In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Dokumentation des Kurses »Experiment & Strategie« bei Prof. Sven Völker (WiSe 19/20)
Unsere erste Aufgabe bestand darin (ohne die schlussendliche Aufgabenstellung zu kennen) etwas in der Bibliothek zu stöbern und uns ein Buch auszusuchen, das wir interessant fanden. Basierend auf diesem Buch galt es eine Filmstory und dazugehörige grafische Requisiten zu entwickeln.
Ich finde ältere Anleitung zu technischen Sachlagen grundsätzlich faszinierend, da sich Technologie innerhalb der letzten 30-40 Jahre rasend schnell und immernoch beschleunigend weiterentwickelt. Und genau da passt dieses Buch (eher Heft) ausgesprochen gut rein. Ich hatte auch eines über Word 6.0 in der Hand, doch die reine Design-Absurdität vom oben abgebildeten Heft hat mich überzeugt.
Die dazugehörigen Dateien konnte ich über archive.org (Wayback Machine) wiederfinden (direkter Download) und somit auch direkt in meinen Requisiten und dem Plakat verwenden.
Nach der Apokalypse ging es ums Überleben. Wissen ging verloren. Die Selbstverständlichkeiten einer einstigen Zivilisation: vergessen.
Mr. Connare findet sich im Netz einer Öko-Marxistischen Kommune wieder, die versucht ihren Lebensweg zu propagieren. Mittels modernster noch existierender Technik und dem Abenteuersinn ein verlorenes Lehrbuch zu finden, begeben sich Mr. Connare und Ratsvorstand Mrs. Stern auf die Reise zu einem roten Morgen. Doch die Nacht ist lang und im Dunkeln lauern Gefahren.
Christoper Lee - Archibald Connare
Saoirse Ronan - Mrs. Stern
In weiteren Rollen: Jessica Barden, Alex Lawther, Daniel Kaluuya, Katie Leung
Regisseur: Alfonso Cuarón
Musik: Philip Glass & Rival Consoles
Genre: Drama
Länge: 120min
Schon mit dem Plakat habe ich versucht eine Art erste Requisite zu schaffen. Mit der amateurhaften Pseudo-Sowiet-Ästethik soll es so wirken, als wäre es innerhalb der Handlung des Filmes entstanden und nicht nur inhaltlich sonder auch formal auf den Film einstimmen.
Detailliertere Handlungsbeschreibung:
- postapokalyptische UK ~ 2065 (Apokalypse ~ 2020) (z.B. Gasmasken wenn man rausgeht); Grund der Apokalypse ist unklar
- MS-Gang (Öko-Marxisten) in verlassenem Krankenhaus (erst Keller als Base, dann auch weiter nach oben)
- in einem Büro in Oberetage alter 90er/00er Jahre PC mit XP und Paint Shop Pro 6
- konnten Elektrizität wiederherstellen und PC funktioniert noch
- wollen weitere Gebietsansprüche durchsetzen, aber nicht durch Tyrannei sondern Propaganda
- alle zu jung um PSP6 oder PC benutzen zu können
- kidnappen Archibald Connare (*1994) um Plakate, Flyer zu erstellen
- um seine Familie zu beschützen willigt er ein
- er weiß zwar Computer zu bedienen, doch PSP6 nicht
- sie finden heraus, dass es noch eine deutsche Anleitung in einem nahe gelegenen Archiv geben könnte (Archibalds Mutter war Deutsche -> er versteht Deutsch)
- planen und begeben sich auf den gefährlichen Weg zum Archiv, welches in feindlichen, faschistischen Gebieten liegt
- Archiv von anderer Gang besetzt und HQ gegenüber, werden nahezu erwischt, schaffen es aber doch unbemerkt
- neben dem PSP6 Heft auch Buch über sowjetische, visuelle Propaganda und besorgen Druckerpatronen in der Hoffnung, dass sie noch funktionieren
- Archibald -> Stockholm-Syndrom
- studiert Tutorial-Heft, findet raus, dass auf dem PC durch Sektoren-Errors der Festplatte nur noch ein Font übrig ist: Comic Sans
- erstellt erste Propaganda-Flyer, die in neutralen Gebieten verteilt werden entlang einer Schneise von wiederhergestellter Beleuchtung (Flyer haben Erfolg)
- in a nutshell: Sowjetische Propaganda + Comic Sans + Mona Lisa + Marx Zitate
- Ratsvorstand wird bei Sturm von Windrad erschlagen, auf dem Weg die Solarpanel zu sichern
- Archibalds Familie kommt hinzu
- Propaganda funktioniert, die Anhägerschaft vergrößert sich und Prinzipien werden verfolgt
- letzte Szene: Blue Screen of Death am XP-Rechner
- Filmende?
- Archibald wacht im Krankenhaus auf (gleiches); 10 Jahre später; Öko-Sozialismus hat sich auf Stadtebene durchgesetzt
- er ist zusammengebrochen, Koma -> ins Krankenhaus eingeliefert, dadurch Flashback getriggert
- wird vom Infrastrukturbeauftragten (auch von früher) besucht; für Zuschauende wird klar, dass nicht die absurd schlechten Propagandaplakate Erfolg hatten, sondern das Wiederher- und Bereitstellen von Infrastruktur
- kommt nach Hause, legt Gasmaske ab und nimmt sich ein Buch und liest (1984)
-> Hint: trotzdem nicht alles gut; Rest der Gesellschaft baut sich auch wieder auf (auch technologisch) allerdings unter patriarcharlischer, techno-autoritärer Leitung
Ich habe mich bei meinen Requisiten auf Karten konzentriert, da diese meiner Meinung nach in einem postapokalyptischen Überlebensszenario innerhalb eines urbanen Raumes absolut essentiell sind.
Die erste Karte ist eine Umgebungskarte, welche über die Jahre geführt wurde. Sie ist auf einem Bettlaken entstanden, da dies eine der verfügbare Ressourcen im Keller des Krankenhauses war. Zusätzlich ist ein Bettlaken auch materiell sinnvoll: relativ reißfest, verwischt nicht so schnell, macht keine Geräusche, ist kompakt und auch mit Rückbeleuchtung lesbar. Nichtsdestotrotz gibt es bereits erhäbliche Gebrauchsspuren bis hin zu zugeklebten Rissen und Brandspuren. Es wurde mit verschieden Medien gezeichnet: Zuerst mit Bleistiften, Kohle etc. da diese auch am langlebigsten sind. Als auch die oberen Etagen erkundet wurden kamen natürlich noch funktionierende Kugelschreiberminen hinzu. Die direkte Umgebung des Krankenhauses ist sehr genau kartiert worden und es wurden dezentrale Lager, Eingänge, Einfahrten, Beobachtunsposten und nicht mehr durchgänginge Straßen markiert. Im Norden sind neutrale Gebiete, die mittelgut kartiert sind und um dessen Beeinflussung es geht. Im Südwesten sind die feindlichen, faschistischen Gebiete (getrennt durch die große, rot markierte Straße südlich der Bahnschienen), die logischerweise kaum erkundet wurden.
Kontext: Der Beauftragte für Infrastruktur zeigt dem Rat eine vorher nicht passierbare Straße, die wieder zugänglich gemacht wurde.
Die zweite Karte befindet sich auf der Rückseite des ersten erstellten Flugblattes. Sie ist ein simplifizierter Kartenausschnitt damit Interessierte die Anlaufstelle finden können (die aufgrund der Öffentlichkeit der Karte nicht gleich der Basis ist). Dargestellt wird nur ein Teil des Krankenhausgeländes und der südliche Teil der neutralen Gebiete, da dort die Flugblätter verteilt wurden und sich dort die Zielgruppe befindet.
Ohne, dass es ursprünglich beabsichtigt war, kam mir die langsam leerwerdene Tintenpatrone ästethisch und kontextuell sehr zu Gute.
Kontext: Es wurden an verschiedenen Stellen Lampen wiederbelebt und dort auch die Flugblätter verteilt. Wie sich später herausstellte, war die Infrastruktur die viel bessere Propaganda.
Die dritte und letzte Karte ist wieder ein simplifizierter und auf das Wichtigste reduzierter Ausschnitt auf dem der Plan dargestellt wird, wie mit zwei Gruppen der Weg zum Archiv bewältigt werden soll. Diese gibt es in mehrfacher Ausführung für alle Mitglieder*innen und sind wieder auf Bettlaken aufgetragen. Während der Mission hat Jede*r die Aufgabe die Umgebung zu kartieren.
Ich habe hier größtenteils ähnliche Techniken zur Alterung benutzt, wie bei der ersten Karte. Lediglich nicht ganz so extrem, da diese Variante nicht so alt und weniger benutzt ist.
Kontext: Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus kommt Archibald Connare wieder nach Hause, legt seine Gasmaske ab und nimmt sich Orwells 1984. Dies ist eine Andeutung auf die noch immer bestehenden postapokalyptischen Umstände und die Entwicklung der Gesellschaft außerhalb dieser öko-sozialistischen Stadt hin zu einer patriarcharlischen, techno-autoritären Dystopie. Auf dem Wandboard neben der Tür steht der gerahmte Plan, den er vom Beauftragten für Infrastruktur geschenkt bekam.
If you love it, you don't know much about typography [but] if you hate it, you really don't know much about typography, either, and you should get another hobby.
Vincent Connare, Designer von Comic Sans
Jenny Holzer bei archive.org (dort gibt es einige Videos ihrer Arbeit)
Große Retrospektive @ Blenheim Palace
super Dissertation zur Geschichte der Installation von Sotirios Bahtsetzis
Einteilung Installationskunst n. Rosenthal (dt. Zusammenfassung)
Dan Flavin (Lichtkunst mit Neonröhren)
Anish Kapoor
Marina Abramović
Ólafur Elíasson
Varsha Nair
Manaf Halbouni
Christo & Jeanne-Claude
Ai Weiwei
Der Intercept-Artikel, aus dem ich die Texte auf dem LED-Display rausgezogen habe: The Crimes Of SEAL Team 6
Die genauen Textstellen, die ich verwendete gibt es hier. (direkter Download)
Die ausführliche Quellenangabe ist hier zu finden. (direkter Download)
Es lebe die Absurdität!
Das Entwerfen, Testen und Umsetzen einer ortsspezifischen Intervention innerhalb eines Budgets von 10€.
Seit Oktober 2016 ist die Gemeinschaftsunterkunft Ostpreußendamm mal mehr mal weniger mein Arbeitsort. Ich habe dort ein Jahr lang Vollzeit einen Bundesfreiwilligendienst absolviert und wurde danach in die IT-Koordination der milaa gGmbH (Träger) übernommen. Wir haben seitdem noch zwei weitere GUs eröffnet und noch einige andere Standorte (Obdachlosen- und Jugendhilfe), doch auf Grund der Nähe zu Potsdam ist die GU-OPD größtenteils mein Hauptarbeitsort geblieben, mit dem ich mich auch persönlich sehr verbunden fühle. Deshalb fiel mir die Auswahl eines Ortes nicht besonders schwer.
Eine Flüchtlingsunterkunft ist an sich schon ein interessanter Ort. Alle scheinen sich an den Diskussionen um sie beteiligen zu müssen, aber wie viele von denen haben je eine Unterkunft von innen gesehen oder verstehen dessen Dynamik?
Es ist eigentlich ein Ort der Gegensätze. Ein Ort der Sicherheit, aber doch herrscht die Unsicherheit. Ein Ort des Lebens, aber wirklich leben lässt es sich dort nicht. Ein Ort verbundener Menschen, dabei sind sie sich doch fremd.
- Gemeinschaftsunterkunft für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge, Ostpreußendamm 108, 12207 Berlin (Steglitz, Lichterfelde)
-August 2015 eröffnet
- offizielle Kapazität: 296; aktuell belegte Plätze: 243
- Verteilung Nationalitäten Top 5:
Afghanistan (39), Eritrea (37), Syrien (32), Somalia (25), Irak (18)
- Gemeinschaftsbäder und -küchen
- hauptsächlich 2er-Zimmer (~15,4m²); einige auch zu Familienzimmer verbindbar
- einige Familienzimmer mit Küche und WC
- Querschnitt durch Kulturen und Gesellschaftsschichten; entlang des Ganges und hinter jeder Tür
- die verschiedensten Menschen an einem Ort
- der verschachtelte Gang symbolisiert für mich Weg von Ankunft in Deutschland bis zu einem menschenwürdigen Leben: lang und das Ende ist erst nicht erkennbar, obwohl man weiß, dass es da sein muss
- blaues Linoleum: Wasser; Form der Lampen, warmes Licht: Sonne -> Balanceakt; beides schenkt Leben, beides kann es nehmen (dieses Bild funktioniert nur in diesem Gang: Linoleum im EG grün und im 2. OG gelb)
- Geräusche des Lebens: Kochen, Musik, Duschen, Klirren des Geschirrs, Laufen durch den Gang, Rascheln der Tüten nach dem Einkauf, Kinderschreien, Türen, Schlüssel, Diskussionen, Lachen, Fernseher
Meine grundsätzliche Arbeitsweise läuft meist in der Form ab, dass ich erst alles an Ideen auf das Projekt loslasse und früher oder später damit anfange zu reduzieren. In diesem Fall wurde ich ganz eindeutig von meinem vorhergehenden Referat über Jenny Holzer und die Installationskunst beeinflusst, sodass ich viele Konzepte daraus übernahm und kombinierte (Projektion, Licht-Installation, Performance etc.) und mal mehr, mal weniger in den Kontext der Assoziationen aus meiner Feldforschung setzte.
Für mich war allerdings von Anfang an klar, dass es in der Form konzeptuell wesentlich zu viel war und auch logistisch etwas schwieriger umzusetzen wäre, sodass ich mich entschied für meinen Prototypen die Projektion der Menschenrechte auszuprobieren.
Allerdings wollte ich diese nicht nur -an sich- entlang laufen lassen, sondern habe sie etwas dem Kontext angepasst. Die Verzerrung der Menschenrechte ist hier 1:1 übertragbar, als auch eine visuelle Analogie, die sich irgendwo zwischen Wolken und diakaustischen Mustern von Wasser befindet.
Für die finale Umsetzung habe ich mich wieder etwas auf meine ersten Assoziationen aus der Feldforschung besonnen: Wasser und Sonne. Diese habe ich um Papierschiffe ergänzt, welche ich in einem kleinen Workshop mit einigen Kindern aus der Unterkunft faltete. Deren Aufgabe war es ihre Wünsche oder Träume auf die Schiffchen zu schreiben (bzw. schreiben zu lassen) und diese schlussendlich frei im Flur zu platzieren (ursprünglich hatte ich nicht gedacht, die Schiffchen auch an den Wänden zu positionieren, weil ich mir auch nicht sicher bin, was das bedeuten soll. Allerdings wollte ich den Kindern in dem Moment auch keine Limits setzen).
Die Positionierung der (meisten) Schiffe am Boden zwingt auch zu einem Perspektivwechsel, wenn man lesen möchte, was dort geschrieben steht. Einen Perspektivwechsel, den im politischen Kontext die wenigsten Menschen gewillt sind zu vollziehen. Es ist auch im Generationenvergleich relevant und in dem Fakt, dass ich den Workshop mit den Kindern durchgeführt habe, da es auch eine Referenz auf den Film „The Florida Project“ von Sean Baker, der auch cinematographisch aus der Perspektive von Kindern erzählt wird, ist.
Die Schiffchen haben damit ein Ziel und suchen nach Land (Sicherheit, Versorgung, Zwischenstop). Dieses könnte in dem verschachtelten Korridor hinter der nächsten Ecke liegen oder erst gar nicht existieren, aber das findet man nur heraus, wenn man weitersegelt. Dies gilt natürlich für all unserer Leben, aber meiner Meinung nach für Menschen mit Fluchterfahrung ganz besonders, die auch schon einen weiten Weg (meistens wortwörtlich) hinter sich haben.
Der Titel, welchen ich auf ein oranges (Rettungswesten, Seebrücke etc.) Papierschiff geschrieben habe, ist ein Auszug aus Artikel 14 der UN-Menschenrechtskonvention und soll auf eben diese Suche innerhalb des Fluchtkontextes anspielen.
Article 14.
(1) Everyone has the right to seek and to enjoy in other countries asylum from persecution.
(2) This right may not be invoked in the case of prosecutions genuinely arising from non-political crimes or from acts contrary to the purposes and principles of the United Nations.
Universal Declaration of Human Rights
Das zweite Bild, welches sehr nahe liegt ist etwas direkter und bezieht sich auf die konkrete Fluchterfahrung: Mit einem kleinen überfüllten Boot über das Meer in Richtung unserer Festung Europa, einer unbestimmten Zukunft. Sich in Sicherheit zu begeben bedeutet Lebensgefahr, aber mit einem Traum und Gottvertrauen. Doch selbst, wenn das Land erreicht wird, heißt es nicht, dass man im Kopf das Boot verlassen hat, wenn man weiß, dass es jeden Tag passieren könnte, dass die Polizei morgens um fünf in das, was andere deine Wohnung nennen eindringen und dich abschieben.
Ich habe mir das Papierschiff ausgewählt, da es universal ist und vermutlich fast überall auf der Welt verstanden und erkannt wird. Es ist visuell einfach und innerhalb von wenigen Minuten kann man lernen es zu falten. Doch es ist auch etwas Paradox: ein Schiff aus Papier? Wenn man darüber nachdenkt führt dieser Gedanke meiner Meinung nach plötzlich eine Art Unsicherheit in ein anderweitig neutrales, eher friedliches Symbol ein.
Die Projektion dient in diesem Bild als Wolken. Sie schützen an einem heißen Tag vor der Sonne (Lampen), so wie die Menschenrechte Menschen schützen sollen. Aber wenn man in das Boot steigt denkt niemand daran, dass es ja eigentlich den Artikel 14 der Menschenrechtskonvention gibt, der einen beschützen soll und auch im weiteren Verlauf scheinen diese Artikel genauso gut zu beschützen, wie die Projektion die Lampen (Sonne) verdunkelt: gar nicht.
Besonders durch das Jenny Holzer/Installationskunst Referat hat mir dieses Projekt durchaus zugesagt und auch, weil ich schon lange mal in die Richtung (Licht-)Installation mich bewegen wollte. Doch schlussendlich bin ich mit dem Ergebnis relativ unsicher. Prinzipiell mag ich das Konzept und den Gedanken dahinter, sehe aber die visuelle Umsetzung als etwas schwach an (und ich werde an diesere Stelle nicht mit Duchamps Anti-Retinalität argumentieren). Dies lässt mich auch überlegen, ob nicht eventuell einer meiner anderen Ideen (siehe z.B. Performance + LED-Display) besser funktioniert hätten (sie wären definitiv auf Bildern präsenter gewesen). Möglicherweise lag es auch am Ort. Die Erfahrung, dies mit den Kindern umzusetzen und auch einige Gespräche mit den Bewohnern*innen zu führen, die aus der Tür kamen und sahen, dass ihre sonst so statische Umgebung sich verändert hatte, war in jedem Fall interessant, aber es ist nunmal nicht die selbe Interaktion, wie man sie an einem öffentlichen Ort erfahren würde.
Von dem 10€-Budget habe ich nichts verbraucht.
Ein besonderer Dank gilt der Leitung (Sean & Tina) und der Kinderbetreuung (Judith & Alex) der GU-OPD.
Für die letzte Kurseinheit vor Weihnachten galt es Vorlagen vorzubereiten um diese gemeinsam am RISO zu kombinieren.
Die experimentelle Gestaltung eines Flyers für ein Event in diesem Jahrzent. Die Umsetzung sollte so analog wie möglich geschehen, um ähnlich wie beim RISO-Projekt dem Zufall eine Chance zu geben.
Format: A5 / SW-Druck / Auflage: 30
Der Piano Day ist eine von Nils Frahm initiierte Aktion, die, auf Grund der Tastenanzahl der meisten Pianos, am 88. Tag des Jahres mit vielen Veranstaltungen, groß und klein, alles rund um das Piano zelebriert. Ich habe mir aus dieser Reihe konkret das Event im silent green in Berlin herausgesucht.
Why does the world need a Piano Day? For many reasons. But mostly, because it doesn’t hurt to celebrate the piano and everything around it: performers, composers, piano builders, tuners, movers and most important, the listener.
Nils Frahm
Für dieses Projekt wollte ich eine weitere, klassische Glitch Art Form ausprobieren: Dem Scan-Glitching. Dabei bewegt man das Objekt während des Scannens. Diese Methode schien mir den experimentellen Charakter und die Arbeit mit dem kontrollierten Zufall gut aufzugreifen. Mein Versuch war es für die Vordergrund-Element möglichst flüssige Formen zu erzeugen und eine Eigenschaft des Klavierspielens, die ich persönlich sehr interessant finde, zu spiegeln. Denn das Klavier hat, im Gegensatz zu den meisten Saiteninstrumenten, keine Möglichkeit ein Portamento zu erzeugen und besitzt auch allgemein nicht viele Modulationsmöglichkeiten. Doch können, besonders durch schnelle Arpeggios oft sehr fluide Strukturen entstehen (z.B. bei Philip Glass oder Lubomyr Melnyk).
Einen der Alu-Scans habe ich auch mal als Height Map ausprobiert, da einige mich sehr an eine Alien-Landschaft erinnerten:
Einer der angeregten Umsetzungsmöglichkeiten war die Verwendung von farbigem Papier (oder anderen Sorten) um trotz des Schwarz-Weiß-Druckes aufzufallen. Doch letztendlich lief mir das Unbedingt-Auffallen-wollen etwas gegen den Sinn des Piano Days, an dem nicht nur das Piano an sich, sondern auch die Prinzipien des Friedens und der Stille, propagiert werden sollen. Musik entsteht nunmal nicht nur durch Noten, sondern auch Pausen. Durch laut, aber auch durch leise. Die Lautstärke einer Werbewelt widerstrebt dem Konzept des Piano Days grundsätzlich. Die Zielgruppe, welche angesprochen werden soll, ist auch nicht solche, die gleich auf den ersten flashy-bunten Flyer anspringt, sondern vielleicht nochmal ein zweites Mal hinschaut und ein Auge für die Stille hat.
Zusätzlich passt Schwarz-Weiß auch genau in das Farbschema eines Klaviers.
Da ich mich schon seit geraumer Zeit für Film und allen dazugehörigen Disziplinen begeistern kann (und dementsprechend auch selber bei Gelegenheit umsetze), fiel das erste Projekt exakt in meinen Interessensbereich. Die Art und Weise von einem mehr oder weniger zufälligen Gegenstand ein Projekt aufzubauen empfinde ich als eine besonders spannende Methode Kreativität auf unterschiedlichen Ebenen in Gang zu setzen. Es regt meiner Meinung nach auch eine multidisziplinäre Arbeit an, da es nicht darum geht ein Projekt in Programm x umzusetzen, sondern zu schauen, welche Technik am Besten zu dem angestrebten Ziel passt.
Im Rahmen des Kurses haben mich desweiteren die Vorträge, besonders natürlich die Erarbeitung meines Eigenen, sehr beeinflusst und ich konnte viel an Inspiration und möglichen Arbeitsweisen für mich mitnehmen.
An mein Referat über Jenny Holzer und die Installationskunst im Allgemeinen konnte die Ortsintervention nahtlos anknüpfen. Ich hatte die Möglichkeit einige Themen, die ich vorher theoretisch behandelt habe, praktisch auszuprobieren. Auch wenn ich, wie oben schon beschrieben, nicht vollkommen zufrieden mit meinem visuellen Ergebnis bin, war es dennoch eine wichtige Erfahrung und mindestens ein erster Schritt in eine Richtung, die ich früher oder später noch etwas ausführlicher erkunden möchte.
Allgemein empfand ich den Kurs durchaus ertragreich. Da ich mich seit einigen Jahren viel mit Glitch Art und ähnlichen experimentellen Formen auseinandersetze, konnte ich gut dort andocken und meinen Horizont um neue Inspirationen, Ansätze und Erfahrungen erweitern.