Diese Bachelorthesis untersucht die Bedürfnisse von Menschen mit Down-Syndrom und deren Kontaktpersonen für eine barrierefreie Navigation im öffentlichen Nahverkehr. Ziel ist es, unterstützende Bedürfnisse für selbstständige Mobilität zu identifizieren und als Grundlage für eine App-Visualisierung zu nutzen. Der Fokus liegt auf einfachen, verständlichen Navigationslösungen, da bestehende Apps oft zu komplex sind. Ein Co-Design-Workshop mit Betroffenen sowie Expert*innen Gespräche und Expertinnen Interviews lieferten Erkenntnisse über die Bedürfnisse. Besonders herausfordernd sind Fahrplanänderungen und das Erkennen der richtigen Fahrtrichtung. Soziale Unterstützung – etwa durch vereinfachte Anweisungen oder Kontaktmöglichkeiten via Telefon oder KI – spielt eine zentrale Rolle für sichere, selbstständige Navigation.

Abstract English

This bachelor‘s thesis deals with the needs that arise for barrier-free navigation in public transportation for people with Down syndrome and their contact persons.

The aim of the thesis is to identify the underlying needs that support independent mobility and to use these as the basis for visualizing and communicating an app.

The focus is on identifying these needs.

Current navigation apps are not tailored to the requirements of people with Down syndrome and are often too extensive and too complex in terms of content.

In order to adapt the methodology to the target group, various studies were analyzed and suitable methods were combined. This resulted in a co-design workshop with people with Down‘s syndrome as well as additional perspectives from expert discussions and interviews. These were used to research needs, derive ideas and translate them into design concepts. In addition, basic skills were identified on the basis of studies and used to substantiate the needs.

The biggest challenge in independent navigation is changes to the timetable. While familiar and learned symbols are generally understood, there is still often uncertainty - for example when finding the vehicle or recognizing whether it is going in the right direction.

Social support plays a key role here, particularly by simplifying navigation instructions.

More comprehensible, queryable communication - for example with a contact person (preferably by telephone), the social environment or directly with the app in the form of voice or text-based artificial intelligence - can have a supportive effect.

Abstract Deutsch

Diese Bachelorthesis beschäftigt sich mit den Bedürfnissen, die für eine barrierefreie Navigation im öffentlichen Nahverkehr für navigierende Menschen mit Down-Syndrom und deren Kontaktpersonen entstehen.

Ziel der Arbeit ist es, die zugrunde liegenden Bedürfnisse zu erfassen, die selbstständige Mobilität unterstützen, und diese als Basis für die Visualisierung einer App zu nutzen und damit zu kommunizieren. Der Fokus liegt dabei auf der Identifizierung dieser Bedürfnisse.

Aktuelle Navigations-Apps sind nicht auf die Anforderungen von Menschen mit Down-Syndrom abgestimmt und oft zu umfangreich sowie inhaltlich zu komplex gestaltet.

Um die Methodik an die Zielgruppe anzupassen, wurden verschiedene Studien analysiert und geeignete Methoden daraus kombiniert. Daraus entstand ein Co-Design-Workshop mit Menschen mit Down-Syndrom sowie ergänzende Perspektiven aus Expert*innen-Gesprächen und Interviews. In diesen wurden Bedürfnisse erforscht, Ideen abgeleitet und in Gestaltungskonzepte übertragen. Zudem wurden grundlegende Fähigkeiten anhand von Studien identifiziert und zur Untermauerung der Bedürfnisse herangezogen.

Die größte Herausforderung bei der selbstständigen Navigation stellen Änderungen im Fahrplan dar. Während bekannte und erlernte Symbole grundsätzlich verstanden werden, herrscht dennoch häufig Unsicherheit – etwa beim Auffinden des Fahrzeugs oder beim Erkennen, ob es in die richtige Richtung fährt.

Hier spielt soziale Unterstützung eine zentrale Rolle, insbesondere durch die Vereinfachung von Navigationsanweisungen.

Eine verständlichere, abfragbare Kommunikation – etwa mit einer Kontaktperson (bevorzugt telefonisch), dem sozialen Umfeld oder direkt mit der App in Form einer sprach- oder textbasierten künstlichen Intelligenz – kann dabei unterstützend wirken.

Wireframes

Prototyp

AB DEM 14.07. Verfügbar:

https://www.figma.com/proto/5RJI3ZBxY9bjuzKmBH7EYa/Bachelor-Arbeit-App?node-id=80-137&t=8pdB4sJpoaOV0fGh-1

Workshop

Fazit

Forschungsmethoden für Menschen

Die Forschungsmethoden sollten – soweit möglich – an die Menschen und ihre individuellen Fähigkeiten angepasst sein, damit sie sich verständlich ausdrücken können. Wer sprachlich Schwierigkeiten hat, kommt womöglich besser mit Stift und Papier zurecht. Andere profitieren vielleicht eher von Klemmbausteinen wie LEGO oder Knete.

Vor der Planung eines Workshops sollte man sich intensiv mit der Zielgruppe befassen, Expert*innen nach geeigneten Methoden fragen und vor allem die teilnehmenden Personen selbst zu Rate ziehen. Im Workshop selbst ist es hilfreich, verschiedene Werkzeuge anzubieten – nicht nur eines.

Unterschiedliche Perspektiven konnten verschiedene Bedürfnisse in der App adressieren. So äußerte beispielsweise eine Betreuungsperson das Bedürfnis nach Sicherheit für die navigierende Person – etwa durch die Darstellung des Akkustatus oder eine Benachrichtigung beim Verlassen vertrauter Wege und Regionen. Solche Aspekte wären vermutlich allein durch den Workshop mit Menschen mit Down-Syndrom nicht hervorgegangen.

Bedürfnisse und Erkenntnisse

Die größte Herausforderung stellt der Ausfall eines Fahrzeugs dar – insbesondere beim Schienenersatzverkehr. Hier muss ein neuer, unbekannter Weg gefunden werden. Genau in diesen Situationen benötigen die navigierenden Personen Unterstützung – sowohl beim Verstehen, dass ein Fahrzeug ausfällt, als auch bei der Auswahl eines alternativen Verkehrsmittels. Die Wegführung zum Ersatzfahrzeug sollte daher möglichst verständlich dargestellt werden.

In solchen Fällen greifen die navigierenden Personen bevorzugt auf telefonische Unterstützung durch eine Kontaktperson zurück, die ihnen den neuen Weg per Gespräch oder Chat erklärt. Informationen werden dabei oft auf unterschiedliche Weise abgefragt oder beschrieben. Ähnliche Begriffe mit vergleichbarer Bedeutung werden häufig verstanden. Beim Telefonieren oder Chatten könnte künstliche Intelligenz eine hilfreiche Unterstützung sein – diese wurde im Workshop akzeptiert.

Eine vereinfachte, visuelle Darstellung mit Symbolen und Text zu bevorzugten Orten, in der Ziele zunächst ohne Karte angezeigt und über eine Drag-Interaktion ausgewählt werden können, wurde als besonders hilfreich empfunden – ergänzt durch die Option, bei Bedarf eine Karte aufzurufen. Beim Text ging eine personalisierbare Abkürzungen und Großschreibung als nutzlich hervor. Auch Einfache und Leichte Sprache unterstützt sehr und wird als wichtig erachtet.

Ein weiteres Bedürfnis ist die Gewissheit, dass man in den richtigen Zug eingestiegen ist, der auch in die gewünschte Richtung fährt. Hier fehlt bislang eine klare visuelle Rückmeldung – denn diese Information wird derzeit meist nur textbasiert angezeigt.

Workshop als Methode

Ein Workshop – und auch das User Interface – sollte stark visuell ausgerichtet sein und dabei helfen, sich wichtige Informationen besser zu merken. Beim in dieser Studie durchgeführten Workshop zeigte sich, dass ein visueller und nachvollziehbarer Aufbau unterstützend wirken kann.

Trotz erschwerter auditiver Verarbeitung wurde in den Expertinneninterviews häufig betont, dass telefonische Kommunikation mit Betreuungspersonen regelmäßig stattfindet und dabei hilft, komplexe Inhalte im Gespräch verständlich zu machen.

Der zeitliche Rahmen sollte sich an den Teilnehmenden orientieren und flexibel gestaltet sein. Ich empfehle eine Dauer von etwa 30 bis 90 Minuten – idealerweise mit Pausen oder Unterbrechungen. Zudem sollte die Möglichkeit bestehen, sich auch visuell auszudrücken – sowohl für die Teilnehmenden als auch für die Leitenden. In diesem Sinne erwiesen sich Stift und Papier als hilfreiches Mittel, um Ideen und Gedanken schnell zu visualisieren.

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