• 17 Digitalfotografien (13 Bilder in 13x19 cm, 4 Bilder in 20x30 cm)
  • Ausbelichtet auf Fujifilm Matt bei Saal Digital

friedenau.

ich weiß gar nicht, was genau ich hier suche. fühle mich irgendwie fremd in einer stadt, die so lang mein zuhause war. fühle mich aber auch komisch vertraut, denn ich kenne den weg vom bahnhof zum haus noch intuitiv. zurückkehren fühlt sich mittlerweile immer ein bisschen wie nachhausekommen an. sehen, was sich verändert hat, aber auch, was für immer gleich bleiben wird.

die luft hier liegt voller erinnerungen, funken einer unbeschwerten zeit, in der irgendwie immer sommer war und der sand auf dem spielplatz so weich, dass er nicht zwischen den zehen kratzte. der weg nach hause war gesäumt von blumen, die aus den vorgärten hervorragten und vielleicht würde man dann noch ein löwenzahn pflücken und es an anderer stelle wieder verfüttern, denn was für sorgen hatte man, wenn nicht die, ob es heute lieber mango oder schokolade oder doch erdbeere sein sollte? es war immer mango, denn damals war einfach alles einfach.

später folgten nur unausgesprochene wahrheiten und ausgebliebene konversationen. friedenau hält alle schönen erinnerungen, wie ein kleines marmeladenglas, in das ein leben eingeschlossen wurde, das ich jetzt nicht mehr führe. du bist die heimat, die nie eine werden durfte. ich vermisse den kiez, in dem ich meine jugend verbracht hätte. ich vermisse meine freunde, die ich nicht zurückgelassen hätte. ich vermisse die person, die ich geworden wäre. doch nicht zurück zu kehren war immer einfacher. 

und jetzt bin ich doch weider hier und frau behrens verkauft immer noch torten und am samstag ist markt, marcello, in dessen pizzeria ich das erste mal cola trinken durfte, saß später im knast aber das haben die leute jetzt gar nicht mehr in erinnerung, denn jetzt trinkt man da, wo ich cola trank, matcha latte. im orangenen haus wohnen jetzt wieder kinder, mein altes zimmer wird jetzt zum arbeiten genutzt – mich überkam neulich der mut und ich stand wieder drin – im hof wird fahrradfahren geübt und gegrillt. und es macht mich glücklich dass dieser ort, der 10 jahre lang meine ganze welt war, gar nicht darauf gewartet hat, dass ich zurück komme. hier hat sich nicht viel verändert, in mir dafür umso mehr.

hängung.

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werkschau.

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