Die Legende

silberpfeile_frontal_1280.png

'Silberpfeil' ist die inoffizielle Bezeichnung der deutschen Grand-Prix-Rennwagen von Mercedes-Benz und Auto Union von 1934 bis 1939. Durch die Erfolge dieser Fahrzeuge im internationalen Automobil-Rennsport, welche nicht zuletzt auf damals bahnbrechenden Konstruktionen und mechanischen Neuheiten beruhten, wurde der Begriff „Silberpfeil“ international zum Mythos. Während man damit im deutschsprachigen Raum heutzutage jedoch fast ausschließlich Fahrzeuge der Marke Mercedes-Benz in Verbindung bringt, so sind im Ausland - insbesondere in Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika - die Rekordfahrzeuge der Auto Union beinahe populärer.

Die Auto Union AG war ein deutscher Automobilkonzern, der 1932 durch den Zusammenschluss der Unternehmen Audi, DKW, Horch und der Automobilabteilung von Wanderer entstand. Obwohl es sich damals im internationalen Rennsport zwischen Größen wie Bugatti und Mercedes um einen völligen Newcomer handelte, konnte sich das Unternehmen durch junge, talentierte Fahrer wie Bernd Rosemeyer mit schnell eintretendem Erfolg weltweit einen Namen machen.

silberpfeile_menschen_1280.png

Insbesondere der 1936 von Ferdinand Porsche entwickelte Auto Union Typ-C brachte es zu einer Ikone des Rennsports. Während die Motoren bis dato auch in Rennfahrzeugen stets in der Frontpartie platziert wurden, konnte mit diesem Modell aufgrund der revolutionären Mittelmotor-Anordnung hinter dem Fahrersitz ein enormer Vorteil errungen werden.

Mit Beginn des Jahres 1937 wurde das Fahrzeug im Zuge der durch die NS-Propaganda geförderten Rekordfahrten in Deutschland stromlinienförmig verkleidet und konnte in den folgenden Monaten etliche Geschwindigkeitsrekorde aufstellen. Aufgrund dieser legendären Rekordfahrten von Rosemeyer mit Geschwindigkeiten von über 400km/h gilt die Auto Union 'Stromlinie' heute als eines der berühmtesten Rennautos aller Zeiten.


Der digitale Nachbau

Um den Aufbau und die Gestalt des originalen Stromlinien-Rekordwagens zu verstehen und einen anschaulichen Vergleich mit der Neuinterpretation zu ermöglichen, wurde zu Beginn des Projekts ein detailliertes und möglichst maßgenaues digitales Modell des Klassikers erstellt. Zur Umsetzung dienten dabei technische Zeichnungen des ursprünglichen Auto Union Typ C ohne Stromlinienverkleidung, sowie ein 1:18 Maßstabsmodell der im Jahre 2000 von der Audi AG angefertigten Replika des Stromlinienwagens.

Der Aufbau erfolgte mit der Software Autodesk Alias Automotive 2012 im Rahmen des entsprechenden Grundkurses bei Erik Skoglund vom Volkswagen Design Center Potsdam.

schreibtisch_01_1280.png
alias_1937_topside_1280.png


Die Neuinterpretation

Auf dem Weg zu einem schlüssigen Redesign wurde die Silhouette der Karosserie schrittweise den gängigen Proportionen moderner Supersportwagen angepasst. Bereits erste Skizzen zeigen deutliche flacher verlaufende Schulterpartien in Form der Radkästen, welche das Fahrzeug kräftiger und tiefer liegend wirken lassen.

skizzen_01_1280.png
rittwage_as75c_s_1280.png

75 Jahre nach der Premiere des Originals auf der Avus, als Bernd Rosemeyer das Fahrzeug auf den Geraden zu einer Geschwindigkeit von 380 km/h brachte, verbindet der Entwurf die markanten Proportionen mit typischen Merkmalen der Formsprache heutiger Audi-Modelle. Dazu zählen beispielsweise der Singleframe-Grill oder die harte Schulterkante, welche in diesem Fall das Fahrzeug schließend umläuft und somit optisch in zwei Segmente teilt.

alias_2012_topside_1280.png

Als Basis für den Aufbau des digitalen Modells wurden die wesentlichen Spezifikationen des aktuellen Supersportwagens der Audi-Modellpalette, dem R8, genutzt. Somit erscheint das Redesign wesentlich kompakter, indem es bei breiterer Spur aber ähnlichem Radstand mehr als einen halben Meter kürzer ist als das Original. Durch geometrische Abhängigkeiten der Kanten und Spalte wurde versucht, die schlichte Eleganz des Vorbilds beizubehalten.

rittwage_as75c_01_1280.png

Eine stilisierte Jubiläumszahl befindet sich im finalen Entwurf deutlich sichtbar seitlich hinter den vorderen Radhäusern. Diese Wortmarke soll den Betrachter stets auf die beachtliche zeitliche Differenz zwischen beiden Modellen hinweisen und so auch die Zeitlosigkeit der Gestaltung des Originals verdeutlichen.

Der finale Fahrzeugentwurf zeigt die Vision einer Hommage der Audi AG an eine Ikone der eigenen Firmen- und der internationalen Rennsportgeschichte, welche sowohl technisch als auch gestalterisch Maßstäbe setzte. Man stelle sich nur einen neuen „Silberpfeil“ elektroangetriebene Geschwindigkeitsrekorde aufstellend vor..

rittwage_as75c_03_1280_400.png
rittwage_as75c_02_1280.png
rittwage_as75c_03_1280.png
rittwage_as75c_05_1280.png


Lukas Rittwage | 2012