Abstract Deutsch
Ausbildungsberufe leiden unter einem enormen Imageproblem. Ihnen fehlt die gesellschaftliche Legitimation und sie gelten als unattraktive Berufsperspektive.
Der zunehmende Fachkräftemangel verdeutlicht die daraus resultierenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen in Deutschland. Auch bestehende Ansätze wie Ausbildungsmessen, Betriebsbesuche, Social-Media-Kampagnean oder andere Veranstaltungen können die stagnierenden Ausbildungszahlen nicht umkehren.
Ein Teil der Herausforderung sind vor allem Jugendliche im Berufswahl-Alter. Es fehlt an einem Überblick an Möglichkeiten, Verständnis für zeitgemäße Ausbildungsberufe und tatsächlichen Perspektiven. Sie entscheiden sich immer seltener für eine berufliche Ausbildung. Auch Eltern spielen bei der Berufswahl eine entscheidende Rolle, da sie oft die erste Anlaufstelle sind und die finale Entscheidung des Kindes durch eigene Vorurteile beeinflussen können.
Wie können junge Menschen durch ein interaktives erlebbares Format
für die Attraktivität von Ausbildungen im Handwerk begeistert werden?
Ziel der Arbeit ist es, diese Fragestellung zu analysieren und ein Format zu gestalten, welches Perspektiven transparenter darstellt und Jugendlichen eine gezielte Orientierung in der Berufswahl bietet.
Abstract English
Apprenticeships suffer from an enormous image problem. They lack social legitimacy and are seen as unattractive career prospects.
The increasing shortage of skilled workers highlights the resulting social and economic challenges in Germany. Even existing approaches such as training fairs, company visits, social media campaigns and other events cannot reverse the stagnating training figures.
Key part of the challenge lies primarily with young people of career choice age. They lack an overview of opportunities, an understanding of contemporary training occupations and actual prospects. They are less and less likely to opt for vocational training. Parents also play a decisive role in career choice, as they are often the first point of contact and can influence the child's final decision through their own prejudices.
How can young people be made aware of the attractiveness of apprenticeships in the skilled trades sector through an interactive, tangible format?
The aim of the work is to analyze this question and design a format that presents perspectives more transparently and offers young people targeted orientation in their career choice.
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Wir haben ein Problem.
Ausbildungen haben ein Imageproblem
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Die Zielgruppe
Besonders betroffen von den Herausforderungen des Imageproblems, dem Fachkräftemangel und den berufsorientierenden Maßnahmen sind junge Menschen, die sich in der Orientierungsphase befinden.
Das bedeutet: Jugendliche ab der 8. bis hin zur 13. Jahrgangsstufe - also zwischen 13 und 20 Jahren.
Die Frage, wie es nach der Schule weitergeht, wird hier regelmäßig thematisiert. Oft sind dabei große Orientierungslosigkeit und Verunsicherung vorhanden: Trotz diverser Formate, die angeboten werden.
Verweis: Schleer, Christoph und Calmbach, Marc. Berufsorientierung Jugendlicher in Deutschland: Erwartungen, Sorgen und Bedarfe. SINUS-Studien. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, 2022. Aufgerufen am 19.04.2025 https://doi.org/10.1007/978-3-658-38591-0. S.73
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Social Media Analyse
Für ein noch tieferes Verständnis der Zielgruppe, deren Wahrnehmung, Ansprüche und Gedanken rund um das Thema Ausbildung, erfolgte eine Social Media Analyse. Diese wurde in Zusammenarbeit mit Christian Engelland (Head of Digital Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung der ad modum GmbH Agentur für Strategische Markenentwicklung) durchgeführt.
Dafür wurde vorab ein Fragenkatalog zusammengestellt, woraus anschließend die Anfrage für die zwei verwendeten Tools zur Datenerhebung, Awario und FanpageKarma, entwickelt wurde.
01. – Anerkennung von Ausbildungen/Image Ausbildung - ein negatives Image? - Ursprung: Warum haben Ausbildungsberufe
02. – Berufsorientierung: Welche Faktoren beeinflussen die Berufswahl von Jugendlichen?
03. – Anspracheformat - Relevanz - Hemmschwellen: Welche Relevanz haben physische Formate wie Messe, Workshops etc. in der Berufswahl von Jugendlichen (14-22)?
04. – Social Media: Welche Rolle spielt Social Media bei der Berufsorientierung von Jugendlichen und Eltern?
Die Grundlagendaten der Social Media Analyse sind hier zu finden.
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Der Realitätscheck
Für eine adäquate Einschätzung musste ich herausfinden, wie aktuelle Angebote aussehen, aufgebaut und strukturiert sind. Herauszufinden gilt, ob sie bei der finalen Entscheidung unterstützen, Hilfestellung und Orientierung geben oder komplett fehlschlagen?
Dafür wurden verschiedenste Veranstaltungen besucht und in Erlebnisprotokollen festgehalten.
Handwerk hat goldenen Boden, nur muss dieser noch sichtbar werden.
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Deine Zukunftsvision: Das Handwerk
Ein futuristischer Zukunftspfad für eine Perspektive im Handwerk. Ein begehbarer digitaler Tunnel, welcher spielerisch Jugendliche durch analoge Selbsttests für eine Karriere im Handwerk begeistert und ihnen eine Vision von sich selbst im Handwerk an die Hand gibt.
Anforderungsprofil
Um völlig zu funktionieren bedarf es eines WOW-Moments. Etwas das begeistert, mitreißt und aus eigener Motivation heraus die Jugendlichen zu einer Handlung bewegt. Gleichzeitig benötigt es interaktive Aktionen, etwas zum Mitnehmen, etwas das Spaß macht und einen spielerischen Charakter aufweist, emotional berührt, überrascht und auch für tolle Fotomomente sorgt.
Visuelle Ankerpunkte
Alle Handwerkskammern sind mit einem achteckigen Bildmarke versehen. Abgeleitet von einer Mutter als Symbol für das Handwerk. Symbolisch für eine Wabe. Diese wird für die Gestaltung als geometrische Grundform verwendet, um für Zugehörigkeit zu sorgen.
Visuell vereinigen sich alle Kammern durch die Kommunikation als „das Handwerk“. Daher wird die Farbigkeit, Schrift und die CI dieser Plattform verwendet.
Die Stationen
00.1 | LED-Pixelpaneele für provokative Ansprache
00.2 | Eingelassene Bildschirme für KI-generierte
Direktansprache als Antwort auf 00.1
01 | Onboarding und Erhalt goldenes Ticket
02 | Eingang in den immersive Tunnel
03 | Station 1 - ICH
04 | Station 2 - DU
05 | Station 3- WIR
06 | Deine Zukunftsvision: Handwerk
07 | Ausblick, Perspektiven, Next Stepps
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Transport
Variabilität
Für das ideale Nutzerszenario muss der Zukunftstunnel mobil sein. Dafür stehen die einzelnen Module auf Rollen und lassen sich zusammen in einem 7,5t LKW verladen und transportieren, um in einem neuen Kontext mühelos wieder aufgebaut werden zu können.
Praktikabilität
Besonders Relevant: Der Aufwand für Auf- und Abbau sollte so gering wie möglich sein, um die Praktikabilität zu erhöhen und jedem die Möglichkeit geben zu können, die Zukunftsmodule eigenständig platzieren zu können. Die Stromführungsschienen zwischen den einzelnen Modulen erleichtern auch die Einrichtung vor Ort. Die Abstände vor Ort sind somit immer definiert und können ohne große Mühen angebracht werden, da sie während der Ausstellung von oben aufliegen und zusätzlich befestigt sind, für den Transport aber eingeklappt werden können.
Fazit
Diese Maßnahme ist nur eine von vielen, die in diesem Prozess wirklich nötig sind.
Der Kern des Problems liegt viel tiefer: Was man tun kann, ist die Probleme adressieren, Aufmerksamkeit generieren und versuchen den Wert und den Zugang zu Handwerk greifbar zu machen. Gestaltung allein kann nicht alles lösen, kann aber eine Hilfestellung sein – sie kann unterstützen, ermutigen und begeistern für Dinge, die vorher nicht in Erwägung gezogen wurden. Aber im Kontext der beruflichen Orientierung und Begeisterung für das Handwerk braucht es mehr.
Folgende Probleme lassen sich herausstellen: Ausbildungen haben ein Imageproblem, Fachkräftemangel, fehlende Wertschätzung, veraltete Branchenvorstellungen und ein großes Faktendefizit sind nach wie vor Alltag und stehen einer erfolgreichen Orientierung ins Handwerk entgegen.
Das volle Potenzial von Handwerk muss sichtbar werden: Flexibilität, Kreativität, Stolz, Emotion und Individualität muss im Fokus der Kommunikation stehen. Denn Handwerk selbst ist mehr als Wirtschaftsmotor und Dienstleistung. Auch die Zugänglichkeit zum Handwerk muss erhöht werden. Handwerk darf sich nicht verstecken, sondern muss auch im Stadtkern eine tragende, sichtbare Rolle spielen.
Hier folgt daran anschließend ein Maßnahmenkatalog, um aufzuzeigen, was für Zukunft im Handwerk nötig ist.
Werkschau
Die Werkschau ist in Form eines Web-Portfolios dokumentiert. Dieses findet ihr hier .