einblick in den Gestaltungsprozess. Die praktische Arbeit greift sowohl die Gliederung, als auch die gesetzten Texte in gleicher Schrift auf. Hingegen werden die Platzhalter von eigenen Grafiken und Fotos verschiedener Quellen ersetzt und variieren in ihrer Anordnung. Bei den von mir erstellten Grafiken, Illustrationen und typografischen Inszenierungen nutze ich sowohl analoge, als auch digitale Werkzeuge. Besondere Wertschätzung erfahren beide Bücher anhand der selbst ausgeführten Bindung.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Bachelorarbeit

Betreuung

foto: Prof.Dr. Marion Godau foto: Prof. Klaus Keller

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2017 / 2018

zusätzliches Material