Abstract

Arbeitstitel: Der (fast) perfekte Sessel. Die Suche nach Perfektion im Produktdesign mithilfe kollektiver Wahrnehmung. 

In unserer Gesellschaft streben wir ständig nach Perfektion – sei es im Beruf, unserem Erscheinungsbild oder den Dingen, die uns umgeben. Doch was bedeutet Perfektion eigentlich? Ist sie ein messbares Ziel oder bleibt sie eine subjektive Wahrnehmung, die sich ständig verändert? In meiner Bachelorarbeit möchte ich dieser Fragestellung nachgehen.

Mein Ziel ist es, herauszufinden, ob es objektive Kriterien für Perfektion im Design gibt oder ob Perfektion immer eine Frage individueller und kulturell geprägter Wahrnehmung bleibt. Ich werde untersuchen, wie kulturelle und gesellschaftliche Faktoren das Verständnis von Perfektion beeinflussen. Dabei betrachte ich auch, was Perfektion im Bezug auf Geschmack und Stil bedeutet. Zudem werde ich analysieren, welche Rolle Trends spielen und inwiefern Designentscheidungen auf kollektiven Meinungen basieren können. Dazu werde ich zunächst die theoretischen Grundlagen zur Perfektion im Produktdesign beleuchten und analysieren, welche Einflussfaktoren – wie Funktionalität, Ästhetik, Ergonomie und Nachhaltigkeit – in der Gestaltung als entscheidend gelten. Im nächsten Schritt werde ich mithilfe von Umfragen und Abstimmungen datenbasierte Erkenntnisse sammeln, um herauszufinden, welche Eigenschaften einen „perfekten“ Sessel aus Sicht der Nutzer ausmachen. In meiner Forschung werde mich auf eine eurozentrische Nutzergruppe konzentrieren, die moderne Ästhetik, Funktionalität und nachhaltige Werte vereint. Nachhaltigkeit spielt dabei eine wesentliche Rolle. Die Verwendung gesunder, umweltfreundlicher Materialien sowie ein nachhaltiger Produktionsprozess sind essenzielle Kriterien, die in die Designüberlegungen einfließen. Mithilfe der gesammelten Information werde ich einen Sessel gestalten und produzieren, was den praktischen Teil meiner Bachelorarbeit ausmachen wird. Mein methodischer Ansatz kombiniert qualitative und quantitative Forschung, um ein möglichst objektives Bild der subjektiven Wahrnehmung von Perfektion zu zeichnen.

Diese Arbeit soll nicht nur ein besseres Verständnis für Perfektion im Design vermitteln, sondern auch zeigen, wie partizipative Prozesse zur Entwicklung eines Produkts führen können, das den Bedürfnissen und Wünschen einer breiten Nutzergruppe entspricht. Letztendlich werde ich untersuchen, wie sich die Erkenntnisse über kollektive Wahrnehmung in konkrete Designentscheidungen übersetzen lassen – und ob Perfektion wirklich erreichbar ist oder immer ein Ideal bleibt, dem wir uns nur annähern können.

Vorwort

Perfektion zu verkörpern. Der perfekte Mensch zu sein, das perfekte Auto zu besitzen, das perfekte Leben zu führen; in unserer Gesellschaft ist das Streben nach Perfektion allgegenwärtig. Ob es um das eigene Erscheinungsbild geht oder das persönliche Umfeld. Überall begegnen wir Idealen, die suggerieren, dass Perfektion ein erreichbarer Zustand sei. Doch was bedeutet perfekt eigentlich? Ist es ein messbarer Zustand? Oder handelt es sich vielmehr um eine Vorstellung, die sich ständig wandelt und je nach individuellem Geschmack, kulturellem Hintergrund oder gesellschaftlichen Zeitgeist unterschiedlich interpretiert wird?

Während meines Studiums verspürte ich häufig den inneren Drang, das perfekte Design zu erschaffen. Etwas, das alle überzeugt, das funktional und ästhetisch ist. Etwas, das niemand hinterfragt. Rückblickend kann ich sagen, dass ich immer wieder daran gescheitert bin. Jedes Semester nahm ich mir vor, Perfektion zu präsentieren. Und jedes Mal wurde ich auf den Boden der Realität zurückgeholt.

Ich gelangte an den Punkt, mir die grundlegende Frage zu stellen: Gibt es Perfektion im Design überhaupt? Und wenn ja, woran kann ich sie messen? Woran kann ich mich als Designerin orientieren, um ein Produkt zu gestalten, das als perfekt empfunden wird?

Als Hobby-Künstlerin und durch meine Arbeit im Designbereich habe ich gelernt, dass jeder einen ganz individuellen Geschmack hat. Was mir gefällt, muss nicht zwangsläufig anderen gefallen. Dennoch zeigt sich in der Praxis auch wiederkehrende Muster. Es gibt bestimmte Formen, Farben und Stile, die einer breiten Mehrheit zusagen. Diese Beobachtung hat mich zu dem Gedanken geführt, dass Perfektion im Design eventuell durch objektive Kriterien messbar sein könnte, und sich möglicherweise aus einem kollektiven Geschmack, aus gemeinsamen ästhetischen Werten und gesellschaftlich verankerten Vorlieben zusammensetzt.

Mit dieser Arbeit möchte ich mich genau dieser Schnittstelle widmen: der individuellen Wahrnehmung, kulturellen Prägung, kollektiver Übereinstimmung und theoretischen Leitfäden des Designs.

Ziel ist es, durch eine Kombination aus Theorie, Umfrageergebnissen und gestalterischer Praxis herauszufinden, wie nah wir dem Ideal des perfekten Produkts, anhand der Gestaltung eines Sessels, tatsächlich kommen können.

Dabei soll weniger der Sessel als Produkt im Fokus stehen, sondern was er verkörpert.

Entwurf

Der im Rahmen dieser Bachelorarbeit entwickelte Sesselentwurf resultiert aus einer intensiven Auseinandersetzung mit nutzerzentrierten Bedürfnissen, gestalterischen Recherche, ökologischen Anforderungen und der eigenen Vorstellung des perfekten Designs.

Formfindung

Im Anschluss der eingehenden Analyse der zentralen Gestaltungskriterien hergeleitet aus dem Theorieteil, der Umfrage und der Recherche nachhaltiger, seriengefertigter und gut gestalteter Sessel, begann die Gestaltung des perfekten Sessels. Dabei war es mir ein wichtiges Anliegen, die gewonnenen Erkenntnisse als Inspirationsquelle zu nutzen, und nicht als strikt normative Vorgaben. Der Entwurf sollte gleichermaßen von den Bedürfnissen der Nutzer, den Vorgaben an gutes Design, wie auch von meinem individuellen gestalterischen Stil geprägt sein.

Die Form des Sessels sollte ein Zusammenspiel aus organischen und linearen Elementen sein. Ausgangspunkt bildeten elementare geometrische Formen wie Linie, Dreieck, Quadrat und Kreis, die als zweidimensionale Grundbausteine den Entwurf prägten. Diese bewusste Nutzung archetypischer Formen orientiert sich an gestalterischen Prinzipien moderner Designklassiker und spiegelt zugleich mein persönliches Verständnis eines idealen Sessels wider: eine Balance aus funktionaler Klarheit, gestalterischer Zurückhaltung und hoher Wertigkeit.

Finaler Entwurf

Aus der Skizzenarbeit entwickelte sich schrittweise eine prägnante Grundform. Der finale Entwurf basiert auf einer kompakten, zeitlosen Formsprache, die sich flexibel in verschiedenste Wohnumgebungen anpasst. Der Aufbau folgt dem Prinzip der formalen Reduktion durch die Nutzung der geometrischen Elementen Rechteck, Kreis und Linie.

Die rechteckigen Elemente formen den Korpus, zusammengesetzt aus Rückenlehne und Sitzfläche. Die geschwungenen, runden Armlehnen brechen den Kontrast zur strengen Linearität der anderen Sessel Elemente. Diese Kombination sorgt für eine visuelle Balance. Die hohe Rückenlehne und die gepolsterten Armlehnen entsprechen den Ergebnissen der Umfrage bezüglich Sitzkomfort. Das filigrane Fußgestell aus Metall ist eine Reminiszenz an zahlreiche exemplarische Entwürfe der Designgeschichte. Es verleiht dem Sessel Leichtigkeit und einen Wiedererkennungswert, ohne dabei dominant zu wirken. Die Trennung von Gestell und dem Sitzkörper ermöglicht eine modulare Bauweise, die sowohl die Reparierbarkeit als auch den Austausch einzelner Komponenten erleichtert, was ein relevanter Beitrag zur Langlebigkeit und ökologischen Verantwortung des Produktes ist. Als Bezugsstoff habe ich ein schwarzes Textilgewebe gewählt, das sich an den in der Umfrage geäußerten Präferenzen für neutrale Farben, wie auch an etablierten Designikonen wie der Lounge Chair von Charles und Ray Eames oder den Barcelona Chair von Mies van der Rohe orientiert. Schwarz steht dabei nicht nur für zeitlose Eleganz und Anpassungsfähigkeit, sondern überzeugt auch durch seine Alltagstauglichkeit und Pflegeleichtigkeit.

B.A.-Thesis

Werkschau

Persönliche Reflexion

Umfrage Ergebnisse: https://drive.google.com/drive/folders/1uXpEK36VbWdnILa7S5DApSQVHACuemEB?usp=share_link